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Der junge Häuptling

Der junge Häuptling

Titel: Der junge Häuptling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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unterrichtet bin, kanntest du dieses Blockhaus schon, ehe das Militär einzog?«
    »Ja, einen Tag eher.«
    »Also jedenfalls seit zwei Jahren. Und du hast nichts von diesem Wasserloch gewußt? Oder uns nichts davon gesagt?«
    Adams wandte sich von Roach ab und Smith zu. »Major! Ich habe nichts von diesem Loch gewußt. Es muß bis heute sehr gut mit Erde gedeckt gewesen sein. Aber ich erinnere mich, daß in der Nacht, ehe Ihr damals in das Blockhaus eingezogen seid, zwei Männer, nämlich Ben und Red Fox, aus diesem Haus verschwunden sind. Ich konnte mir ihre Flucht bis heute nicht erklären. Jetzt begreife ich, wie sie möglich war. Ben hatte sich einen geheimen Fluchtweg gebaut, der zugleich eine Wasserleitung ist. Ich wundere mich nur, daß der Dakota davon weiß. Denn damals hat er die beiden doch nicht abgefangen …«
    »Ich wundere mich nur, daß wir bis heute nichts davon gewußt haben!« Smith war sehr erregt. »Adams, mit dem, was du jetzt erzählst, machst du deinen Fehler noch schlimmer. Seit zwei Jahren hast zu Zeit, darüber nachzudenken, wie diese Kerle damals verschwunden sind, seit zwei Jahren schläfst du hier auf diesem Boden und merkst nichts?! Du bist ein Pflugknecht, das habe ich dir schon einmal gesagt, und kein Soldat! Ich bereue sehr, daß ich dir diese Station anvertraut habe, und es war auch das letzte Mal, daß ich dir vertraute. Eine derartige Nachlässigkeit, eine derartige Gewissenlosigkeit, sich um eine wichtige Sache überhaupt nicht zu kümmern! Du bist schuld am Verlust unserer ganzen Station!«
    »Dann kann ich ja gehen.«
    »Wenn du Ehre im Leib hättest, würdest du sagen, das muß ich mit meinem Leben wiedergutmachen! Aber du bist eine Knechtsseele!«
    Adams schwieg, und Roach betrachtete ihn mit unverhohlenem, triumphierendem Hohn.
    Die Dunkelheit war unterdessen hereingebrochen. Flimmernd glänzte ein Stern nach dem anderen über dem einsamen, rauhen Land auf. Die Besatzung mußte an die Vorbereitungen für die Nacht denken. Es wurden in weitem Umkreis dreifach gestaffelt Wachen aufgestellt. Die Mannschaften zogen es nach der Zerstörung der Blockhäuser vor, bei ihren Pferden zu schlafen. Für den Major und Cate wurden aus Decken, die die ausreitende Truppe bei sich gehabt hatte, zwei Lagerstätten in dem ehemaligen Arbeitszimmer des Kommandanten zurechtgemacht. Hier standen noch der schwere Eichentisch mit verkohlter Platte und der untere Teil der Außenwand. Cate hatte erst in dem Keller schlafen sollen, der sich unter dem Kommandantenhaus befand; er war unversehrt und gab die meiste Sicherheit. Aber das Mädchen hatte nicht in dem Staub, der stickigen Luft und der ausweglosen Dunkelheit bleiben wollen, und es wurde ihr schließlich erlaubt, auch unter freiem Himmel zu schlafen.
    Es war tiefe Nacht. Adams hatte mit Thomas zusammen Wache. Die beiden lagen seit zwei Stunden schweigend nebeneinander auf einem Sandhügel südlich der Station.
    »Hier mußt du Schluß machen«, sagte Thomas auf einmal.
    »… Beste wäre, überhaupt Schluß zu machen. Ich bin zu nichts nütze.«
    Thomas antwortete lange nicht. »Mal sehen«, fing er dann wieder an, »ob wir vielleicht doch noch Gold finden? Das mit der Farm will nicht in meinen Kopf. Wir müssen zahlen.«
    »Sei still. Die Träume sind keinen Penny wert.«
    »Du mußt wieder zum Acker, Adams, und zum Vieh. Da bist du der beste Mann. Auf der Farm habe ich noch keinen besseren erlebt als dich.«
    Die Männer verstummten, denn ihre Aufmerksamkeit wurde von einem Vorgang gefesselt. Auf einer Sandkuppe, noch weiter südlich, tauchte ein Pferd auf. Es streckte den Kopf vor und wieherte laut.
    Adams und Thomas bemerkten, wie es bei den anderen Wachposten unruhig wurde, und entnahmen den Zurufen, daß man die Lassos fertigmachen und sich an den Mustang anschleichen wollte. Einige pflockten die Pferde los, um sich an der Jagd notfalls zu beteiligen. Aber ehe sie zum Zuge kamen, spielte sich etwas ab, was alle Hoffnungen zunichte machte. Ein Schatten flog über die Wiesen – kaum vom Auge festzuhalten –, und dann saß auf dem Hengst ein indianischer Reiter. Er nahm das Tier hoch, und der aufragende Tierleib mit den in die Luft greifenden Vorderhufen stand als kühnes Bild auf der Höhe. Der Reiter hob die Hand und grüßte mit dem Schlachtbeil hinüber zu seinen Feinden. Dann war die ganze Erscheinung wie Spuk in der nächtlichen Prärie verschwunden.
    Ein Dutzend Reiter nahm die Verfolgung auf. Schüsse krachten. Aber die Geschosse

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