Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
Vom Netzwerk:
Unterschied zwischen Kapitän und Seemann. Und wer gegen unseren Alten was sagt, der ist noch unter keinem Leuteschinder gefahren, bei dem die neunschwänzige Katze regiert und das Schiff zur Hölle wird. Da kommt einem ein Kampf gegen Piraten wie eine Erleichterung vor, könnt mir's glauben.«
    Außer Sicht der Küste wurde die Tarnung vorgenommen. Alle Feuerwaffen wurden noch einmal abgefeuert, und auch einige Handgranaten rissen Wassersäulen aus der See. Dann näherten sie sich der Küste an der Mündung des Senegal und segelten im Abstand von acht bis zehn Meilen an ihr in südlicher, dann in südöstlicher Richtung entlang.
    Der größte Teil der Mannschaft saß schweißüberströmt im Mannschaftsdeck und wechselte sich mit denen ab, die sich am Oberdeck hinlegen konnten. Nur wenige durften sich frei bewegen. Erst wenn die Dämmerung anbrach, konnten wieder alle an Deck.
    Die Segel wurden gekürzt, damit sie nicht nachts am Piratennest vorbeischlüpften. Ab und an sahen sie Segel, näher an der Küste die kleineren, wahrscheinlich Fischer, weiter draußen die größeren.
    Am dritten Tag näherten sie sich dem Küstenabschnitt, vor dem die Schnau überfallen worden war. Ein leichter Nordost zwang sie, in langen Schlägen nach Südosten zu kreuzen. Wenn sie sich der Küste stärker näherten, konnte der Ausguck dichte Wälder und schmale Buchten erkennen.
    Seit dem frühen Morgen lagen wieder einzelne Fischerboote zwischen ihnen und der Küste. Der Wind ließ nach, und die Fregatte konnte nicht mehr als vier Knoten laufen.
    Verdeckt nahm die Bordroutine ihren Lauf. Grog wurde ausgegeben. Die Messen empfingen ihr Rindfleisch, ihr Brot und außerdem Sauerkraut gegen Skorbut. In der Hitze brachten sie im Mannschaftsdeck das Essen mit Dünnbier kaum herunter.
    Kurz vor drei Glasen der Nachmittagswache weckte der Schrei des Ausgucks alle aus der Lethargie: »Zwei Segel Backbord querab!«
    Charles Haddington mußte mit dem Teleskop auf den Mars und rief: »Zwei Schiffe segeln aus einem Meeresarm heraus. Es könnten Schebecken sein.«
    Eine halbe Stunde später war kein Zweifel mehr möglich. Zwei Schebecken segelten mit raumen Wind auf sie zu, und mußten sie in zwei bis zweieinhalb Stunden erreicht haben. Die schläfrige Ruhe auf dem Schiff war vorbei. Die Meldungen des Ausgucks wurden genau verfolgt, alle Unterhaltungen der Offiziere wispernd weitergegeben.
    »Was halten Sie vom Wind?« fragte der Kapitän den Master.
    Mr. Hope prüfte noch einmal die leichte Wolkenbildung, sah zum Verklicker an der Luvseite des Steuerrades und sagte bedächtig: »Er wird auffrischen und mehr nach Nord, später wahrscheinlich nach Nordwest drehen, Sir.«
    »Hoffentlich dreht er nicht zu spät für uns. Bei dem jetzigen Wind können wir den Piraten kaum die Luvseite abgewinnen. Wenn der Wind nach Norden dreht, müssen wir so lange wie möglich vor den Schebecken mit Kurs Südwest laufen, sie von der Küste weglocken, durch den Wind wenden, ihren Bug kreuzen, sie beschießen und in Luv kommen.«
    Um sieben Glasen der Nachmittagswache waren die Schebecken, nebeneinander segelnd, bis auf eine Seemeile heran. Die Küste war außer Sicht, der Wind hatte etwas nach Nord-Nord-Ost gedreht und war aufgefrischt. Die Schebecken wollten die Fregatte ohne Zweifel in die Mitte nehmen, breitseits beschießen und dann entern. Die größere Schebecke segelte steuerbords von der kleineren.
    Der Kapitän gab Befehl, einen Achterdeck-Sechspfünder zum Feuern vorzubereiten. Auch ein Kauffahrer würde sich mit einem Heckgeschütz wehren und zu früh das Feuer eröffnen. Die ›weiblichen Passagiere‹ sollten sich noch zeigen, und dann von gestikulierenden Männern unter Bord gebracht werden.
    Unter Deck sollte alles zum Kampf gerüstet werden, alle sollten sich bereithalten, die Segel richtig zu brassen, durch den Wind zu wenden, die Maskerade zu entfernen und die Geschütze zu bemannen.
    Die Backbordseite werde zuerst feuern. Jedes zweite Geschütz sei mit Kettenkugeln zu laden und müsse auf die Takelage feuern, alle anderen erhielten den Befehl, mit Kugeln die kleinere Schebecke vom Bug zum Heck zu bestreichen.
    Das Heckgeschütz feuerte. Hundert Yard vor der größeren Schebecke sprang die Wassersäule hoch. Langsam wurde nachgeladen. Der zweite Schuß lag zehn Yards querab vom Bug. Auch die Schebecken eröffneten mit Jagdgeschützen das Feuer, und Kugeln heulten an der Fregatte vorbei.
    »Ein Neunpfünder ist nach meiner Schätzung dabei«, sagte Mr.

Weitere Kostenlose Bücher