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Der Junge mit den blauen Haaren

Der Junge mit den blauen Haaren

Titel: Der Junge mit den blauen Haaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Loesel
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Stufen-Tortur natürlich nicht gewöhnt. „Dir geht es wieder besser!“, stellt sie fest. Dann kickt sie ihre Schuhe von den Füßen und lässt sich mir gegenüber auf das Bett plumpsen.
„Ja, dank einer Zaubersalbe aus frischem Krötenlaich und getrockneten Mückenschenkeln“, zitiere ich mit finsterem Blick eine Stelle aus einem meiner Lieblingsbücher.
Angewidert sieht mich Rheena mit weit aufgerissenen Augen an.
„Ist nicht dein Ernst“, stammelt sie.
Ich kann nicht anders. Ich falle rückwärts in die Kissen und pruste lauthals los.
Auweia! Hoffentlich ist sie mir jetzt nicht böse!
Doch Rheena wäre nicht Rheena, wenn sie nicht nach weniger als zehn Sekunden in mein Lachen mit einstimmen würde.
Japsend holen wir schließlich Luft und umarmen uns. Rheenas Umarmung fällt eindeutig vorsichtiger aus als sonst.
„Hey“, beruhige ich sie, „es wird schon besser.“
Ungläubig sieht sie mich an. Mein munteres Lächeln scheint sie zu besänftigen.
„Ich bin so froh, dass die Sache nicht schlimmer ausgegangen ist“, sagt sie dann leise.
Und schon bringt sie die Sprache genau auf das Thema, das ich eigentlich gerne umschifft hätte.
„Das war Miriam, nicht wahr?“
„Ich weiß es nicht, Rheena. Aber Kay und ich haben sie auch im Verdacht“, gebe ich dann zu.
„Warum lässt du die Sache auf sich beruhen?“, fragt sie.
„Erstens“, beginne ich meine Aufzählung und recke meinen Daumen zur Unterstützung in die Höhe, „lag sie krank im Bett. Das werden sicherlich einige Mädchen bestätigen. Wenn auch nur, weil sie ihre Vergeltungsschläge fürchten, wenn sie es nicht tun.“
Rheena nickt lediglich zu meiner Ausführung. Was soll sie auch sonst tun. Ich habe nun mal Recht.
„Und zweitens, Rheena“, fahre ich mit meiner Auflistung fort, wobei ich meinen Zeigefinger meinem Daumen hinzufüge, „möchte ich einfach nicht für so viel Wirbel sorgen. Bitte, versprich mir, dass auch du und die anderen nicht versuchen werdet, irgendetwas herauszufinden!“
Rheena erkennt, dass es mir ernst ist mit meiner Bitte. Schließlich nickt sie gottergeben.
„Du bist zu gut für diese Welt, Kim“, sagt sie leise.
Tja, vielleicht war das ja der Grund für meinen alten Herrn, mich vor der Welt zu verbergen! Klingt auf jeden Fall netter, als die Schlampen-Theorie. Eine Weile schweigen wir uns an.
„Weißt du, dass Kay deine Sportklamotten gewaschen hat?“
Was? Natürlich weiß ich, dass er meinen Schlüssel aus dem Fach geholt hat. Allerdings dachte ich, Miss Viola hätte ihn ihm gegeben.
Rheena nickt, ohne eine Antwort von mir zu erwarten, und fährt fort.
„Ja, er bat mich, ihm den Schlüssel und deine Sportsachen zu geben. Ich dachte, er würde sie an Miss Viola weitergeben. Aber dann habe ich gesehen, wie er sie in die Waschmaschine gepackt hat. Ich war zufällig auch mit Waschen dran“, fügt sie hinzu, als hätte sie etwas Verbotenes getan.
„Nein“, sage ich jetzt leise, „davon hat er mir nichts erzählt.“
„Er mag dich, Kim“, konstatiert Rheena, „und zwar richtig. Nicht nur ein bisschen.“
Wir sehen uns an. Was soll ich darauf antworten?
So dumm bin nicht mal ich, dass ich das nicht schon selbst bemerkt habe.
„Ich weiß“, flüstere ich.
„Und du?“, fragt Rheena leise, „was ist mit dir? Magst du ihn denn? Ich meine, so richtig?“
„Ja“, gebe ich schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit zu, „ich mag ihn so richtig richtig.“
„Das ist gut“, beschließt Rheena.
„Ach ja?"
Sie nickt heftig. „Ja, weil …“ Sie druckst herum.
„Weil?“
„Naja“, lacht sie dann, „wenn du und Kay, also, wenn ihr beiden so richtig zusammen seid, dann könnten Tiger und ich vielleicht auch endlich … also …“
Jetzt lache ich laut auf.
„Ich verstehe“, kichere ich, „du denkst, wenn da zwei Pärchen sind, müsste Miriam sich entscheiden, wem von den Mädels sie den Freund abspenstig machen will.“
Rheena wird knallrot und guckt unter sich.
„Ist das gemein von mir?“
„Iwo“, lache ich, „das ist intelligent. Aber wir sind noch weit davon entfernt“, füge ich leise hinzu.
Dass ich mir sicher bin, auf wen Miriams Wahl fallen wird, behalte ich für mich. Wenn ich Rheena wäre, würde ich mich auch freuen, wenn das Versteckspiel ein Ende hätte.
Wir schweigen einige Minuten, aber es ist ein angenehmes Schweigen. Dann wenden wir uns weniger elementaren Dingen zu, wie zum Beispiel den unmöglichen Klamotten, die unsere Direktorin trägt, bevor sich Rheena

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