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Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition)

Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition)

Titel: Der Junge im gestreiften Pyjama (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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hilfesuchend zu Bruno.
    »Antworte mir!«, brüllte Oberleutnant Kotler. »Hast du etwas aus dem Kühlschrank gestohlen?«
    »Nein, Herr. Er hat es mir gegeben«, sagte Schmuel, und in seinen Augen schimmerten Tränen, als er Bruno einen Seitenblick zuwarf. »Er ist mein Freund«, fügte er hinzu.
    »Dein ...?«, setzte Oberleutnant Kotler an und schaute verwirrt zu Bruno. Er zögerte. »Was soll das heißen, er ist dein Freund?«, fragte er. »Kennst du den Jungen, Bruno?«
    Bruno stand mit offenem Mund da und versuchte sich zu erinnern, wie man die Lippen bewegen muss, um das Wort Ja zu sagen. Noch nie hatte er jemanden gesehen, der so verängstigt aussah wie Schmuel jetzt, und er wollte gern das Richtige sagen, um die Situation zu retten, aber dann begriff er, dass er es nicht konnte. Er hatte nämlich genauso große Angst wie Schmuel.
    »Kennst du den Jungen?«, wiederholte Kotler noch lauter. »Hast du mit dem Gefangenen geredet?«
    »Ich ... er war da, als ich reinkam«, sagte Bruno. »Er hat Gläser geputzt.«
    »Das war nicht meine Frage«, sagte Kotler. »Hast du ihn schon vorher gesehen? Hast du mit ihm gesprochen? Warum sagt er, du bist sein Freund?«
    Bruno wäre am liebsten davongelaufen. Er hasste Oberleutnant Kotler, aber der kam jetzt auf ihn zu, und Bruno konnte nur noch an den Nachmittag denken, als er ihn den Hund hatte erschießen sehen, und an den Abend, als er sich so über Pavel geärgert hatte, dass er ...
    »Sag’s mir, Bruno!«, brüllte Kotler mit rot angelaufenem Gesicht. »Ein drittes Mal frage ich dich nicht.«
    »Ich habe nicht mit ihm gesprochen«, sagte Bruno. »Ich habe ihn noch nie im Leben gesehen. Ich kenne ihn nicht.«
    Oberleutnant Kotler nickte, die Antwort schien ihn zu befriedigen. Ganz langsam wandte er den Kopf wieder zu Schmuel, der jetzt nicht mehr weinte, nur auf den Fußboden starrte und aussah, als wollte er seine Seele überreden, nicht mehr in seinem dünnen Körper weiterzuleben, sondern zu entschlüpfen und durch die Tür zu entschweben, um sich sodann in den Himmel zu erheben und durch die Wolken zu gleiten, bis sie sehr weit weg war.
    »Du putzt jetzt die Gläser fertig«, sagte Oberleutnant Kotler ganz leise, so leise, dass Bruno ihn kaum verstand. Es war, als hätte sich seine ganze Wut in etwas anderes verwandelt. Nicht ganz in das Gegenteil, aber in etwas Unerwartetes und Schreckliches. »Und dann komme ich dich abholen und bringe dich ins Lager zurück, wo wir uns darüber unterhalten werden, was mit kleinen Dieben passiert. Hast du das verstanden?«
    Schmuel nickte, nahm wieder eine Serviette und polierte das nächste Glas. Bruno sah, wie seine Finger zitterten und wusste, dass Schmuel Angst hatte, es könnte zerbrechen. Ihm wurde ganz schwer ums Herz, aber er konnte den Blick einfach nicht abwenden.
    »Komm mit, kleiner Mann«, sagte Oberleutnant Kotler. Er kam zu Bruno und legte ihm aufdringlich einen Arm um die Schulter. »Geh jetzt ins Wohnzimmer und lass diesen kleinen ... seine Arbeit fertig machen.« Er benutzte das gleiche Wort, das er zu Pavel gesagt hatte, als er ihn damals zum Reifensuchen losgeschickt hatte.
    Bruno nickte, drehte sich um und verließ die Küche, ohne sich noch einmal umzudrehen. In seinem Magen rumorte es, und er dachte schon, ihm würde gleich übel. Noch nie im Leben hatte er sich so geschämt; nie hätte er geglaubt, dass er sich so gemein verhalten könnte. Er überlegte, wie ein Junge, der sich für einen guten Menschen hielt, dermaßen feige einem Freund gegenüber sein konnte. Ein paar Stunden lang saß er im Wohnzimmer, konnte sich aber nicht auf sein Buch konzentrieren und traute sich erst später am Abend wieder in die Küche, als Oberleutnant Kotler bereits zurückgekommen war, Schmuel abgeholt und wieder ins Lager gebracht hatte.

    An den folgenden Nachmittagen ging Bruno zu der Stelle im Zaun, wo sie sich begegnet waren, aber Schmuel war nie da. Nach einer knappen Woche war er überzeugt, dass er etwas sehr Schlimmes getan hatte, was unverzeihlich war, und so freute er sich umso mehr, als Schmuel am siebenten Tag auf ihn wartete; er saß wie gewohnt im Schneidersitz da und starrte in den Staub.
    »Schmuel«, rief Bruno. Dann rannte er zu ihm, setzte sich und weinte fast vor Erleichterung und Reue. »Es tut mir so leid, Schmuel. Ich weiß nicht, warum ich das getan habe. Sag, dass du mir verzeihst.«
    »Ist schon gut«, sagte Schmuel und sah jetzt hoch. Sein Gesicht war voller blauer Flecken. Bruno zuckte zusammen

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