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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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sprechen. Er hob die Pistole und rief: »An Deck, Wache!«
    Von oben kam die Antwort: »Ja, Sir.«
    Der Deserteur und der andere sahen sich an und senkten die Entermesser.
    David rief: »Unsere beiden Leute kommen jetzt hoch an Deck!« Er trat von der Tür weg und wies mit der Pistole nach oben. Mit bösen Gesichtern stiegen die beiden an Deck.
    Haddington hörte sich Davids Bericht an. »Wenn sie Fusel in die Hände kriegen, geraten sie außer Kontrolle, ich kann jedem nur zwölf Hiebe geben, sonst fallen sie für den Dienst aus. Aber es ist furchtbar, daß wir auf unserem kleinen Schiff jetzt auch mit solchem Abschaum rechnen müssen.«
    Der Deserteur nahm die Bestrafung am nächsten Morgen stoisch hin, aber er blickte David haßerfüllt an.
    Zwei Tage später mußten sie einen Schoner von etwa einhundertzwanzig Tonner, drei Stunden jagen, bis er endlich aufgab. Während sie sich ihm näherten, wurde schon ein weiteres Segel gemeldet.
    »Vier Mann Prisenbesatzung in das Boot. Mr. Winter, Sie übernehmen die Prise, stecken Sie sich schnell eine Karte ein. Wenn Sie drüben nicht klar kommen, geben Sie mit einem Schuß Signal. Wir müssen weiter. Treffpunkt zehn Seemeilen südwestlich der Insel de Pinos.«
    David raffte seine Waffen und die anderen Sachen zusammen und sprang ins Boot. Er war beunruhigt, als er den Deserteur dort sitzen sah, erblickte zu seiner Erleichterung aber auch William Hansen. Hastig pullten sie auf den Schoner zu.
    Kaum war David mit seinen vier Mann an Deck geentert, da legte das Beiboot schon wieder ab. Die zwölf Mann der Besatzung erwarteten sie schweigend. David gab William den Befehl, nach Waffen zu suchen. Den Deserteur schickte er ans Ruder. Er ließ sich vom ersten Maat Auskunft über die Ladung geben. Es war nichts Außergewöhnliches. Melasse, Gewürze, Kaffee, aber hinter den Melassefässern fanden seine Männer Kisten mit Musketen und Munition.
    David wollte kein Risiko eingehen. Die am besten verschließbaren Räume waren die drei Achterkammern. Er ließ die Bullaugen vernageln, die Kammern nach Waffen und Werkzeugen untersuchen und sperrte je vier Mann in einen Raum. Das hatte den Vorteil, daß ein Mann mit Muskete zur Bewachung aller drei Türen ausreichte.
    Wenn Segel gesetzt oder geborgen werden mußten, brauchten sie immer nur vier Mann herausholen, ohne daß die anderen Türen geöffnet werden mußten. Von ihnen konnte abwechselnd immer einer vier Stunden schlafen. Sie würden schon Platz finden.
    Als sich die Sonne der Kimm näherte, konnte David die unteren Segel setzen und auf Kurs gehen. Im Nu war die Nacht da, und David schickte William auf die Suche nach etwas Eßbarem. Er fand Brot und Käse genug für den ersten Hunger.
    David ließ William die erste Ruderwache gehen. Danach sollte er die Gefangenen bewachen. Der Deserteur hatte die Hundewache am Ruder und vorher Ausguck. Isaak, ein farbiger Matrose von der Cerberus, sollte dann während der Hundewache den Ausguck übernehmen.
    David wollte an sich gar nicht schlafen, aber als der Schoner gleichmäßig durch die ruhige See lief und die strahlenden Sterne keine Wolken erkennen ließen, sagte er zu William um zwei Glasen der Hundewache. »Weck mich um acht Glasen. Ich lieg' dort gleich um die Ecke im Mannschaftsquartier. Und paß gut auf. Der Deserteur ist am Ruder. Wenn dir irgend etwas verdächtig erscheint, ruf sofort!«
    William wirkte nicht schläfrig und erwiderte ruhig: »Aye, aye, Sir! Schlafen Sie ruhig eine Mütze voll.«
    David träumte vom Gefecht mit dem Rebellenkutter Falmouth. Ein Gaffelbaum der Cerberus wurde abgeschossen, warf ihn um und lag schwer auf seiner Brust. Er wollte hochfahren, aber der Druck verstärkte sich.
    Er erwachte mit einem Stöhnen, öffnete die Augen, konnte nicht fassen, was er sah und schloß sie wieder. Als er, nun richtig wach, die Augen wieder öffnete, sah er den Deserteur über sich, der ihm die Mündung einer Muskete auf die Brust drückte.
    Neben ihm standen zwei Mann der amerikanischen Besatzung mit Entermessern in den Händen.
    »Versuch nur einen Trick, du Gernegroß, und ich puste dir das Herz aus der Brust!« drohte der Deserteur.
    Einer der Amerikaner sagte: »Wir haben die anderen bereits überwältigt. Ergeben Sie sich?«
    David nickte, und der Deserteur wurde angewiesen, die Muskete zur Seite zu nehmen.
    »Warum schneiden wir dem Kerl nicht gleich die Kehle durch, dem Wichtigtuer?« begehrte der Deserteur auf.
    »Weil wir noch einen langen Weg vor uns haben und

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