Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Junge mit den blauen Haaren

Der Junge mit den blauen Haaren

Titel: Der Junge mit den blauen Haaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Loesel
Vom Netzwerk:
schließt die Türe.
Ich traue mich nicht, ihm ins Gesicht zu sehen und starre stattdessen aus dem Fenster.
Zu groß ist meine Scham.
Was muss er nur von mir denken? Und – viel wichtiger – wie lange wird er das noch mitmachen?
Plötzlich höre ich einen lauten Schlag und zucke erschreckt zusammen.
Ich drehe mich um und sehe, wie Kay seine Hand massiert.
Die massive Steinwand, vor der er steht, zeigt sich weniger beeindruckt.
„Was hast du gemacht?“
Hey, ich bin wieder da! Kays Gesicht drückt so viel Zorn aus, dass ich hastig einen Schritt zurückweiche.
Sofort kommt er auf mich zu.
„Entschuldige bitte, Kim! Ich wollte dich nicht erschrecken.“
Er sieht so zerknirscht aus, dass ich ihm nicht wirklich böse sein kann.
„Ist … schon gut“, stammele ich, „ich meine … ich verstehe, dass du wütend bist.“
Kay nickt und ich schrumpfe innerlich auf Zwergengröße zusammen.
Ich habe es befürchtet. Gleich wird er mir vorschlagen, mir einen anderen Ritter zu suchen. Und er hat, verdammt nochmal, alles Recht der Welt, das zu tun.
Wie, zum Henker, soll er sich denn hier anständig integrieren, wenn er ständig so ein dämliches Landei wie mich an der Backe kleben hat?
„Es tut mir leid!“
Wir haben die Worte gemeinsam gesprochen und Kays Erstaunen ist nicht geringer, als meines.
Er ist schneller als ich.
„Was meinst du damit? Es tut dir leid? Was, in Gottes Namen, kannst du dafür, dass dieses Miststück so tut, als binde sie sich ihre Schuhe und sich erhebt, just in dem Moment, als du vorbeikommst?“
So ist das also passiert?! „Ich … ich dachte … ich hab … nicht gewusst …“
„Nein, Kim“, blafft Kay, aber ich weiß jetzt, dass sein Ärger nicht mir gilt, „woher solltest du so etwas auch kennen?“
Hastig blinzele ich die aufsteigenden Tränen weg.
„Du kannst gar nicht all die miesen Tricks kennen, die Leute in unserem Alter anwenden, um anderen weh zu tun.“
Nein, das kann ich tatsächlich nicht. Als Kay nichts mehr sagt, sondern nur zornig seine Hände zu Fäusten ballt, komme ich zu Wort.
„Ich verstehe, wenn du nicht mehr … also … ich meine …“
„Was willst du damit andeuten, Kim?“
Kay steht so dicht vor mir, dass unsere Oberkörper sich berühren. Sofort habe ich ein schlechtes Gewissen, da sein strahlend weißes T-Shirt nun auch versaut ist. Doch Kay macht eine abwehrende Handbewegung, als wisse er nur zu gut, was in meinem verkorksten Hirn vorgeht.
„Was meinst du, Kim? Antworte mir!“
Ich schlucke heftig und wische mir über die Augen, bevor sich die Tränen befreien können.
„Ich will sagen, dass ich es dir nicht für übel nehme, wenn du lieber mit den anderen zusammen sein möchtest. Ich behindere dich doch nur. Es genügt, wenn ich mich lächerlich mache, Kay. Du musst das nicht auch noch tun!“
Das ist die längste zusammenhängende Rede, die ich heute zustande gebracht habe. Wenn auch mit gesenktem Kopf. Für einen Augenkontakt reicht mein Mut nicht mehr.
Kays Hände legen sich um meine Oberarme und ich blinzele zaghaft unter meinen Wimpern nach oben.
Sein Gesicht drückt alles andere als Zärtlichkeit aus.
Mir wird übel.
„Sag so etwas nie wieder zu mir, hörst du?“
Mechanisch nicke ich, als mir der Sinn seiner Worte klar wird.
Da fährt er auch bereits fort.
„Du behinderst mich nicht, niemals. Und du machst weder dich, noch mich, lächerlich. Jeder, der genügend Grips hat, konnte sehen, dass es nicht deine Schuld war. Und ich muss , verdammt nochmal, gar nichts, Kim! Alles, was ich tue, tue ich, weil ich es möchte.“
„Und warum tut es dir dann leid?“, wispere ich.
Kay atmet scharf ein.
„Weil es meine Schuld ist, dass das passiert ist.“
„Was?“ Ich rücke ein Stück von ihm ab, doch sofort zieht er mich wieder zu sich heran. Er drückt meinen Kopf an seine Brust, als wolle er nicht, dass ich ihn ansehe, bei dem was jetzt kommt.
War das eben ein Kuss auf meinem Scheitel? “Wenn ich im Klassenraum heute Morgen nicht klipp und klar zu Miriam gesagt hätte, dass sie sich ihre Anmache schenken kann, wäre das vielleicht nicht passiert.“
Vorsichtig hebe ich den Kopf. Ich kann kaum glauben, was ich da höre.
Kay hat die gutaussehende Miriam abgewiesen? Einfach so?
"Ich kann solche Weiber nicht ab“, erklärt Kay und langsam kehrt ein Lächeln in sein perfektes Gesicht zurück, „ich mag viel lieber anschmiegsame Mädchen. Mädchen, die gar nicht wissen, was Boshaftigkeit ist.“
Ohne es zu bemerken, habe ich den Atem angehalten.
„Hey

Weitere Kostenlose Bücher