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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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um sie. Haddington ließ das Signal ›Erbitte Arzt‹ setzen und bereitete sich vor, an Bord der Shannon seinen Bericht zu erstatten.
    Kapitän Brisbane war tief beeindruckt: »Der Gegner war Ihnen an Gewicht der Breitseite und Mannschaft doppelt überlegen, und Sie haben ihn so entscheidend geschlagen. Das ist eine großartige Leistung, zu der ich Sie beglückwünsche, Mr. Haddington. Ich werde Ihre Tat in meinem Bericht an den Admiral gebührend würdigen und bedaure nur, daß der Kutter nicht als reguläres Kriegsschiff anerkannt werden kann. Sonst wäre Ihnen die Beförderung zum Commander sicher.«
    Haddington bedankte sich und hob die Leistung der Besatzung hervor. Der Kapitän beschloß, Nassau anzulaufen, sobald der Arzt seine Arbeit getan hatte und die Schwerverwundeten an Bord der Shannon gebracht waren.
    Sie erreichten Nassau am Abend und grüßten den Gouverneur und die Forts Montagne und Nassau mit dreizehn Schuß Salut. David war eingeteilt, um die Berichte und Meldungen zu kopieren und konnte sich kaum um Hafen und Stadt kümmern. Kapitän Brisbane ließ sich an Land setzen, wurde von der Bevölkerung, die die Prise sah, mit Jubelrufen begrüßt und berichtete dann Gouverneur Montfort Browne.
    Der Gouverneur sagte zwar zu, daß die Prise auf der Werft repariert werden könne, daß Wasser, Frischfleisch und Obst geliefert würden, aber er wirkte auf Brisbane recht entschlußlos und passiv.
    Brisbane erfuhr, daß Vizeadmiral Shuldham das Kommando von Admiral Graves übernommen und der Kongreß zu Philadelphia die Ausrüstung einer Flotte beschlossen habe.
    »Nach unseren Informationen sind es sieben Schiffe von acht bis vierundzwanzig Kanonen. Ich hoffe, daß sie nie aus dem Delaware entwischen können«, sagte der Gouverneur. »Aber«, fuhr er fort, »Sie werden mit vielen kleineren Kaperschiffen der Rebellen rechnen müssen, denn nach zuverlässigen Informationen hat der Kongreß Ende November auch den Kaperkrieg gegen alle Schiffe im Dienste der britischen Regierung zugelassen.«
    »Dann sind jetzt alle Kolonien dem Vorbild von Massachusetts gefolgt, und die Aufgabe wird für die wenigen Schiffe unserer Flotte immer unlösbarer«, antwortete Brisbane.
    Die Mannschaften hatten am nächsten Tag Landgang, und Mr. Lenthall saß am Abend mit einigen Offizieren in einem Restaurant der kleinen Stadt. Nassau hatte ein gesünderes Klima als Jamaika, so daß der Landgang nicht beschränkt werden mußte.
    Übermorgen würden sie wieder auslaufen, und der Schiffsarzt beklagte sich, daß man mit der Flotte überall in der Welt herumkommen könne und doch kaum etwas anderes sehe als die See, Werften und Häfen. »Wann kann man einmal das Landesinnere etwas erkunden und Fauna und Flora studieren?«
    Mr. Bates, jetzt Zweiter Leutnant, rief ihm übermütig zu: »Ich habe auch immer zu wenig Zeit für meine Studien an Land, obwohl ich nicht gleich das Innere des ganzen Landes erkunden will!« Alle prusteten vor Lachen.
    »Ja, ja«, sagte Lenthall schmunzelnd, »man könnte meinen, die jungen Herren haben nur Ks im Kopf: Kampf, Karriere und Kurtisanen. Aber wenn sie auf die Nase fallen, dann muß der alte Schiffsarzt sie wieder kurieren.«
    David, der ihm gegenüber saß, fügte leise hinzu: »Bei allen geht es leider nicht. Bei Richard Baffin und John gab es nichts mehr zu kurieren. Ich kriege Angst, Freunde zu gewinnen, denn wenn ich sie dann verliere, tut es um so mehr weh.«
    Lenthall trank einen Schluck und sah ihn nachdenklich an. »Wenn man keinen Seelenschmerz mehr empfinden will, muß man seine Seele entleeren und darf keine Liebe in ihr dulden. Aber das wäre doch kein Leben.«
    David war noch nicht zufrieden. »Das stimmt sicher. Aber haben es die friedlichen Bürger hier nicht besser? Für sie ist die Gefahr, daß ihnen etwas Liebes entrissen wird, viel geringer.«
    Der Schiffsarzt war davon nicht überzeugt: »Krankheit und Tod kann auch sie überraschend treffen. Und in dem Gleichmaß ihres Lebens hängen sie ihr Herz oft an ganz unwesentliche Dinge, Schmuck, Plunder, den sie verlieren, der gestohlen wird oder entzwei geht. Schon die antiken Philosophen haben behauptet, daß sich die Schwingungen der Seele auf unsere Erlebnisse einstellen. Erleben wir wenig, erregen wir uns über das Kleine. Erleben wir viel, erregt uns das Große auch nur anfangs stärker.«
    David war das kein großer Trost, und bei aller Abenteuerlust wäre ihm eine Zeit der unbeschwerten Freude wie damals mit Richard und Matthew recht

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