Der junge Häuptling
meisten Eimer hatten sich in dem alten Blockhaus befunden und waren nicht mehr zu erreichen.
Adams hörte seine Kameraden fluchen; sie riefen auch nach ihm. Er wälzte den Balken weg, der seinen Fuß gequetscht hatte, und raffte sich auf. Hinkend, die Augen von beißenden Ascheteilchen verklebt, traf er Thomas und Theo. Er lief mit ihnen zum Flußufer, um von dort aus eine Eimerkette zu bilden. Die übrigen Männer kamen herbei, sobald sie sahen, daß der Kampf gegen das Feuer organisiert wurde. Cate, die unmittelbar vor dem alten Blockhaus gestanden hatte, war von der Explosion nicht betroffen worden. Sie war vor dem Feuer geflohen und saß nun wie verweht am Fluß. Sie bot sich jetzt zur Hilfe in der Eimerkette an, aber die Männer schickten sie wieder fort, denn sie hatte einen langen Rock und zarte Hände. Wie eine Fackel brannte der Wachturm herunter.
Mit angesengten Kleidern und glühenden Gesichtern versuchten die Männer, von dem Kommandantenhaus noch zu retten, was zu retten war. Die Wiesen waren vom Tauwasser naß, so daß sich das Feuer nicht weiter ausbreiten konnte.
Die Gewalt der Flammen ließ allmählich von selbst nach. Das alte Haus und der Anbau waren vollkommen niedergebrannt, der Turm und das Kommandantenhaus zum großen Teil zerstört, die Torflügel vom Luftdruck auseinandergerissen. Teile der Palisaden lagen auf der Wiese umher. Die Pferde waren alle durchgegangen, es war nichts mehr von Ihnen zu sehen. Sogar Adams’ getreuer Brauner hatte das Weite gesucht.
Adams zählte seine Männer. Alle elf Rauhreiter waren noch am Leben, wenn auch einige von ihnen Verletzungen davongetragen hatten. Nur Tobias, der indianische Kundschafter, der an den Pfahl gefesselt gewesen war, fehlte.
Leutnant Roach spazierte mit kritischem Gesichtsausdruck über die Asche. Cate saß wieder auf der Wiese am Fluß. Als Adams zu ihr ging, traf er bei dem Mädchen mit Leutnant Roach zusammen. Ein Streitgespräch der beiden jungen Männer, die schon auf den ersten Blick Abneigung gegeneinander empfunden hatten, kam sofort in Gang. »Gut kommandiert, alles gut behütet, Mister Adams? Der Major wird seine Freude haben, wenn er zurückkommt!«
»Meine Sache.«
»Du hast wohl in der Munitionsbude ein Pfeifchen geraucht, Adams? Du warst doch der letzte, der das alte Haus betreten hat … bevor die Pulverfässer explodierten?«
»Ich habe kein Pfeifchen geraucht. Das kann Miss Cate bezeugen.«
»Willst du die junge Dame nicht lieber aus dem Spiel lassen? Ich rate dir das sehr energisch und ein für allemal. Verstanden?«
»Verstanden, aber nicht einverstanden«, schloß Adams.
Cate begrüßte den jungen Rauhreiter freundlich und ohne Jammern. Er verschaffte ihr ein paar Decken, die übriggeblieben waren, dann machte er noch einen Rundgang durch die zerstörte Station. Er wollte feststellen, was aus Tobias geworden war. Am Pfahl war der Indianer nicht mehr zu finden. Die Ketten hingen lose.
»Ach, Tobias«, meinte Thomas, der Adams nachgegangen war, »den habe ich losgemacht, damit er zum Major läuft und ihm meldet, was passiert ist. So ein Roter liest eine gute Fährte auch in der Nacht.«
»Was du alles machst! Der Major wird sich wundern, wenn er die Meldung erhält.«
»Der wird sich über vieles wundern. Da kommt es auf ein bißchen mehr nicht an.«
Adams seufzte und kratzte sich hinter den Ohren. »Alles beim Teufel … Station weg, Pferde weg … mir wäre lieber, ich wäre auch weg und brauchte dem Major nicht mehr in die Augen zu sehen. Wie das zugegangen ist, mag ein anderer begreifen. Es muß sich einer in das Haus eingeschlichen und Feuer gelegt haben … aber wer? Mein Schlüssel war gestohlen.«
»Gestohlen!« rief Thomas mit Theo, der auch herzugekommen war, wie aus einem Munde. »Wer soll denn den Schlüssel stehlen? Es war keiner bei dir im Haus drin. Das können wir bezeugen. Alle kamen doch grade Suppe fassen …«
Adams zuckte die Achseln. »Wir stellen eine Wache dort auf dem Hügel auf«, ordnete er an, »sorgt mal dafür. Die Roten werden ja bis zu den Black Hills hinauf riechen und sehen, was hier los ist. Verdammte Geschichte. Und nun noch eine kleine Miss bei uns, auf die man aufpassen soll!« Adams schaute hinüber zu Cate. Bei dem Vater dieses Mädchens hatte ein Rauhreiter, der die ganze Station abbrennen ließ, keine Chance.
Über Adams legte sich wieder die Mutlosigkeit, die er bei dem Gespräch an der Pumpe mit Thomas und Theo empfunden hatte. Er war zu nichts gut, als sich für
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