Der Junge mit den blauen Haaren
Zeitschriften zu werfen.
Kay blättert einige Hefte durch und reicht sie mir dann. Sofort verliere ich mich in den Bildern.
„Oh … ähm … er …“
Kay verdreht theatralisch seine Augen und wirft seine Hände in die Luft.
„Habe ich dich an ihn verloren, bevor du mir gehörtest?“
Mir fällt die Zeitung aus der Hand und ich starre Kay mit offenem Mund an. Dann sehe ich den Schalk, der aus seinen Augen blitzt, und werfe ihm das Heft an den Kopf.
„Depp!“
„Aber ein netter Depp, oder?“, fragt er mit Dackelblick.
„Ein ganz lieber“, lache ich und tätschele seinen Kopf.
Er drückt sich an meine Handfläche und schließt die Augen.
Wenn er jetzt anfängt zu schnurren …
Ich halte die Luft an und schnell zieht er seinen Kopf zurück.
Kay räuspert sich.
„Du stehst auf Vampire, hm?“
„Häh? Wie meinst du das?“
„Naja“, grinst Kay und zeigt auf die Bücher, die ich mitgebracht habe, „und da wären ja auch noch deine Chucks. Oh, und nicht zu vergessen, die Usambaraveilchen!“
Ich werde rot und versuche, abzulenken. „Rheena könnte ein Vampir sein, denkst du nicht?“
Kay lacht. „Ja, sie ist tatsächlich ziemlich bleich, aber du kommst dem Bild, das ich von einem Vampir habe, erheblich näher.“
Erstaunt drehe ich mich zu ihm um.
„Ich?“, quietsche ich, „ich bin doch nicht mal blass.“
Gut, ich bin nicht wirklich tiefbraun, aber ein leicht goldener Schimmer auf meiner Haut lässt sich nicht wegdiskutieren.
„Nein“, gibt Kay zu und nimmt meinen Ausbruch zum Anlass, seinen Blick nahezu genüsslich über meinen Körper schweifen zu lassen. Dann hat er sich wieder im Griff. „Aber deine Haare scheinen zu tun, was sie wollen und deine Augen …“
Ah, jetzt kommt’s! „… deine Augen sind genau so golden, wie die der guten Vampire aus Twilight.“
„Was?“
Kay reicht mir eine andere Zeitschrift und ich vertiefe mich sofort in einige Filmbilder.
Himmel! Er hat Recht. „Du siehst aus wie Alice“, wispert er und als ich von der Zeitschrift hochschaue, sehe ich, dass dies wohl nicht die schlechteste Sache ist. Jedenfalls, wenn ich seinen Gesichtsausdruck richtig interpretiere.
Wieder wird mir bewusst, dass da irgendetwas zwischen uns ist, das über reine Freundschaft hinausgeht.
Ehe die Sache aus dem Ruder läuft, bringe ich die Sprache schnell wieder auf das ursprüngliche Thema und bis zum Frühstück schaffen wir es tatsächlich, mich auf einen angemessenen Stand zu bringen, was Teenie-Idole und lockere Sprüche anbelangt.
12)
N ach dem Frühstück, zu dem übrigens auch Miriam wieder erscheint, als sei nichts gewesen, gehen Kay und ich gemeinsam ins Rektorat.
Immerhin haben wir, während wir Toast und Frühstücksflocken in uns hinein schaufeln, einiges darüber erfahren, wie die Dinge im Speisesaal gehandhabt werden.
Frühstück gibt’s in Buffet-Form, riesige Behälter mit Tee, Kaffee oder heißer Schokolade warten darauf, von den Schülern und Schülerinnen angezapft zu werden.
Mittags stellen wir uns wie in einer Kantine an und Mrs. Pennyfox belädt unsere Tabletts, die wir nach Beendigung unserer Mahlzeit artig in hierfür vorgesehene Wagen schieben.
Zum Abendessen sind die Tische gedeckt und große Schüsseln, aus denen wir uns bedienen können, stehen schon da.
„Ich gehe mir einen Kaffee holen“, gibt Kay bekannt, „möchtest du auch noch etwas trinken, Kim? Kaffee? Tee? Kakao?“
„Hmm, welche Teesorten gibt’s denn?“, frage ich zurück.
„Heute gibt’s irgendeinen roten Früchtetee“, gibt Rheena Auskunft, „sehr lecker.“
„Oh, ich weiß nicht“, überlege ich, „bei rotem Tee weiß ich nicht, ob da nicht vielleicht Hagebutten drin sind.“
„Und die magst du nicht?“, fragt Greg schmatzend.
„Doch“, antworte ich, „eigentlich schon. Aber ich habe anschließend immer so ein taubes Gefühl auf der Zunge … und das mag ich nicht.“
Kay sieht einen winzigen Moment verwirrt aus.
„Also lieber Kaffee oder Kakao“, schlägt er dann vor.
„Kaffee, bitte!“
Er stapft Richtung Buffet und als er wieder zurückkommt, klärt uns Dan darüber auf, dass es insgesamt fünf Lehrkräfte gibt.
Mr. Augustus unterrichtet Physik und Mathematik im Grundkurs.
Sein Pendant bei den Fortgeschrittenen ist Mr. Baker.
Biologie und Chemie wird im Grundkurs von Mrs. McMillan höchstpersönlich unterrichtet, während Prof. Sullivan die Fortgeschrittenen auf die Prüfung vorbereitet.
Die restlichen Fächer sind nicht in Kurse eingeteilt, das heißt, dass alle 26 Schüler
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