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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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stattet Parido einen Besuch ab.
    »Das könnte sein«, sagte sie.
    Miguel trat einen Schritt näher. »Ich möchte nur sagen, dass es mir Leid tut, was Ihnen widerfahren ist, und dass ich Ihren Kummer bedaure. Ich wollte nie, dass Ihnen Schmerz zugefügt wird. Ich habe Ihnen versprochen, dass das nicht geschehen würde.«
    Sie lächelte leicht. »Ihr Bruder hat die Sache unnötig aufgebauscht. Ich war einen Moment lang erschrocken, habe mich aber schnell gefangen. Das Baby hat sich bewegt, wie sie es immer tut. In der Hinsicht habe ich keine Befürchtungen.«
    Sie , fiel Miguel auf. Würde sie es wagen, in Gegenwart von Daniel auf eine Tochter zu spekulieren? Stellte die Tatsache, dass sie es in Miguels Gegenwart tat, eine Vertraulichkeit dar?
    »Ich bin sehr froh, dass die Folgen nicht dauerhaft sind.«
    »Ich bedaure nur, dass ich nicht mehr tun konnte. Ich fand einen beschriebenen Zettel und versteckte ihn, weil ich dachte, er könne Ihnen schaden. Ihr Bruder hat ihn mir weggenommen.«
    »Ich weiß. Es war nichts von Bedeutung.«
    »Wissen Sie, wer das abscheuliche Ding dort hingelegt hat?«
    Miguel schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, es wäre so, doch ich danke Ihnen für Ihre Bemühungen. Es tut mir Leid«, sagte er und atmete tief ein, »dass ich mich so schlecht benommen habe. Ich möchte die Angelegenheit noch einmal mit
Ihnen erörtern, aber ein andermal. Wenn Sie ausgeruht sind.« Er hatte es nicht vorgehabt, aber er nahm ihre Hand in die seine und hielt sie fest, spürte ihre Kühle, ihre glatte Haut.
    Er erwartete, dass sie sich losreißen, ihn für sein unangemessenes Verhalten tadeln würde, doch sie schaute zu ihm auf, als ob diese Geste der Zuneigung das Natürlichste auf der Welt wäre. »Es tut mir auch Leid – dass ich so schwach war -, aber ich wusste nicht, was ich tun sollte.«
    »Dann werden wir Ihnen beibringen müssen, was Sie wissen wollen«, sagte er freundlich.
    Hannah wandte ihren Kopf einen Moment lang ab und vergrub ihn in ihrem Kissen.
    »Ich muss Sie noch etwas fragen«, sagte er und strich mit seiner Hand über die ihre, »dann lasse ich Sie ausruhen. Sie haben Madame Damhuis erwähnt. Was wollten Sie mir noch erzählen?«
    Hannah blieb reglos, als ob sie vortäuschen wollte, dass sie ihn nicht gehört hatte. Schließlich wandte sie ihm ihr Gesicht mit den geröteten Augen wieder zu. »Ich weiß es selbst nicht so recht. Sie sprach mit ein paar Männern, als ich sie sah, aber ich habe kaum hingeschaut. Sie dachte jedoch, ich hätte etwas gesehen, was ich nicht sehen sollte.«
    Miguel nickte. »Kannten Sie die Männer? Waren sie Angehörige unseres Volks oder Holländer oder woher sonst?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht einmal das kann ich sagen. Ich glaube, es waren Holländer, einer hätte aber auch unserer Nation angehören können. Ich bin mir nicht sicher.«
    »Sie kannten sie nicht? Sie haben sie nie zuvor gesehen?«
    »Ich glaube, einer davon war ihr Bediensteter, doch ich weiß es nicht genau.« Sie schüttelte den Kopf. »Senhor, ich war zu verängstigt, um sie mir anzuschauen.«
    Das Gefühl kannte Miguel gut. »Ich lasse Sie jetzt schlafen«, sagte er. Er wusste, dass er es nicht tun sollte, er sagte sich, er
dürfe es nicht tun, er würde es bereuen, es würde nur Ärger bringen. Doch er tat es trotzdem. Ehe er ihre Hand sanft auf das Bett legte, hob er sie an seine Lippen und küsste zärtlich ihre weiche Haut. »Ich danke Ihnen, Senhora.«
    Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern eilte aus dem Zimmer. Er befürchtete, auf der Treppe seinem Bruder zu begegnen, aber das geschah nicht.
     
    Hannah schloss die Augen und wusste nicht, was oder auch nur wie sie denken sollte. Miguel hatte ihr verziehen. Er verstand sie. Er hatte ihre Hand ergriffen und sie geküsst. Durfte sie wagen, auf mehr als das zu hoffen? Oh, hatte sie solche Barmherzigkeit verdient? Sie ließ ihre Hand über die tröstliche Schwellung ihres Bauches gleiten und liebkoste das ungeborene Kind, diese Tochter, die sie vor allem Bösen beschützen würde.
    Als sie die Augen wieder aufmachte, stand Annetje vor ihr. Ihre Miene war unbewegt, das Kinn vorgereckt, die Augen kleine Schlitze. Wie war sie hereingekommen? Hannah hatte niemanden die Treppe hochsteigen hören. Das Mädchen war geschickt; sie betrat und verließ Räume wie ein Gespenst.
    »Sie haben es ihm erzählt«, sagte Annetje so leise, dass Hannah sie kaum hören konnte.
    Sie erwog kurz zu lügen, doch was würde das nützen? »Ja«,

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