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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Frank
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schiebe einer dem anderen die Schuld zu.
    Als der Flaggleutnant die Messe verließ, hatte er sie um etliche Glas Wein erleichtert, sie aber mit trüben Gedanken beschwert.
    Die Mannschaft merkte vor allem, daß es kein frisches Fleisch gab. Ein paar Tonnen Äpfel und Kohl waren alles, was an frischen Nahrungsmitteln aufzutreiben war. Mr. Lenthall ließ peinlich überwachen, daß jeder die Apfelration auch aß.
    Während der Vormittagswache wurde David mit anderen eingeteilt, um mit Barkasse und Kutter Feuerholz für die Kombüse zu holen. Mr. Bates, der Dritte Leutnant, führte das Kommando, und der Sergeant mit sechs Seesoldaten begleitete die Matrosen, die ebenfalls bewaffnet waren. Sie hatten knapp anderthalb Seemeilen zu pullen, zwischen Charlestown Point und der Westspitze der Noddless Insel hindurch zum großen Wald an der Straße nach Salem.
    Die Seesoldaten bezogen Posten in Ufernähe, und die Matrosen gingen in Trupps von vier bis fünf Mann in den Wald. Zwei Musketenträger waren immer dabei. Die ersten Haufen trockener Stämme waren gerade am Ufer aufgetürmt, als lebhaftes Gewehrgeknatter im Wald zu hören war.
    David ließ seinen Trupp anhalten. Sie kauerten sich nieder und starrten durch das Unterholz. Seitwärts von ihnen brach ein anderer Trupp aus dem Dickicht. Zwei Matrosen schleppten einen dritten, ein vierter feuerte mit seiner Muskete in den Wald und rannte den anderen nach.
    Sekunden später huschten braun und grün gekleidete Männer durch das Unterholz, hoben Gewehre und schossen dem flüchtenden Trupp nach. David ließ seine beiden Schützen auf die Rebellen feuern und lief dann mit seinen Leuten zum Strand hinunter.
    Die Seesoldaten knieten am Ufer und schossen mit Sorgfalt und Präzision zum Waldrand. Die Matrosen sprangen in die Boote. Die Barkasse legte auf Mr. Bates' Befehl ab und deckte fünfzig Yard vor dem Ufer das Einschiffen der Kutterbesatzung. Mit zwei Verwundeten konnten sie sich vom Strand lösen.
    Als sie enttäuscht und wütend wieder die Höhe von Charlestown Point erreichten, rundete ein halbes Dutzend schneller Ruderboote die Landspitze und glitt auf sie zu. »Das sind Walfangboote, schnelle, flache Ruderer!« rief ein Bootsmannsmaat. »Die wollen uns ihren Segen nachsenden.«
    Wieder pfiffen die Kugeln, und die Seesoldaten kauerten sich nieder und erwiderten das Feuer.
    »Viel zu weit«, knurrte der Sergeant, »das ist nur Pulververschwendung!«
    Aber dann griff sich ein Seemann schreiend an die Schulter, und zwischen seinen Fingern sprudelte Blut hervor.
    »Verdammt! Die Hunde schießen mit langen Rifles, nicht mit Musketen«, brüllte der Sergeant. »Pullt oder sie schießen uns ab wie Enten!«
    Ein Kanonenboot kam ihnen zu Hilfe und sandte ein Traubengeschoß in das Rudel der Walfänger, die dann abdrehten.
    »Verdammte Hunde!« schimpfte der Sergeant. »Die treffen mit Rifles noch auf dreihundert Yard, während bei uns ein Treffer auf einhundert Yard ein guter Schuß ist. Aber wenn wir die Bande auf dem Schlachtfeld treffen, dann werden wir ihnen zeigen, was Feuergeschwindigkeit und Bajonett vermögen!«
    Von nun an wurden die Barkasse und der große Kutter mit Zweipfündern armiert, und die besten Scharfschützen der Seesoldaten begleiteten jede Fahrt.
    In der übernächsten Nacht krachten Schüsse auf der Noddless Insel. Feuerschein leuchtete durch die Bäume. Zumindest eine Scheune von Williams Farm auf der Insel brannte lichterloh.
    Kapitän Brisbane war in Sorge um sein Wachkommando auf der Insel, ließ eine Leuchtrakete abfeuern und Barkasse und Kutter mit fünfzig Mann zur Insel übersetzen. Vom Schiff aus hörte man zwei Salven der Seesoldaten, sah die Feuerzungen durch die Nacht stechen, glaubte Schreie zu hören. Dann war Stille, nur das große Feuer brannte lautlos zwischen den Bäumen.
    Im Morgengrauen kehrt der Kutter mit Irving Barnes, dem Ersten Leutnant der Seesoldaten, zurück. Drei Bündel lagen im Boot, und zwei Matrosen trugen blutbefleckte Verbände. Als die Bündel vorsichtig über das Schanzkleid gehoben wurden, verrutschte ein Tuch und gab einen blutverschmierten, haltlos pendelnden Kopf frei. Die Kehle war bis zur Wirbelsäule durchtrennt, und an Stelle des Kopfhaares war eine einzige blutgeronnene Wunde.
    »Bei Gott! Sie haben sie skalpiert!« rief der Kanadier, der neben David stand.
    Wie ein Lauffeuer ging die Schreckensnachricht durch das Schiff. Die Wut hatte viele Gesichter. Einige brüllten: »Diese Mörder!« Andere ballten schweigend

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