Der Kaffeehaendler - Roman
Niemand, der ihn nicht kannte, hätte vermutet, dass er noch vor einem Monat weniger als ein Bettler gewesen war. Jetzt war er umringt von einer Menge von Käufern, deren begierigen Rufen er sich nacheinander widmete, gelassen wie ein erfahrener Händler.
Dieser Schachzug war Alferondas Einfall gewesen. Auf die Händler der portugiesischen Nation konnte Parido mühelos seinen Einfluss ausüben. Ihnen allen war seine Rivalität mit Miguel bekannt, und nur wenige würden einem rachsüchtigen Mann mit einem Sitz im Ma’amad willentlich in die Quere kommen. Alferonda wusste, dass er einige ausländische Tudescos dazu würde ermutigen können, den Handel in Gang zu bringen, doch sie reichten nicht aus, um einen Ausverkauf voranzutreiben, und die meisten würden nicht bereit sein, in eine so unbekannte Ware viel zu investieren oder Parido zu sehr zu verärgern. Joachim dagegen konnte die Holländer zu der Annahme verleiten, dass dieser Konflikt eine geschäftliche Angelegenheit war und kein interner portugiesischer Wettstreit. Er konnte bei den holländischen Händlern die Bereitschaft auslösen, mit dem neuen Produkt Profit zu machen. Sie mochten zurückhaltend sein, wenn es darum ging, sich in eine Auseinandersetzung einzumischen, in der Juden um eine Ware kämpften, von der kaum jemand etwas gehört hatte, aber sobald
sie sahen, dass einer ihrer Landsleute unerschrocken mitmachte, würden sie sich anschließen, damit sie nicht die Möglichkeit versäumten, einen Gewinn herauszuschlagen.
Ein weiterer Holländer wollte verkaufen. Miguel hatte ihn noch nie gesehen. Es war ein bedauernswerter Mensch, der es mit Kaffee riskiert hatte und sich jetzt in einem Kreuzfeuer wiederfand. Da er seine Ware unbedingt loswerden wollte, ehe der Preis weiter fiel, verkaufte er seine fünfzehn Tonnen für jeweils fünfunddreißig. Miguel war jetzt nur noch zwei Gulden pro Tonne von dem Wert entfernt, den er benötigte, um zu überleben, und fünf Gulden, um Parido zu besiegen. Doch selbst wenn er den Preis auf dreißig drücken konnte, musste er ihn bis zwei Uhr, bis zum Börsenschluss, stabil halten.
Ein neuer Mann rief etwas auf Holländisch, aber sein Akzent klang französisch. Wieder einer, diesmal ein Däne. Fünfunddreißig. Vierunddreißig. Miguel musste nur zuschauen und zuhören. Er hatte achtzig Tonnen verkauft, die er nicht besaß. Es spielte keine Rolle. Wesentlich mehr Tonnen Kaffee, als die Amsterdamer Lagerhäuser aufnehmen konnten, hatten bereits den Besitzer gewechselt.
Nun würde Miguel abwarten, wie tief der Preis sank, und dann genug kaufen, um sich zu schützen. Ein Käufer, konnte Beschwerde einlegen, damit er seinen Kaffee nicht zu den erhöhten Werten von achtunddreißig und neununddreißig kaufen musste, doch das war Miguel egal. Sollten sie ihr Geld behalten. Jetzt kam es nur auf den Preis der Tonne an.
Parido schaute mit ausdrucksloser Miene zu. Er hatte aufgehört, Bestellungen zu rufen, denn er konnte nicht alles kaufen, nicht, ohne sich zu ruinieren. Er selbst hatte den Preis künstlich in die Höhe getrieben und wusste, dass er, wenn er genügend Tonnen zurückkaufte, um den Kaffeewert wieder auf neununddreißig klettern zu lassen, mit Sicherheit eine
Menge Geld verlieren würde, auch wenn er den Profit durch seine Verkaufsoptionen mit einrechnete.
Allmählich stabilisierte sich der Preis, daher kaufte Miguel für einunddreißig und verkaufte sofort wieder für dreißig. Der Verlust war geringfügig und löste ein weiteres Verkaufsfieber aus.
Miguel lächelte Parido zu, der sich angewidert abwandte. Doch Miguel wollte ihn nicht gehen lassen. Er drängte sich durch die Menge. Er hörte Verkäufe über neunundzwanzig und achtundzwanzig. Er schaute auf die Turmuhr. Halb zwei. Nur noch eine halbe Stunde.
»Ich glaube, der Tag geht an mich«, rief er.
Parido wirbelte herum. »Noch nicht, Lienzo. Noch ist Zeit.«
»Es mag ja noch Zeit sein, doch ich glaube nicht, dass Sie weitere Alternativen haben.«
Parido schüttelte den Kopf. »Sie denken, dass Ihre billigen Tricks Sie retten? Genießen Sie diesen Augenblick, Lienzo. Sie werden feststellen, dass Sie nicht annähernd so schlau sind, wie Sie meinen.«
»Nein, wahrscheinlich nicht. Aber heute habe ich das Vergnügen, schlauer zu sein als Sie. Ich möchte die Tonnen Kaffee, die Sie mir versprochen haben, bis morgen um diese Zeit in Besitz nehmen.«
»Sie haben nicht das Geld dafür.« Er spuckte aus. »Wenn Sie sich Ihre Ausfertigung unseres Vertrags
Weitere Kostenlose Bücher