Der Junge mit den blauen Haaren
sein Gesicht fällt, sieht er alles andere aus, als dass er mich für komplett gaga halten würde … eher besorgt … und wütend.
11)
I ch werde durch das leise Pling meines Laptops geweckt und ziehe mir die kuschelweiche Bettdecke über den Kopf.
Ich bin so müde. Eigentlich brauche ich nicht wirklich viel Schlaf. Deshalb bin ich jetzt neugierig, warum ich noch so verpennt bin und schiebe mein Gesicht langsam wieder unter der Decke heraus. Seltsam, es ist noch gar nicht hell draußen.
Da ich gestern Abend, oder besser gesagt heute Nacht, die Vorhänge nicht mehr zugezogen habe, sollte ich doch wenigstens die Morgendämmerung sehen, oder?
Okay – meine Neugierde siegt über meine Müdigkeit und ich hieve meinen Astralleib aus dem Bett. Ich schlurfe zum Schreibtisch hinüber und klappe den Laptop auf.
You have a new mail
Wie Kim es mir gezeigt hat, klicke ich die Info an.
Guten Morgen, Schlafmütze ;). Wenn ich dir noch ein bisschen Unterricht in Menschenkenntnis erteilen soll, dann husch husch, schnell unter die Dusche! Ein Grinsen von hier bis nach Afrika überzieht mein Gesicht und schlagartig bin ich wach. Was bestimmt an meinem hämmernden Herzen liegt.
Ich klicke auf antworten und tippe.
Hast du vielleicht mal auf die Uhr geguckt, du Sklaventreiber?
Dann schicke ich die Mail auf die weite Reise ins Zimmer nebenan.
Während ich mir frische Unterwäsche, eine Jeans und ein T-Shirt aus den noch immer ungeöffneten Koffern zusammensuche, kündigt das nächste Pling Kays Antwort an.
Mit einem kindischen Grinsen öffne ich sie.
Hab ich, ja! In dieser Sekunde ist es 5.05 Uhr. Die Sonne geht gerade auf und ich bin bereits geduscht und kann es kaum erwarten, dir all die Dinge beizubringen, die Teenager im Allgemeinen so tun. Ich starre auf die Nachricht. Auch wenn ich noch einiges lernen muss, bin ich mir der Zweideutigkeit seiner Worte bewusst.
Auch die Schmetterlinge in meinem Bauch sehen das so.
Mit einem leisen Jauchzen flitze ich ins Bad, das Kay blitzsauber hinterlassen hat.
Ein weiterer Pluspunkt für ihn … viel mehr dürfen es nicht mehr werden, sonst garantiere ich nicht mehr für meine Zurückhaltung.
Ich schließe die Türe auf seiner Seite ab und erledige zunächst das, was am dringendsten erledigt werden muss. Zumindest sieht meine Blase das so.
Die Zähne putze ich mir unter der Dusche, um Zeit zu sparen.
Nach zehn Minuten bin ich fertig und endlich auch richtig wach. Ich rubbele mich trocken und ziehe mich an.
Schließlich muss ich ja die Türe wieder aufschließen und die Idee, dass Kay sozusagen mit der Tür ins Bad fallen könnte während ich erneut halbnackt vor ihm stehe, finde ich dann doch nicht so prickelnd.
Vor dem beschlagenen Spiegel kämme ich meine widerspenstigen Haare, indem ich mir mit den Fingern hindurch fahre. Alles andere ist vergebene Liebesmüh.
Zurück in meinem Zimmer tippe ich eine Mail.
Wo bleibst du denn, du lahme Krücke? Das ausgelassene Kichern bleibt mir im Hals stecken, als ich nur Sekunden später Kays Arme um meine Taille spüre.
„Lahme Krücke, hm?“
Er spricht so nah an meinem Ohr, dass sein Atem warm über meine Wange streicht.
Erschrocken drehe ich mich um und lande an seiner Brust … schon wieder.
Seine strahlenden Augen und die hochgezogenen Mundwinkel schimpfen seine harten Worte Lügen und ich entspanne mich sichtlich.
„Guten Morgen, mein Herr und Meister!“, kichere ich und stelle fest, dass ich noch immer an Kays Brust liege.
Er riecht wieder unglaublich gut. Atme ruhig ein und aus, Kim. Du willst doch sicher nicht wieder ohnmächtig werden … wobei … „An diese Anrede könnte ich mich glatt gewöhnen“, lacht Kay und seine Brust vibriert an meinem Ohr, bevor er mich mit einem Räuspern abrupt von sich schiebt.
„Bist du immer so ein Frühaufsteher?“, frage ich mit einem gequälten Lächeln.
Es war so himmlisch an deiner Brust!
„Nicht immer“, antwortet er, „aber ich dachte … also, ich meine …“
Ich verstehe. Er möchte mich ein bisschen vorbereiten und mich nicht wieder so unsicher erleben, wie gestern.
Augenblicklich meldet sich mein …
„Hey“, sagt er, „wage es nicht, ein schlechtes Gewissen zu haben.“
Gott, wie macht er das bloß?
„Ich habe gesagt, ich mache das gerne. Und ich lüge nicht. Ich verrate manchmal nicht alles, aber lügen ist keine meiner Eigenschaften.“
Ich weiß, dass das so ist. Zwar kenne ich den Grund hierfür nicht, aber ich weiß es eben. Das genügt mir für den Moment.
Außerdem schafft Kay
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