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Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition)

Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition)

Titel: Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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ist kein Arzt mehr, Bruno«, sagte Maria leise. »Aber er war einer. In einem anderen Leben. Bevor er hierherkam.«
    Bruno runzelte die Stirn und überlegte. »Das verstehe ich nicht«, sagte er.
    »Das tun die wenigsten«, entgegnete Maria.
    »Aber wenn er Arzt war, warum ist er jetzt keiner mehr?«
    Maria seufzte und sah aus dem Fenster, um sicherzugehen, dass niemand kam, dann wies sie mit einer Kopfbewegung zu den Stühlen, und sie nahmen beide Platz.
    »Wenn ich dir verrate, was Pavel mir über sein Leben erzählt hat«, sagte sie, »darfst du es keinem weitersagen – hast du verstanden? Sonst würden wir alle großen Ärger bekommen.«
    »Ich erzähle es keinem«, versprach Bruno, der unheimlich gern Geheimnisse erfuhr und sie fast nie ausplauderte, außer natürlich, es war absolut notwendig und er konnte nicht anders.
    »Na schön«, sagte Maria. »Ich will dir erzählen, was ich weiß.«

    Bruno kam spät zu der Stelle am Zaun, wo er Schmuel jeden Tag traf, doch sein neuer Freund saß wie gewohnt im Schneidersitz auf dem Boden und wartete auf ihn.
    »Tut mir leid, dass ich so spät komme«, sagte er und reichte ihm etwas Brot und Käse durch den Zaun – die Reste, die er unterwegs nicht verputzt hatte, weil er etwas zwischen die Zähne gebrauchen konnte. »Ich habe mit Maria geredet.«
    »Wer ist Maria?«, fragte Schmuel, ohne aufzublicken, während er das Essen hungrig verschlang.
    »Unser Dienstmädchen«, erklärte Bruno. »Sie ist sehr nett, obwohl Vater sagt, sie ist überbezahlt. Aber sie hat mir etwas über Pavel erzählt, den Mann, der für uns Gemüse putzt und am Tisch serviert. Ich glaube, er lebt auf deiner Seite des Zauns.«
    Schmuel blickte kurz hoch und hörte zu essen auf. »Auf meiner Seite?«, fragte er.
    »Ja. Kennst du ihn? Er ist sehr alt und hat eine weiße Jacke, die er trägt, wenn er das Essen serviert. Du hast ihn bestimmt schon gesehen.«
    »Nein«, sagte Schmuel und schüttelte den Kopf. »Ich kenne ihn nicht.«
    »Aber du musst ihn kennen«, sagte Bruno ärgerlich, als würde Schmuel sich absichtlich keine Mühe geben. »Er ist nicht so groß wie die meisten Erwachsenen, hat graues Haar und geht ein bisschen krumm.«
    »Ich glaube, dir ist nicht klar, wie viele Menschen auf meiner Zaunseite leben«, sagte Schmuel. »Wir sind Abertausende.«
    »Aber der Mann heißt Pavel«, beharrte Bruno. »Als ich von meiner Schaukel gefallen bin, hat er die Wunde gereinigt, damit sie sich nicht entzündete, und mir dann einen Verband angelegt. Ich wollte dir von ihm erzählen, weil er auch aus Polen ist. Genau wie du.«
    »Die meisten hier sind aus Polen«, sagte Schmuel. »Obwohl manche auch aus anderen Ländern sind, zum Beispiel der Tschechoslowakei und ...«
    »Ja, aber deswegen dachte ich ja, du kennst ihn vielleicht. In seiner Heimatstadt war er jedenfalls Arzt, aber jetzt darf er das nicht mehr sein, und wenn Vater erfahren hätte, dass er nach dem Schaukelunfall mein Knie gereinigt hat, hätte es Ärger gegeben.«
    »Normalerweise wollen die Soldaten nicht, dass die Leute gesund werden«, sagte Schmuel und schluckte das letzte Stück Brot hinunter. »Meistens ist es genau umgekehrt.«
    Bruno nickte, auch wenn ihm nicht ganz klar war, was Schmuel meinte. Er blickte in den Himmel. Kurz darauf spähte er durch den Zaun und stellte noch eine Frage, die ihn nicht losließ.
    »Weißt du, was du später mal werden willst?«, fragte er.
    »Ja«, sagte Schmuel. »Ich möchte im Zoo arbeiten.«
    »Im Zoo?«, fragte Bruno.
    »Ich mag Tiere«, sagte Schmuel leise.
    »Ich will Soldat werden«, sagte Bruno entschieden. »Genau wie Vater.«
    »Soldat möchte ich nicht sein«, sagte Schmuel.
    »Ich meine nicht einen wie Oberleutnant Kotler«, sagte Bruno rasch. »Der läuft immer herum, als würde ihm alles gehören, und lacht mit meiner Schwester und flüstert mit meiner Mutter. Würde mich wundern, wenn er ein guter Soldat wäre. Ich meine einen wie Vater. Einen guten Soldaten.«
    »Es gibt keine guten Soldaten«, sagte Schmuel.
    »Natürlich gibt es welche«, widersprach Bruno.
    »Wen?«
    »Na ja, Vater zum Beispiel«, sagte Bruno. »Deswegen trägt er so eine eindrucksvolle Uniform und alle nennen ihn Kommandant und tun, was er sagt. Der Furor hat Großes mit ihm vor, weil er so ein guter Soldat ist.«
    »Es gibt keine guten Soldaten«, wiederholte Schmuel.
    »Mit Ausnahme von Vater«, wiederholte Bruno und hoffte, Schmuel würde nicht noch einmal widersprechen, denn er wollte sich nicht mit ihm

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