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Der Junge mit den blauen Haaren

Der Junge mit den blauen Haaren

Titel: Der Junge mit den blauen Haaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Loesel
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verabschiedet.
„Morgen hast du noch Knast, hm?“
„Jepp“, antworte ich niedergeschlagen, „aber ich hoffe, dass ich morgen Abend wieder am öffentlichen Leben teilnehmen darf. Schließlich steht das Wochenende an.“
„Bestimmt wird Miss Viola sich für dich einsetzen“, sagt Rheena leichthin, „sie hat dich auch in ihr Herz geschlossen. Genau wie ich“, betont sie und drückt mich zum Abschied noch einmal.
    Wenig später kommt Kay, wie versprochen, noch einmal vorbei, um mir meine abendliche Abreibung zu verpassen.
Während er mich sozusagen in den Schlaf massiert, denke ich, dass ich mich an diese Sache gewöhnen könnte … und bin Sekunden später eingeschlafen.

24)
    S chon seit Wochen habe ich nicht mehr geträumt, also, gewunschträumt. Und die seltsamen Babyträume habe ich seit drei Tagen auch nicht mehr gehabt.
Möglich, dass es an dem Tee liegt, den ich jeden Abend vor dem Einschlafen trinke.
Miss Viola hat die Kräutermischung zusammengestellt. Vielleicht ist sie ja eine kleine Kräuterhexe.
Sofort meldet sich mein schlechtes Gewissen.
Schäm dich, Kim! Sie meint es wirklich gut mit dir!
Der Tee wirkt juckreizlindernd und vermutlich auch schlaffördernd.
In den Nächten zuvor wurde ich jedoch regelmäßig von diesen anderen Träumen heimgesucht. Regelmäßig habe ich das Baby-Labor, wie ich es in Ermangelung eines anderen Namens nenne, besucht.
Besuchen müssen!
Denn das ist das wirklich Fiese an diesen Träumen: ich kann mich nicht dagegen wehren.
Neben der Konstante, dass es immer Kay ist, der mit traurigem Gesicht auf die vier Bettchen deutet, weisen die Träume immer ein winziges neues Detail auf. So, als wollten sie mich behutsam in eine bestimmte Richtung manövrieren.
Waren es zu Anfang immer die vier Bettchen, von denen nur drei belegt waren, kann ich nach und nach andere Dinge ausmachen.
Wie zum Beispiel die Tatsache, dass die drei Babys vermutlich Jungs sind. Die hellblauen Strampelanzüge und die blaue Bettwäsche lassen es mich jedenfalls vermuten.
Okay, ich weiß. Das Ding mit „blau für Jungs – rosa für Mädchen“ ist veraltet.
Aber warum fällt mir sonst auf, dass das verwaiste Bettchen mit rosa Bettwäsche bezogen ist?
Irgendeinen Sinn muss das doch haben, oder?
Also, beschließe ich für mich, dass das fehlende Baby ein Mädchen sein muss.
In einem der folgenden Träume versuche ich krampfhaft, die Namensschildchen auszumachen, die am Kopfende der Bettchen befestigt sind.
Auch das ist etwas, das mir erst jetzt auffällt.
Natürlich gelingt es mir nicht. Wäre ja auch zu schön gewesen.
Was ich allerdings erkennen kann, sind die Anfangsbuchstaben.
R … V … K … bei den Jungs, ein weiteres K … bei dem leeren Bettchen, also dem Mädchen.
Außer Rheena kenne ich niemanden, dessen Namen mit einem R beginnt. Und Rheena ist definitiv ein Mädchen.
Mit V kenne ich auch niemanden.
Aber mit K !!!
Mir wird schlecht. Was, wenn das männliche K Kay ist? Könnte es dann sein, dass das weibliche …?
Nein! Das ist viel zu weit hergeholt.
Angestrengt versuche ich, mich abzulenken. Und doch schleicht sich da die nicht wegzudiskutierende Tatsache in mein Gehirn, dass ich meine Mutter niemals kennengelernt habe, ihren Namen nicht weiß und auch kein Bild von ihr existiert.
Und wenn tatsächlich ich es bin, dieses weibliche K , und Kay mein männliches Pendant, beantwortet das ja vielleicht die Frage, warum wir uns vom ersten Moment an so nahe stehen, als würden wir uns schon ein Leben lang kennen.
Vielleicht … oh Gott, vielleicht sind wir sogar …
Nein! Diesen Gedanken will ich nicht weiterspinnen.
Es tut so weh, ihn auch nur in Erwägung zu ziehen.
Auch wenn ich jedes mal in ein Gefühlschaos der übelsten Sorte stürze, kann ich inzwischen nicht mehr verhehlen, dass ich geradezu auf die Träume warte.
Der Sherlock Holmes in mir ist erwacht!
Meinen vorerst letzten Traum dieser Art, hatte ich in der Nacht vor der Sache mit dem Juckpulver.
Dieses Mal waren alle vier Bettchen belegt.
Und ich habe Recht mit meiner Vermutung, dass das vierte Baby ein Mädchen sein muss.
Ein winziges schwarzhaariges Etwas strampelt in einem über und über mit rosa Herzchen bedruckten Pyjama und schreit sich die Lunge aus dem kleinen Leib.
Die drei Baby-Jungs scheint das nicht sonderlich zu beeindrucken. Sie schlafen den Schlaf der Gerechten.
Plötzlich sehe ich aus dem Augenwinkel eine Person, die zielstrebig auf das Bettchen mit dem Schreihals zugeht.
Etwas an ihrem Gang kommt mir bekannt vor. Aber

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