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Der junge Goedeschal - Roman

Der junge Goedeschal - Roman

Titel: Der junge Goedeschal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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ihm das Verbrecherische seines Tuns klarmachte – man greift nicht zur Selbsthilfe, in Notlage wendet man sich an die zuständige Autorität, also mich! – und ihn schließlich mit Zimmerarrest bestrafte, war gegeben. Ich denke aber, er hat sein Unrecht eingesehen: er ist seitdem viel ruhiger geworden.«
    Frau Goedeschal kämmte am Toilettentisch das Haar. Den Arm mit der Bürste sinken lassend, war sie mehrmals im Begriff gewesen, ihren Mann zu unterbrechen, besann sich dann und schwieg.
    Eine Weile war es still, dann fuhr er fort: »Also kindlich, oder, dass ich besser sage, kindisch …«
    Aber nun sprach sie rasch: »Ja, Heinz, was soll ich sagen? Ich weiß doch nicht! Sieh diese Puppengeschichte. Ob wir da so richtig vorgegangen sind? Vielleicht hätten wir gradedas Kindliche stützen sollen. Du sagst: ›Warum hat er sich nicht an mich um Hilfe gewendet?‹ Aber grad, weil du’s so obenhin verlachtest …, ich weiß nicht, ich bin selber so gar nicht klar …« Sie atmete rascher. Schließlich: »Es ist furchtbar schwer mit Kindern! Es ist so lange her, dass wir jung waren. Und ich war auch anders.«
    Sie schwieg wieder. Auch Staatsrat Goedeschal sagte nichts, er sah sie an, aber sie vermied seinen Blick. Er fühlte, dass sie Wichtigeres noch verschwieg, und um ihr zu Hilfe zu kommen, sagte er endlich: »Du hast etwas auf dem Herzen, sprich!«
    Frau Goedeschal machte eine ungeduldige Bewegung. »Da liegst du und sagst: ›Sprich‹, als wenn es wer weiß wie leicht wäre.« Schon verwusch Weinen die Worte. »Und sitzt dabei auf deinem Richterstuhl und willst im Grunde nur das hören, was deiner Meinung recht gibt, und andern … Grad, als wär ich angeklagt …«
    Er richtete sich im Bett auf. »Aber Margrit, ich verstehe dich nicht! Ich will doch nur sein Bestes. Du sagst: es ist schwer mit Kindern. Gewiss ist es das. Aber du machst es mir zum Vorwurf, wenn ich ruhig überlege. Wir müssen doch Vertrauen haben!«
    Schon hatte sie sich besonnen. »Sei nicht bös. Aber natürlich habe ich Vertrauen, es ist nur schrecklich schwer, ich ängstige mich so um den Jungen. Man hat ja den besten Willen … Du meinst: ruhiger ist er geworden. Ja, ruhiger, er redet kaum noch ein Wort, was wissen wir denn noch von ihm? Die Wochenzensuren! In Griechisch ist er auch wieder schlechter. Aber, die Hauptsache ist, er redet nichts. Kein Wort. Es war schon immer nicht leicht mit ihm, das rechte Vertrauen war nie da, aber seit diesen Puppen … Vor dir nimmt er sich noch zusammen, aber bei mir …«
    »Mault er? Tückscht er?«
    »Das wäre viel besser, das ginge vorbei, aber es ist einfach, als wären wir Fremde für ihn. Ich mag ihn noch so sehr fragen: ›Kai, was hast du? Ich sehe doch, dass du etwas hast, sprich dich aus.‹ Aber dann sagt er nur: ›Was soll ich haben? Gar nichts!‹ und geht raus. Und scheint sogar manchmal, als höhnte er: ›Mir geht’s ausgezeichnet. So ausgezeichnet, davon hast du keine Ahnung!‹ Und sieht dabei aus, als wollte er weinen. Und wenn man seine Hand nimmt und ihn streicheln will, reißt er sich los, als hasste er mich. Es ist, als liebte er uns überhaupt nicht mehr …«
    Staatsrat Goedeschal hatte immer erregter zugehört. »Gut, dass du sprichst! Das kann so nicht weitergehen, darf nicht. Wir müssen etwas tun …«
    Aber sie unterbrach ihn. »Und morgens arbeitet er auch nicht! Das weiß ich genau.«
    »Ja, aber was dann?«
    »Er ist im Keller.«
    »Im Keller?«, fragte er verständnislos. »Was tut er denn da?«
    »Ich weiß nicht, ich habe ihn gefragt. Er sagt, er müsse den Kessel nachsehen.«
    »Und du hältst das für ausgeschlossen?«
    »Ich bitte dich, jeden Morgen eine Stunde! Gerad er, der so gern lang schlief.«
    »Aber was dann?«
    »Ich sage dir doch – ich weiß nichts. Und der Schlüssel zum leeren Kellerzimmer ist auch verschwunden!«
    »Und du meinst …?«
    »Ich weiß doch nicht! – Ich bitte dich um eins, Heinz, sei nicht erregt, erschrecke ihn nicht.«
    Schritte, die man schon auf der Treppe gehört, tasteten leise an der Zimmertür vorüber. Staatsrat Goedeschal rief laut:»Kai!« Die Schritte wurden still, aber niemand kam. Er rief wieder: »Kai!« Nichts rührte sich. Er machte eine Bewegung zu seiner Frau. »Bitte, sieh nach!«
    Auf dem Gang stand Kai, die Schultern hochgezogen, das Gesicht halb zurückgewendet. »Bitte, Junge, komm rein. Sag uns guten Morgen!«
    Er trat ein. »Guten Morgen, Papa! Guten Morgen, Mama!« Und er gab jedem von beiden einen

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