Der Junge mit den blauen Haaren
nebenan“, betont Kay noch einmal.
„Danke“, sage ich leise.
Die Dusche tut wirklich gut. Als ich mich jedoch im Spiegel betrachte, feuere ich einen Schrei ab. Mein ganzer Oberkörper, beginnend an meinem Hals bis hinunter zu meiner Hüfte, ist mit dicken roten Pusteln übersät. Die im Übrigen auch meine Wangen zieren.
„Kim!“
Kay reißt die Türe auf und ich reflexartig das Badetuch vor meinen Körper.
„Ent … oh Gott, entschuldige bitte!“, stammelt Kay, „ich dachte … bitte, entschuldige!“
Schleunigst schließt er die Türe hinter sich.
Irrsinnigerweise ist mir die Situation dieses Mal gar nicht peinlich. Viel zu niedergeschlagen bin ich über meinen Anblick. Ich sinke auf die Fliesen und heule wie ein Schlosshund.
Ich höre weder das Klopfen, noch registriere ich, dass Kay wieder zurückkommt, das Badetuch um mich wickelt und mich – wieder einmal – hochhebt und zurück in mein Bett trägt. Sanft zieht er die Decke über mich. Erst dann zieht er das feuchte Badetuch unter der Bettdecke hervor, marschiert hinüber ins Bad und hängt es zum Trocknen an die Wäschestange. Danach kommt er zu mir zurück.
„Hast du …“, schluchze ich, „hast du das gesehen, Kay?“
„Das vergeht wieder, Kleines“, sagt er behutsam.
Also hat er!
„Ich bin hässlich“, heule ich.
„Bist du nicht“, widerspricht er und ich sehe ihn unter tränennassen Wimpern an.
„Bin ich doch“, quengele ich und Kay verdreht die Augen.
Mir ist klar, dass ich mich anhöre, wie ein verwöhntes reiches Balg. Nur, dass ich das nicht bin.
Und Kay das auch weiß.
„Bist du nicht“, wiederholt Kay sanft, „du wärst niemals imstande, hässlich zu sein, Kim. Das könntest du gar nicht.“
Beinahe muss ich grinsen, ob seiner Wortwahl … doch ich bade zu sehr in Selbstmitleid, als dass ich meine Mundwinkel dazu bewegen kann, sich zu heben.
„Soll ich etwas besorgen, das du auftragen kannst?“ Kay versucht mit allen Mitteln, mich abzulenken.
Es gelingt ihm. Ich nicke schniefend.
„Dann bis gleich, Kleines. Bin sofort wieder da.“
Während Kay weg ist, nehme ich meinen Ausschlag genauer unter die Lupe. Er sieht aus, als wäre ich in einen Ameisenhaufen gefallen … oder in Brennnesseln.
Die Dusche hat zwar gut getan, aber meine Haut fühlt sich an, als wäre sie zu eng.
In Null Komma Nichts ist Kay wieder zurück. In seiner Hand schwingt er einen riesigen Tiegel.
„Hier. Miss Viola hat wohl schon geahnt, dass du sowas brauchen könntest. Ich … äh … ich lass dich dann mal alleine, ja?“
Kay verschwindet in seinem Zimmer.
Ich öffne den Tiegel und schnuppere ganz vorsichtig. Riecht gut. Irgendwie nach Kräutern.
Okay! Wenn ich schon aussehe, als hätte ich Plaque, rieche ich wenigstens angenehm.
Gierig tauche ich meine Hand in die klare Paste. Zunächst habe ich ein bisschen Bammel davor, ob die Berührung vielleicht mehr Schaden anrichtet, als Nutzen bringt. Aber ich beschließe, mutig zu sein und lege auch direkt mit meinem Gesicht los. Immerhin ist das die Stelle, die ich nicht verhüllen kann. Für den Rest gibt’s ja Rollkragen-Pullover.
Beinahe sofort spüre ich die angenehm kühle Wirkung und verteile das Gel großflächig auf meinen Wangen, meinem Hals, meinem Busen und meinem Bauch. Dann kommen die Arme dran. Und dann …
Scheiße! „Kay“, krähe ich und sofort erscheint er in der Tür. Vorsorglich, inzwischen weiß ich, wie schnell er reagiert, wenn ich auch nur einen Mucks von mir gebe, drapiere ich die Bettdecke um meine Hüften, halte die Hände vor meine Brust und drehe mich zur Wand.
„Ich komm nicht an meinen Rücken“, heule ich.
„Oh! Ich helfe dir.“
Einfach so! Ohne großes Brimborium!
Um Schamgefühle zu entwickeln, ist es ja nun auch wirklich ein bisschen spät.
Er hockt sich auf die Bettkante und beginnt sofort damit, das Gel auf meinem Rücken zu verteilen. Dabei schiebt er die Bettdecke ein Stückchen nach unten, aber wirklich nur ein winziges bisschen. Trotzdem halte ich die Luft an, als seine Finger meinen Po berühren.
Müsste ich jetzt eine Entscheidung treffen, ob Kays Hände oder Miss Violas Tinktur das bessere Heilmittel sind, könnte ich mich vermutlich nicht entscheiden.
Lüg dir nicht in die Tasche, Kim!
Irgendwie haben Kays sanfte Berührungen etwas Beruhigendes an sich … etwas Einschläferndes.
Mir fallen die Augen zu und mein Kopf sinkt auf meine Brust.
Dass Kay mich hinlegt, eine dünne Decke aus dem Schrank holt und sie über meinem nackten Rücken ausbreitet,
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