Der Junge mit den blauen Haaren
gut gegangen, oder?“ Ich verziehe mein Gesicht zu einem Lächeln, das kläglich misslingt.
„Hmpf“, macht Kay, der meine Antwort ganz und gar nicht gut findet. Obwohl er bestimmt wusste, dass sie genau so ausfallen würde.
„Bitte, Kay“, sage ich leise, „lass es gut sein!“
„Wenn du das möchtest, Kim“, sagt er, noch immer wütend, „aber ich befürchte, wenn du dem Ganzen nicht jetzt einen Riegel vorschiebst, wird es nicht aufhören.“
Das befürchte ich auch, aber ich werde es nicht zugeben.
Miss Viola sieht mich noch einmal intensiv an.
„Glauben Sie, dass Sie ohne weitere ärztliche Hilfe auskommen?“
„Ja, ganz bestimmt“, antworte ich etwas zu hastig.
Nur kein Arzt. Wenn mein Vater das spitz kriegt, lässt er mich womöglich sofort ausfliegen und ich beende meine Schulzeit womöglich im Himalaya.
Dieses Mal unterstützt Kay mich. Schließlich weiß er, was Sache ist.
„Ist es in Ordnung, wenn ich Kim auf ihr Zimmer bringe und bei ihr bleibe?“, fragt er Miss Viola.
„Selbstverständlich, Kay. Das ist sehr aufmerksam von Ihnen. Ah … einen Moment noch, bitte!“
Sie stürmt aus der Halle und kehrt Sekunden später mit einem T-Shirt zurück.
„Hier, das ist eines von meinen eigenen Shirts. Es wird Ihnen wohl etwas zu groß sein, Kim, aber ich denke, es ist allemal besser, als nur mit einem feuchten Handtuch bedeckt zu sein.“
Und halbnackt über das Schulgelände zu laufen.
Ich werde feuerrot und Kay betrachtet angelegentlich seine Fingernägel.
„Nun denn, dann hätten wir das erledigt. Kay, bringen Sie Kim in ihr Zimmer. Lassen Sie sie nicht aus den Augen. Und sollte irgendetwas sein, dass Sie beunruhigt, melden Sie sich sofort bei mir!“
Kay nickt. Seine Stimme klingt hart.
„Ich werde nicht von ihrer Seite weichen.“
Niemals habe ich ihm mehr geglaubt, als in diesem Moment.
22)
K ay lässt es sich nicht nehmen, mich hoch zu tragen … die ganzen, verdammten 126 Stufen.
„Ich kann alleine gehen“, nörgele ich und weiß nur zu gut, dass ich mich wie ein unartiges kleines Kind anhöre.
„Kannst du nicht“, widerspricht Kay. Sein Ton erlaubt keine Widerworte und ich spare mir meine Luft.
Da meine Klamotten noch in der Sporthalle sind und somit auch mein Schlüssel, nehmen wir den Weg durch Kays Zimmer und das Bad, um in mein Zimmer zu gelangen.
Sanft legt er mich auf meinem Bett ab.
„Geht’s dir wieder besser?“
Sein Blick ist so zärtlich-besorgt, dass mir plötzlich Pipi in die Augen schießt.
„Hey, Kleines“, murmelt Kay. Vermutlich weil er meine Tränen falsch deutet.
Wütend wische ich mir über die brennenden Wangen. Die jucken nämlich auch. Vermutlich, als mir das Shirt ausgezogen wurde …
wobei …
„Wer … also … wer hat mir mein Shirt ausgezogen?“
Die Frage beantwortet sich quasi von selbst, als Kay mit tiefroten Wangen den Kopf senkt.
Himmel hilf! Er war‘s tatsächlich! „Kim“, schnauft er und ringt die Hände, „ich hatte einfach so eine Ahnung, dass dein Kollaps irgendetwas mit deinem Shirt zu tun hat. Ich habe instinktiv gehandelt … das hatte rein gar nichts … Sexuelles … ich würde eine solche Situation niemals ausnutzen … das musst du mir glauben!“
Kay redet sich in Rage – und tut mir natürlich sofort leid.
„Kay, ich hab doch gar nichts dergleichen gesagt. Es ist schon in Ordnung … also, wenn es das für dich auch ist …“
Kim, was redest du da für einen Blödsinn? „Ich hab auch echt nicht hingeguckt!“
Na, das glaub‘ ich dir jetzt aber echt nicht. Und falls doch - muss ich mir Sorgen machen? Wir sehen uns an und müssen lachen.
„Hey, ich hab doch schon mehr von dir ges …“
Kay unterbricht sich. Zu spät!
Zu präsent ist noch unsere erste Badezimmer-Begegnung.
„Dito“, grinse ich … und der peinliche Augenblick ist schlagartig vorbei.
„Wenn es dir wieder besser geht, solltest du vielleicht duschen“, lenkt Kay ab, „nur, damit du diesen Scheiß vom Körper spülen kannst.“
„Mir geht es schon besser, Kay. Und ja, du hast Recht. Wenn es dir also nichts ausmacht, mit einem Ohr nach mir zu lauschen … also, nur für den Fall, dass ich wieder mal zusammenklappe …“
Kay sieht mich böse an.
„Das ist nicht witzig, Kim!“
Ist es wirklich nicht, aber wenn ich daran denke, wie viele Male er mich schon vom Boden aufklauben musste, ist es besser, die Sache mit Humor zu nehmen. Jeder andere Gedanke daran ist zu peinlich.
Auf wackligen Beinen klettere ich aus dem Bett und wanke ins Bad.
„Ich bin
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