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Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition)

Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition)

Titel: Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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Ende«, erklärte Bruno.
    »Da waren keine Türen«, sagte Schmuel.
    »Natürlich waren da Türen«, sagte Bruno seufzend. »Sie sind ganz am Ende«, wiederholte er. »Gleich nach dem Speisewagen.«
    »Da waren keine Türen«, beharrte Schmuel. »Wenn welche da gewesen wären, wären wir alle ausgestiegen.«
    Bruno murmelte etwas in der Richtung: »Natürlich waren da welche«, aber er sagte es leise, damit Schmuel es nicht hörte.
    »Als der Zug endlich hielt«, fuhr Schmuel fort, »waren wir an einem sehr kalten Ort, und wir mussten alle hierhermarschieren.«
    »Wir hatten ein Auto«, sagte Bruno, nunmehr wieder laut.
    »Dann wurde Mama von uns getrennt, und Papa, Josef und ich wurden in die Baracken dort drüben gesteckt, und da sind wir seitdem.«
    Schmuel sah sehr traurig aus, als er diese Geschichte erzählte, und Bruno wusste nicht warum. Er fand alles gar nicht so schrecklich, zumal ihm fast das Gleiche passiert war.
    »Sind viele andere Jungen dort drüben?«, fragte Bruno.
    »Hunderte«, sagte Schmuel.
    Bruno machte große Augen. »Hunderte?«, sagte er staunend. »Das ist wirklich nicht gerecht. Auf dieser Zaunseite gibt es keinen Menschen, mit dem ich spielen könnte. Nicht einen einzigen.«
    »Wir spielen nicht«, sagte Schmuel.
    »Ihr spielt nicht? Warum denn nicht?«
    »Was sollen wir denn spielen?«, fragte er, und bei dem Gedanken daran sah sein Gesicht verwirrt aus.
    »Na ja, keine Ahnung«, sagte Bruno. »Alles Mögliche. Fußball zum Beispiel. Oder Forschen. Gibt es auf deiner Seite eigentlich viel zu erforschen?«
    Schmuel schüttelte den Kopf und gab keine Antwort. Er blickte zu den Baracken zurück und drehte sich dann wieder zu Bruno. Am liebsten hätte er die nächste Frage nicht gestellt, aber das Zwicken in seinem Bauch ließ ihm keine Wahl.
    »Du hast nicht zufällig etwas zu essen dabei?«, fragte er.
    »Leider nicht«, sagte Bruno. »Eigentlich wollte ich Schokolade mitnehmen, aber ich hab's vergessen.«
    »Schokolade«, sagte Schmuel ganz langsam, und dabei lief ihm das Wasser im Mund zusammen. »Schokolade habe ich nur einmal gegessen.«
    »Nur einmal? Ich liebe Schokolade. Ich kann nicht genug davon kriegen, obwohl Mutter sagt, Schokolade ruiniert die Zähne.«
    »Hast du vielleicht ein bisschen Brot?«
    Bruno schüttelte den Kopf. »Gar nichts«, sagte er. »Wir essen um halb sieben zu Abend. Wann esst ihr?«
    Schmuel zuckte die Schultern und raffte sich mühsam auf. »Ich glaube, ich muss wieder zurück«, sagte er.
    »Vielleicht kannst du mal bei uns zu Abend essen«, sagte Bruno, wusste aber nicht so recht, ob das eine gute Idee war.
    »Vielleicht«, sagte Schmuel, obwohl er nicht überzeugt klang.
    »Ich könnte auch zu dir kommen«, sagte Bruno. »Vielleicht könnte ich kommen und deine Freunde kennenlernen«, fügte er zuversichtlich hinzu. Eigentlich hatte er gehofft, Schmuel würde ihm das von sich aus vorschlagen, aber er machte keine Anstalten dazu.
    »Du bist auf der falschen Zaunseite«, sagte Schmuel.
    »Ich könnte unten durchkriechen«, sagte Bruno, fasste nach unten und hob den Drahtzaun vom Boden. In der Mitte, zwischen den hölzernen Telegraphenmasten, ließ er sich recht mühelos anheben, und ein Junge von Brunos kleiner Statur passte leicht durch.
    Schmuel beobachtete ihn und wich nervös zurück. »Ich muss jetzt zurück«, sagte er.
    »Dann bis bald, an einem anderen Nachmittag«, sagte Bruno.
    »Eigentlich darf ich nicht hier sein. Wenn sie mich erwischen, bekomme ich Ärger.«
    Als Schmuel sich umdrehte und wegging, fiel Bruno erneut auf, wie klein und dünn sein neuer Freund war. Aber Bruno sagte nichts dazu, weil er nur zu gut wusste, wie unangenehm es war, wenn man wegen Lappalien wie der Größe kritisiert wurde, außerdem wollte er keinesfalls unfreundlich zu Schmuel sein.
    »Morgen komme ich wieder«, rief Bruno dem scheidenden Jungen nach. Doch Schmuel antwortete ihm nicht, sondern rannte stattdessen wieder zum Lager und ließ Bruno allein zurück.
    Bruno fand, dass er für einen Tag mehr als genug erforscht hatte, und begab sich auf den Heimweg, noch ganz erfüllt von allem, was er erlebt hatte. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als von seinem Abenteuer an diesem Nachmittag zu erzählen – den Eltern und Gretel, die vor Neid vermutlich platzen würde, oder Maria, Koch und Lars; er wollte von seinem neuen Freund mit dem seltsamen Namen erzählen und dass sie am gleichen Tag Geburtstag hatten, doch je näher er seinem Haus kam, umso stärker hegte er

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