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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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Sie dem Ma’amad gestehen, dass Sie hinsichtlich Ihrer Beziehung zu Joachim Waagenaar gelogen haben. Sie werden den Parnassim erzählen, dass Sie sich der Täuschung des Ältestenrates schuldig gemacht haben, und die Strafe annehmen, die ein so schweres Vergehen verdient.«
    Den Cherem . Es war Wahnsinn einzuwilligen, doch falls er verlor, würde er Amsterdam sowieso verlassen müssen. Der Bann machte da keinen Unterschied.
    »Einverstanden. Lassen Sie uns ein entsprechendes Dokument aufsetzen, obwohl das, worauf ich mich einlasse, unter uns bleiben muss für den Fall, dass das Dokument irgendwann in die falschen Hände gerät. Aber eine Sicherheit benötige ich schon. Wissen Sie, ich würde nur ungern meine Wette gewinnen und dann feststellen, dass Sie einen Windhandel getätigt haben – dass Sie die versprochenen neunzig Tonnen gar nicht haben.«
    »Was schlagen Sie vor?«
    »Nur Folgendes: Ich nehme Ihre Wette an, und wir legen sie schriftlich fest. Und wenn Sie durch irgendeinen Zufall den Kaffee zu dem erwähnten Preis nicht liefern können, zahlen Sie mir statt dessen, was diese Tonnen zurzeit wert sind. Das wären« – er rechnete einen Moment – »dreitausendachthundert Gulden. Was meinen Sie?«

    »Das ist unsinnig, denn ich verkaufe nie, was ich nicht habe.«
    »Dann stimmen Sie also zu?«
    »Natürlich nicht. Warum sollte ich mich auf eine törichte Wette einlassen, die die Möglichkeit einschließt, dass ich fast viertausend Gulden an Sie zahle?«
    Miguel zuckte die Achseln. »Dann mache ich nicht mit.«
    Parido stieß einen Seufzer aus. »Nun gut, ich bin einverstanden mit Ihren albernen Bedingungen.«
    Rasch setzte er den Vertrag auf und beharrte darauf, beide Ausfertigungen selbst zu schreiben. Deshalb musste Miguel mehr Zeit darauf vergeuden, sie zu lesen, um sich zu vergewissern, dass sein Rivale keine sprachlichen Schliche eingefügt hatte. Aber es schien alles in Ordnung, und einer von Paridos Freunden, der in der Nähe stand, beglaubigte den Kontrakt. Jeder von ihnen hatte jetzt seine Ausfertigung in der Tasche. Die Turmuhr verriet Miguel, dass er eine Viertelstunde verloren hatte. Es war Zeit anzufangen.
    Er trat einen Schritt zurück und rief auf Latein: »Kaffee! Verkaufe zwanzig Tonnen Kaffee für jeweils vierzig Gulden.« Der Preis spielte kaum eine Rolle, da Miguel gar keinen Kaffee hatte. Dies war schließlich ein Windhandel. Der Preis, den er nannte, musste niedrig genug sein, um Aufmerksamkeit zu wecken, aber auch nicht so niedrig, dass sein Angebot Verdacht erregte. »Ich habe Kaffee für vierzig«, rief er erneut. Dann wiederholte er seinen Ausruf auf Holländisch und auf Portugiesisch.
    Niemand reagierte. Paridos Männer rückten an, drohend wie ein Rudel Hunde. Ein unbedeutender Händler aus der Vlooyenburg schaute herüber zu Miguel und schien kurz davor, bei ihm zu kaufen, doch Parido fing seinen Blick auf, und der Händler wandte sich vor sich hin murmelnd ab. Es war klar, dass kein portugiesischer Jude Paridos Zorn auf sich ziehen wollte.

    Als Miguel seine Blicke in der Börse umherwandern ließ, sah er Daniel am Rande einer kleinen Gruppe. Er trug seinen besten Handelsanzug – nicht bunt genug für den Sabbat, aber ein schönes Ensemble: karmesinroter Hut mit passendem Wams und einem blauen Hemd darunter, schwarze Hosen und glänzend rote Schuhe mit riesigen Silberschnallen. Er schaute zu Paridos Männern und zu Miguel und dann zu Boden.
    Über sie hatte sich Schweigen gelegt. Aus der Nähe konnte er die Rufe anderer Kaufleute hören, doch von den Ostindien-Händlern sagte keiner ein Wort. Die Schlacht hatte begonnen, und es kam den Zuschauern gewiss vor, als wäre Miguel bereits besiegt. Parido lächelte und flüsterte einem Angehörigen seines Konsortiums etwas ins Ohr, worauf dieser mit einem heiseren Lachen antwortete.
    Miguel rief wieder seinen Preis. Ein paar Holländer guckten neugierig zu, hielten jedoch Abstand, als sie der bedrohlich wirkenden Gruppe von Juden ansichtig wurden. Miguel hatte nichts anzubieten, das verlockend genug gewesen wäre, um die portugiesischen Juden dazu zu bewegen, dass sie Parido trotzten, oder die Christen zu überzeugen, sich mit etwas herumzuschlagen, das ganz offensichtlich ein Duell unter Fremden war. Miguel, der allein inmitten eines Kreises stand, sah aus wie ein verlorenes Kind.
    Wieder rief er sein Angebot. Wieder keine Antwort. Parido begegnete seinem Blick und lächelte. Seine Lippen bewegten sich lautlos. Sie haben

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