Der Junge mit den blauen Haaren
es erneut, mich zum Lachen zu bringen.
„Was hast du denn da alles dabei?“, frage ich mit einem Blick auf einen riesigen Stapel Zeitschriften.
„Jugendzeitschriften“, antwortet er grinsend.
„Die soll ich mir aber nicht alle noch vor dem Frühstück ansehen, oder?“
Das Entsetzen ist meiner Stimme anzuhören und steht mir außerdem ins Gesicht geschrieben.
Kay platzt beinahe vor Lachen.
„Nein, wir sehen die mal so flüchtig durch. Ich zeige dir, wer im Augenblick top ist und wer flop, wenn du verstehst, was ich meine.“
Ich nicke. „Aber ich muss unbedingt meine Koffer ausräumen, Kay“, wage ich einen Einwand, „ich hätte das schon gestern machen müssen. Und wenn ich es nicht spätestens heute mache, muss ich alles bügeln.“
Mein Gesicht verzieht sich so angewidert, dass Kay aus dem Lachen nicht mehr herauskommt.
„Ähm …“, druckst er dann herum, „also … ich könnte dir vielleicht helfen, dann wärst du schneller fertig.“
Ja klar, oder es würde noch länger dauern, da ich von einem Ohnmachtsanfall in den nächsten taumeln würde. Die Vorstellung, meine Unterwäsche in Kays Händen … NEIN!
„Das geht gar nicht!“, rutscht es mir heraus und Kay sieht mich erschrocken an.
„Ent … schuldige“, stammele ich, „war nicht so gemeint, ich dachte nur gerade … also …“
Ich kann mir mein Gehaspele sparen. Kay hat verstanden.
„Hey“, lacht er da auch schon wieder und ich ahne bereits, was jetzt kommt. Also werde ich schon rot, bevor ich es höre. „ich hab schon gesehen, wie deine Dessous an dir aussehen, also kann ich erst recht damit umgehen, sie unausgefüllt zu sehen.“
„Unausgefüllt?“, quietsche ich.
Kay sieht mich mit einem treuherzigen Augenaufschlag an und es ist um mich geschehen.
Diesem Dackelblick habe ich einfach nichts entgegen zu setzen.
„Na dann“, sage ich lockerer, als ich mich fühle, „du hast es nicht anders gewollt.“
Er grinst, zerrt ohne ein weiteres Wort den ersten meiner beiden Koffer auf mein ungemachtes Bett und öffnet ihn.
„Du öffnest schon mal alle Schubladen und ich reiche dir deine Sachen!“
„Hast du das schon öfter gemacht?“
„Was? Koffer ausgeräumt?“
„Nein, fremden Frauen dabei geholfen?“
Meine schnodderigen Worte erwischen ihn eiskalt und er erstarrt. Allerdings ist mein Timing denkbar ungünstig, denn Kay hält gerade eine Garnitur wirklich hauchdünner Spitzenunterwäsche in der Hand und scheint gar nicht zu bemerken, dass sein Daumen immer wieder über das seidige Material gleitet.
„Natürlich nicht“, sagt er endlich. Dann bemerkt auch er, was sein Daumen da tut und drückt mir mit knallroten Wangen einen zartgelben Slip nebst passendem BH in die Hand.
Jetzt grinse ich in mich hinein. So schlecht bin ich wohl gar nicht im Umgang mit anderen Jugendlichen.
„Du bist schlagfertig“, bestätigt Kay auch schon meinen Verdacht, „wenn du jetzt den anderen gegenüber auch noch lockerer wirst, kann ich dir nicht allzu viel beibringen. Du bist ein echtes Naturtalent.“
Während wir in lockeres Plaudern verfallen, schaffen wir es in Null Komma Nix die beiden Koffer ihres Inhalts zu berauben und meine Klamotten anständig zu verstauen.
„Siehst du?“, fragt Kay selbstgefällig und hievt die beiden leeren Koffer auf den Kleiderschrank, „ging doch wirklich ratzfatz. Jetzt wollen wir mal sehen, auf wen du so abfährst?“
„Auf wen ich … abfahre?“, quieke ich.
Kay wiegt bedächtig seinen Kopf. „Ich sehe schon, was deine Ausdrucksweise anbelangt, besteht einiges an Handlungsbedarf.“ Er seufzt. „Ich will wissen, auf wen du stehst … also, wer dir gefällt.“
Du! Auf dich fahre ich ab!
„Du hast mir gesagt, dass du keine Filme oder Fernsehsendungen gesehen hast. Inzwischen gibt es aber eine ganze Reihe von Büchern, die verfilmt wurden …“
„Twilight“, rufe ich und bin plötzlich schrecklich aufgeregt, „ich weiß, dass die Saga verfilmt wurde … oh, bitte, Kay! Hast du eine Zeitschrift dabei, in der Edward und Bella abgebildet sind?“
Kay lacht lauthals los.
„Was?“, frage ich und überlege, was ich wohl Dämliches gefragt habe.
„ Eine Zeitschrift?“, fragt Kay und schüttelt noch immer den Kopf, „Kim, der Bursche, der diesen Edward spielt, Robert Pattinson heißt er, der ist jeden verdammten Tag in irgendeiner Zeitschrift. Er ist der Teenie-Schwarm schlechthin.“
„Und er heißt auch noch so ähnlich wie ich“, kichere ich und kann es jetzt gar nicht mehr erwarten, einen Blick in die
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