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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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»Mein Mann in der Kompanie hat versprochen, die Ware für uns zu beschaffen. Es wird nur ein wenig länger dauern. Ich habe um einen Zahlungsaufschub gebeten, aber der Vertrag fordert von ihnen nur, Sie konnten sich eben selbst davon überzeugen, dass sie die Ladung mit dem erstmöglichen Schiff schicken, aber was möglich ist, entscheidet die Kompanie.«
    »Wie lange noch?« Miguels Stimme versagte, und er musste die Frage wiederholen, erneut mit einem gezwungenen Lächeln.
Er wagte nicht, Angst zu zeigen, dabei strahlte die Panik bis in seine Gliedmaßen aus. Seine Finger wurden taub, und er streckte sie, um sie wiederzubeleben.
    Nunes bewegte den Kopf hin und her, als wollte er ihn zu einer Berechnung ermuntern. »Das lässt sich nur schwer sagen. Es sind so viele Einzelheiten zu erwägen, wenn man versucht, einen Seetransport zu organisieren. Sie müssen ein Schiff finden, das auf der fraglichen Route segelt, und dann dafür sorgen, dass Platz im Frachtraum ist. Sie hatten auf Geheimhaltung bestanden, die Sie, wie ich annehme, nach wie vor wünschen, die aber nicht auf jedem Fahrzeug gewährleistet werden kann. Jedes Detail muss mit größter Umsicht geplant werden.«
    »Natürlich, das ist mir klar.« Miguel rückte seinen Hut zurecht und strich sich unbeholfen über den Kopf. »Aber Sie können doch Mutmaßungen anstellen, oder?« Der Hut fiel zu Boden, und er bückte sich, um ihn aufzuheben.
    »Mutmaßungen«, wiederholte Nunes, der versuchte, sich von Miguels nervösem Gezappel nicht anstecken zu lassen. »Unter diesen Bedingungen kann es ein Jahr dauern, alles vorzubereiten, aber ich habe schon einige Briefe geschrieben und Ansprüche eingefordert. Ich hoffe, Sie haben Ihre Ladung zwei bis drei Monate nach dem vorgesehenen Termin. Vielleicht ein bisschen später.«
    Zwei bis drei Monate. Womöglich war die Katastrophe noch abzuwenden. Mit ihren Mittelsmännern vor Ort konnten sie das Geschäft bestimmt so lange aufschieben. Ja, es gab keinen guten Grund, warum das nicht gehen sollte. Ein paar Monate waren im Grunde nichts, nicht, wenn sie irgendwann ihren Kaffee hatten. In einem Jahr würden sie über diese zwei bis drei Monate lachen.
    Dann gab es da noch seine Investition, die Verkaufsoptionen, die vom Eintreffen der Ladung abhingen. Die Optionen, die er mit dem Geld seines Bruders erworben hatte.

    Miguel hatte tausend Gulden darauf gewettet, dass der Kaffeepreis fiel, und ohne Kaffee, mit dem er den Markt überschwemmen konnte, hatte er keine Möglichkeit, den Preis zu manipulieren. Wenn er auf diese Weise schon Monate vor Ankunft der Ladung sein Geld verlor, war ein neuer Ruin, der seinen letzten in den Schatten stellen würde, nicht zu verhindern. Sobald die Welt erfuhr, dass Miguel Daniel ohne dessen Zustimmung als Bürgen eingesetzt hatte, wäre sein Name gleichbedeutend mit Betrug. Auch wenn er einer Strafverfolgung entging, würde er vielleicht nie wieder Börsengeschäfte tätigen können.
    »Da ist noch etwas.« Nunes seufzte. »Der Kaffeepreis ist, wie Sie wissen, gestiegen, seit wir unseren Handel abgeschlossen haben. Er liegt jetzt bei 0,65 Gulden pro Pfund, das sind neununddreißig Gulden pro Tonne. Natürlich haben Sie das gewusst; immerhin haben Sie ja Verkaufsoptionen erworben. Jedenfalls werden Sie weitere fünfhundertundzehn Gulden zahlen müssen, von denen ich die Hälfte sofort benötige, zusammen mit den fünfhundert Gulden, die Sie mir noch schulden, oder Sie müssen Ihre Bestellung von neunzig auf siebenundsiebzig Tonnen reduzieren, um die Preisdifferenz auszugleichen.«
    Miguel wedelte mit der Hand. »Na gut«, sagte er. Er musste alles riskieren. »Ich brauche die neunzig Tonnen, koste es, was es wolle.«
    »Und das Geld? Tut mir Leid, dass ich so hartnäckig bin, aber ich habe mich selbst ein wenig verausgabt, wenn Sie wissen, was ich meine. Wenn ich ein bisschen Spielraum für meine eigenen Angelegenheiten hätte, würde ich Ihnen nicht so zusetzen, doch zurzeit bedeuten siebenhundertfünfundfünfzig Gulden eine ganze Menge für mich.«
    »Ich habe soeben mit meinen Partnern gesprochen.« Die Worte klangen wie dummes Geschwätz in seinen Ohren, aber
er hatte ähnliche Lügen so oft vorgebracht, dass er wusste, er konnte sie immer wieder vorbringen, und zwar überzeugend, im Schlaf, wenn es sein musste. Er klatschte in die Hände und rieb sie energisch. »Ich werde natürlich noch einmal mit ihnen sprechen müssen. Sie werden enttäuscht sein, doch sie lieben Herausforderungen

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