Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Junge, der Träume schenkte

Der Junge, der Träume schenkte

Titel: Der Junge, der Träume schenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
Vom Netzwerk:
wieder, zögerten den Moment hinaus, ließen ihn erträumen, herbeisehnen, fürchten. Nachdem Christmas mit den Fingern unter den Schlüpfer und durch einen dichten Flaum geglitten war, fand Christmas Maria warm und feucht vor. Bereit, geöffnet, verlockend, hingegeben.
    Maria zuckte bei der Berührung zusammen.
    »Wir müssen leise sein«, flüsterte Christmas ihr ins Ohr.
    Die Antwort war ein atemloses, sehnsuchtsvolles Stöhnen.
    Da forschte Christmas nach dem Zentrum des Verlangens – der kleinen, weichen und zugleich festen Wölbung, die ihm die Kellnerin gezeigt hatte, um ihn in das Geheimnis der weiblichen Lust einzuweihen – und begann, die Stelle sanft mit langsam kreisenden, aber ständig variierenden Bewegungen zu streicheln, bis er, zeitgleich mit einem hohen Ton des Kornetts, das gerade seinen Part aufnahm, spürte, wie Maria ihre Beine anspannte und immer enger zusammenpresste. Und wie die Hand der jungen Frau sich um seinen Arm krampfte. Da wurden Christmas’ Bewegungen schneller, und erst als Maria atemlos ihre Fingernägel in seinen Arm krallte, hielt er langsam inne, um sie behutsam wieder vom Gipfel ihrer Lust hinabzuführen.
    »Ich denke, das war gut«, sagte der Tontechniker, als der Musiker den letzten Takt gespielt hatte. »Was meinst du, Maria?«
    »Ja ...«
    »Willst du noch eine machen?«, fragte der Tontechniker.
    »Nein ... nein, das reicht. Danke«, gab Maria hastig zurück und stand auf. »Ich muss los, Ted«, sagte sie. Sie zupfte Christmas am Kragen und verließ den Konzertsaal. Suchend sah sie sich um, lief mit großen Schritten bis zum Ende des Flures, öffnete eine Tür und steckte den Kopf hinein. Dann zog sie Christmas, der ihr gefolgt war, hinter sich her, schloss die Tür ab und küsste ihn leidenschaftlich. Christmas hob sie auf den Rand des Waschbeckens, das unter ihrem Gewicht bedenklich knirschte.
    »Mach schnell«, sagte Maria.
    So ungestüm, wie sie es erwartete, schob Christmas ihren Rock hoch und drang in sie ein. Maria vergrub hitzig die Finger in seinem Haar, küsste ihn und zog ihn leise stöhnend noch tiefer in sich hinein. Schon bald atmeten beide schwer und im gleichen Rhythmus, bis sie auf dem Höhepunkt zu Boden sackten, zusammen mit dem Waschbecken, das sich aus seiner Verankerung in der Wand gelöst hatte.
    »Hast du dir wehgetan?«, fragte Christmas besorgt.
    »Nein«, lachte Maria. »Aber lass uns rasch verschwinden, sonst müssen wir das Becken noch ersetzen.« Und wieder lachte sie.
    »Ich mag Frauen, die lachen«, sagte Christmas.
    Als er am Abend nach Hause kam, bemerkte er Santo, der auf der anderen Straßenseite Hand in Hand mit einem recht hässlichen, pummeligen kleinen Mädchen entlangspazierte. Er blieb stehen und betrachtete die beiden. Als hätte Santo den Blick des Freundes im Rücken gespürt, drehte er sich um, und ihre Augen trafen sich. Im Schein der Straßenlaterne konnte Christmas erkennen, dass Santo errötend den Blick senkte und dann weiterging, als hätte er ihn nicht gesehen. Christmas lächelte und betrat den schäbigen Eingang des Hauses Nummer 320 in der Monroe Street. Mit der Jazzmelodie auf den Lippen, die das Kornett an dem Tag im Konzertsaal gespielt hatte, stieg er die Treppe hinauf. Im Zwischenstock angekommen, blieb er jedoch stehen und lauschte den aufgeregten Stimmen, die aus dem Erdgeschoss zu ihm hinaufdrangen.
    »Da ist er, das ist Carmelinas Vater Tony«, hörte er Santos Vater an der Wohnungstür zu seiner Frau hineinrufen, die seit drei Jahren bettlägerig war, entgegen der Diagnose der Ärzte jedoch nicht starb. »Antonio arbeitet mit mir am Slip dreizehn seit ... seit wie vielen Jahren entladen wir nun schon Waren, Tony?«
    »Zählen wir sie bloß nicht, das macht uns noch älter«, erwiderte der andere Ladearbeiter. »Denken wir lieber an unsere Kinder, die sind schließlich noch jung. Und hoffen wir, dass ihre Ehe so glücklich wird wie unsere.«
    »Das ist wahr«, pflichtete Santos Vater ihm bei. »Komm rein und lass uns auf deine Carmelina und meinen Santo anstoßen.«
    Christmas hörte die Wohnungstür der Filesis ins Schloss fallen. Da trat er an das kleine Zwischengeschossfenster, das zur Monroe Street hinausging. Und er beobachtete, wie Santo in einem dunklen Winkel der Straße Carmelina, seine pummelige, kleine Verlobte, stürmisch an sich zog. Und während er sie küsste, strich er ihr immer wieder ungelenk über die Schultern.
    »Zu ungestüm, Santo.« Christmas lachte leise und trat vom Fenster

Weitere Kostenlose Bücher