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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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gegangen. Sie hatten ihn gut bezahlt, damit er das goldene Siegel anfertigte, mit dem Amara daran gehindert wurde, aus dem Grab zu entkommen.
    Wir boten Ramo an, ihm die doppelte Summe zu zahlen, die sein Vater erhalten hatte, und er erklärte sich einverstanden, aus dem Gold zwei Siegel herzustellen, eines für jede Längsseite des Sargdeckels. Er würde die Siegel nach den alten Riten segnen, und ihre Magie würde verhindern, dass Amara wiederauferstand.
    Sie waren zwei Tage später fertig. Genau bei Sonnenuntergang ließen Maged und ich ein Seil in die Grube hinab und kletterten hinunter. Wir hatten schon damit gerechnet. Als wir unsere Taschenlampen zwischen den herumliegenden Leichen einschalteten, sahen wir Amara neben einem der nackten Männer liegen.
    Der Anblick jagte mir eine Gänsehaut über den Körper. Ich stellte mir vor, wie sich all die Körper in der Dunkelheit der Grube rührten, auf die neue Frau in ihrer Mitte zutaumelten, die sie mit ihren gespreizten Beinen anlockte.
    Wir stießen den Mann zur Seite.
    Ich war darauf bedacht, meine Augen von dem Gemächt des Mannes abzuwenden, aus Angst, dass meine Befürchtungen bestätigt würden.
    Wir hoben Amara hoch und legten sie in den Sarg. Dann verschlossen wir den Sarg mit dem Deckel. Wir brachten die beiden Siegel des Osiris über dem Spalt an, indem wir kleine
Nägel durch die Löcher schlugen, die Ramo zu diesem Zweck in das Gold gebohrt hatte.
    Nachdem wir das erledigt hatten, verließen wir die Grube und bedeckten den Eingang mit dem Stein. Wir würden nicht zurückkehren, ehe die Vorbereitungen, Amara in meine Heimat zu schmuggeln, abgeschlossen waren.
    SCHLUSSWORT
    Viele Jahre sind seit meinem Aufenthalt in Ägypten vergangen. Mein Vater verstarb vor langer Zeit, jedoch nicht ehe ich ihn damit erfreuen konnte, Amara unserer ägyptischen Sammlung hinzuzufügen.
    Maged heiratete, kurz nachdem er mitgekommen war, um bei uns zu leben. Wir beschäftigten ihn und seine Frau bis zu ihrem vorzeitigen Tod als Bedienstete. Ihr Sprössling, Imad, wohnt noch immer bei uns.
    Im Jahre 1929 heiratete ich die schöne Sarah Guthrie. Wir wünschten uns Kinder, doch Sarah konnte nicht empfangen. Einen großen Teil unserer Liebe schenkten wir Imad, besonders nachdem die Tragödie ihm seine wahren Eltern geraubt hatte.
    Dieser Zwischenfall ereignete sich 1936, als ein Hausgast namens Clive Hargrove Amaras Sarg öffnete. Ich hatte während des Abendessens mit ihm über die seltsame Legende gesprochen, die die Mumie umgab. Wie es mein Grundsatz war, hatte ich nicht erwähnt, was ich selbst miterlebt hatte. Maged und ich waren übereingekommen, das Geheimnis unserer Entdeckung mit ins Grab zu nehmen.
    Sarah und ich schliefen friedlich die ganze Nacht durch. Am Morgen fanden wir Maged und seine Frau in ihrem Schlafzimmer,
verstümmelt und tot. Ihr Baby war aus dem Kinderzimmer verschwunden.
    Ich eilte hinunter in den Ausstellungsraum und entdeckte Hargroves Leiche am Fuß von Amaras Sarg.
    Der Deckel lehnte aufrecht an einer Wand, wo er ihn offensichtlich hingestellt hatte.
    Ich fand Amara im Sarg. In der Umklammerung ihrer verdorrten Arme lag das bewusstlose Baby, Imad.
    Die Tragödie traf uns tief. Um eine Wiederholung zu vermeiden, erteilte ich den Auftrag, eine Stahltür einzubauen, damit der Ausstellungsraum sicher wie ein Banktresor wäre.
    Das genügte jedoch nicht. In Tresorräume konnte man eindringen, Nägel herausziehen, Siegel aufbrechen. Nur mit ihrem Baby an ihrer Seite wäre Amaras rachsüchtiger Geist besänftigt. Wenn ich ihr das geraubte Kind zurückbrächte, würde sie hoffentlich für immer in Frieden ruhen.
    Ich wusste, dass das Kind ein Dutzend Jahre vor der Geburt des alten Priesters, Ramo, geraubt worden war. Da ich sein Alter auf etwa siebzig Jahre schätzte, errechnete ich, dass sich der Diebstahl in den 1840er Jahren ereignet hatte.
    Im glücklichen Fall war die Mumie in einem Museum gelandet. Anderenfalls war sie wahrscheinlich in einer privaten Sammlung verschwunden oder zerstört worden.
    Meine Suche führte mich nach London, wo ich mehrere Wochen im Britischen Museum verbrachte und nach Aufzeichnungen über Kindermumien suchte. Dort wurde ich nur allzu vertraut mit der Arbeit des Dr. Thomas Pettigrew.
    »Mumien-Pettigrew«, wie er genannt wurde, hatte das Londoner Theaterpublikum mit dem öffentlichen Auswickeln von Mumien verblüfft. Er war damals der letzte Schrei. Seine Vorführungen dauerten über zwanzig Jahre an, während der er sich

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