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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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befördern könnte.
    Zuerst war Maged gegen die ganze Angelegenheit. Er erinnerte mich mit endlosen langweiligen Vorträgen an Amaras schrecklichen Ruf – und auch daran, dass sie ein dämonenartiges Wesen war. Im Gegenzug erinnerte ich ihn daran, dass tot nun einmal tot ist.
    Er ließ sich nicht überzeugen. Diese Horrorgeschichten seiner Großmutter hatten sich tief in sein Herz und seine Seele gegraben. Dann erzählte ich ihm von meinen Plänen für die Mumie – und auch von meinen Plänen mich selbst betreffend.
Ich beschrieb die private Sammlung ägyptischer Antiquitäten meiner Familie. Ich sagte ihm, dass wir bis jetzt noch keine Mumien besaßen und wie sehr mein Herz daran hing, eine berüchtigte Dame wie Amara unserer Sammlung hinzuzufügen.
    Er behauptete, das sei dumm, gefährlich und unmöglich. Abgesehen von den Gefahren, die von Amara selbst ausgingen, gebe es auch noch Gesetze. Es erstaunte mich, wie gut er sich mit den ägyptischen Ausfuhrbeschränkungen für Artefakte auskannte, und noch mehr verwunderte mich sein Wissen über die zu erwartenden Probleme mit den Behörden der Vereinigten Staaten, die in Mumien nicht viel mehr sahen als bakterienverseuchte Leichen.
    »Ich kenne Mittel und Wege«, sagte ich, »den ganzen Mist zu umgehen.«
    Ich erzählte von einem Freund meines Vaters, dem Schmuggler.
    Maged blieb hartnäckig; er wollte sich an solchen Geschäften nicht beteiligen. Dann erläuterte ich, dass ich natürlich nicht nur Amara in die Staaten schmuggeln müsste, sondern auch Maged. Er könnte bei meinem Vater und mir wohnen, als ein Familienmitglied.
    »Ist das dein Ernst?«, fragte er verblüfft.
    »Ich gebe dir mein Wort darauf.«
    Von diesem Augenblick an war Maged so forsch und enthusiastisch, was mein Vorhaben betraf, als hätte er es selbst ins Leben gerufen.
    Ich beobachtete, wie er an dem mit Knoten versehenen Seil hinabkletterte. Er verschwand in der Grube, und ich war froh, Kemwese nicht erwähnt zu haben. Es würde wunderbar sein, die Überraschung zu sehen, wenn Maged auf unseren alten Freund stieß.

    Schnell folgte ich ihm in die Dunkelheit.
    Als ich den Grund erreicht hatte, leuchtete ich mit meiner Taschenlampe über die gruselige Ansammlung von Leichen. Kemwese befand sich nicht darunter. Das beunruhigte mich ein wenig, auch wenn ich sicher war, dass wir seine Leiche schon bald im Tunnel, der angrenzenden Kammer oder Amaras Grab finden würden.
    Schließlich konnte niemand in diesem Klima eine Woche lang ohne Wasser überleben. Und es gab keinen anderen Ausgang; dessen war ich ziemlich sicher.
    Aufgrund meiner verbleibenden Sorge wegen Kemwese bestand ich darauf, als Erster in den Durchgangstunnel zu steigen. In meiner wiederhergestellten guten körperlichen Verfassung beunruhigte mich der enge Tunnel kaum. Natürlich war es stellenweise eine enge Angelegenheit. Insgesamt schien der Tunnel jedoch weniger beengt, weniger bedrohlich als zuvor zu sein. Meine einzige Sorge war Kemwese. Was, wenn er sich durch die Dunkelheit auf mich zu wand? Ich wusste, dass es Unsinn war. Trotzdem ließ mich der Gedanke nicht los.
    Ich war sehr erleichtert, die Öffnung am Ende des Tunnels erreicht zu haben. Gespannt suchte ich den Bereich unter mir mit der Lampe ab.
    Meine Angst wuchs, weil Kemwese nirgendwo in dem Raum zu sehen war.
    Ich überlegte hin und her, ob ich Maged gegenüber das Thema anschneiden sollte, und entschied mich schließlich dagegen; welchen Vorteil sollte das bringen? Es stimmt schon, das hätte ihn zur Vorsicht ermahnt. Aber andererseits hätte es ihm auch genug Angst einjagen können, um aus dem Unternehmen auszusteigen. Das konnte ich nicht riskieren, deshalb schwieg ich.

    Ich befestigte ein Stück Seil an einer Ecke des Mauerwerks, so wie es Maged in der Nacht getan hatte, als er mich gerettet hatte. Dann kroch ich aus dem Tunnel. Indem ich meine Beine um das Hanfseil schlang, ließ ich mich mit dem Kopf voraus zum Boden des Raumes hinab. Anschließend half ich Maged herunter.
    Die Tür zu Amaras Grab war geschlossen, genau wie wir sie zurückgelassen hatten.
    Konnte Kemwese hineingegangen und die Tür hinter sich geschlossen haben?
    Ich zog den Revolver aus meiner Tasche. Es entging mir nicht, dass ein schwaches Lächeln auf Mageds Gesicht lag.
    »Tot ist tot«, flüsterte er.
    Gemeinsam schoben wir die Tür zu Amaras Grab auf. Wir schwenkten die Strahlen unserer Lampen hinein.
    In meiner Erinnerung scheint sich der nächste Moment endlos hinzuziehen. Und doch

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