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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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über Bord, als das Schiff langsam an Andrew vorbeiglitt.
    Mit wenigen Schwimmstößen war er bei ihm, hielt dem Bewußtlosen den Kopf über Wasser, schluckte selbst furchtbar viel, spürte plötzlich das Tau an seiner Brust rucken, umschlang Andrew und hielt ihn krampfhaft fest, als das Tau eingeholt wurde.
    »Langsam!« brüllte er, als er an die Bordwand gezogen wurde.
    Dann kam Ordnung in das Ganze. Der Bootsmann kommandierte, ein Tau wurde hinuntergelassen, er legte es um Andrews Brust und sah, wie dieser Zug um Zug nach oben glitt. Dann war er selbst dran, wurde über das Schanzkleid gehievt und erbrach das Meerwasser.
    »Bringt ihn zum Schiffsarzt!« ordnete der Bootsmann an, und seine Kameraden schleppten ihn hinunter, ohne viel auf seine Proteste zu geben.
    Mr. Lenthall war noch mit Andrew beschäftigt, den er auf die Seite gelegt hatte und dessen Rippen er rhythmisch bearbeitete.
    »So, er atmet wieder ordentlich durch«, murmelte er, klappte Andrews Augenlider hoch und befühlte dessen Schädel. »Ist er irgendwo gegengeschlagen?«
    Wahrscheinlich an die Leerah, wurde ihm bedeutet.
    »Bewußtlos, aber kein Bruch«, äußerte Mr. Lenthall, nachdem er Andrew abgetastet hatte. »Ruhig lagern, keine Bewegungen, kein Licht, keine Suppe vor morgen«, sagte er zu seinen Gehilfen.
    »Und nun zu Ihnen, Mr. Winter. Sie haben Menschenleben gerettet, und das ist mehr, als viele Ärzte von sich behaupten können.«
    »Sie sollten ›Du‹ zu mir sagen, Sir, ich bin Schiffsjunge«, erwiderte David mit einem Anflug von Trotz.
    »Ich sage ›Sie‹, zu wem ich will, Mr. Winter, und ich glaube, Sie sind die längste Zeit Schiffsjunge gewesen.«
    Beim Appell des nächsten Tages bestätigte es Kapitän Brisbane. David wurde belobigt und in alle Ehren und Rechte eines ›Captain's Servant‹ wieder eingesetzt.
    Die Freude war nicht so groß wie die Scham bei seiner Degradierung. Seine Kameraden auf dem Achterdeck strahlten, während die Matrosen seiner Backschaft etwas unsicher und verlegen seine Blicke mieden.
    Nach dem Appell lief er als einer der ersten zum Vordeck. Als seine Backschaft kam, rief er: »Wo bleibt der Kombüsendienst? Oder wollt ihr nicht mehr mit mir essen?«
    Sie rückten näher, William, der Kanadier, Greg und die anderen, und David schüttelte ihre Hände: »Ich werde euch nicht vergessen!«
    Vom Niedergang rief Matthew Palmer: »Wo bleibst du denn, David?«
    Der antwortete: »Ich esse noch mit meinen Kameraden!«
    »Aber wir sind doch deine Kameraden, David!« rief Matthew enttäuscht.
    »Die hier auch, Matthew«, sagte David bestimmt und sah sie alle an.
    Der Kanadier sprach es aus: »Vergessen Sie es nie, Sir, und die Matrosen werden immer für Sie da sein!«
    »Noch bin ich David, du alter Seeadvokat, und hier klappt es mit dem Fraß wohl überhaupt nicht mehr, wenn nicht ich Backschafter bin.«
    Sie lachten und grinsten und stießen David verstohlen in die Seite.
    Ich darf diese Wochen nie vergessen, sonst kann ich kein guter Offizier werden, fühlte David. Als er nach dem Essen mit seinem Beutel ins Cockpit ging, war es auch wie ein Gang in eine neue Welt.

Rebellen und Königstreue
    Die Shannon lag eine viertel Meile östlich von Long Wharf vor Anker. Die Freiwache sah der Regenwolke nach, vor der sie eben Schutz gesucht hatte, und die jetzt über den Hafen von Boston hinwegtrieb.
    Die Preston, das Flaggschiff des Admirals, einige Sloops und Kutter der Kriegsflotte, ein Transportschiff und einige Küstenfrachter waren alles, was den einst so belebten Hafen füllte.
    Mr. Hope konnte sich gar nicht genug wundern: »War das früher ein Gedränge von Clarkes Wharf die Bucht hinunter bis zur Südbatterie unterhalb von Fort Hill. Und heute? Ich hätte nicht gedacht, daß die Sperre, die die Regierung verhängt hat, sich so auswirkt.«
    Die Junisonne setzte sich gegen die Regenwolken durch und beschien die Stadt, die ebenfalls wie gelähmt dalag. Nur hier und da Geschäftigkeit, sonst bedrohliche Stille.
    »Boot ahoi!«, gellte der Ruf des Ausgucks, und die Antwort ›Shannon‹ signalisierte, daß der Kapitän von der Meldung beim Admiral zurückkehrte.
    Die Wache trat an, die Bootsmannspfeifen schrillten, Kapitän Brisbane salutierte kurz zum Achterdeck und ging zu seiner Kajüte, ohne nach links oder rechts zu sehen.
    »Was ist dem denn über die Leber gekrochen?« murmelte Simmons.
    Kurz darauf wurden Mr. Grant und Mr. Barnes zum Kapitän gerufen.
    Ein ungewöhnlich ernst blickender Kapitän empfing

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