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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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verloren.
    Da vernahm Miguel einen Ruf in schlechtem Latein. »Ich kaufe zwanzig für neununddreißig.«
    Alferonda hatte seine Kontakte bei den Tudescos spielen lassen. Einer dieser Männer, dessen Gewerbe sonst das Wechseln von Banknoten war, trat vor und wiederholte seinen Ausruf. Er trug schwarze Gewänder, und sein weißer Bart schaukelte,
während er sein Gebot machte. »Zwanzig Tonnen für neununddreißig!«
    »Verkauft!«, rief Miguel. Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Es war nicht üblich, dass ein Händler hoffte, seine Käufer würden den Preis weiter drücken. Aber heute war es seine Aufgabe, billig zu verkaufen.
    »Ich nehme fünfundzwanzig für achtunddreißigeinhalb«, rief ein anderer Tudesco, in dem Miguel einen Händler, der mit ungemünztem Gold handelte, erkannte.
    Miguel schob sich durch die Mauer, die Paridos Leute gebildet hatten, um ihm zu antworten. »Fünfundzwanzig Tonnen für achtunddreißigeinhalb – verkauft!«
    Die Blockade hatte sich gelockert. Der Ausverkauf begann, und Parido wusste, dass er Miguel keinen Einhalt gebieten konnte, indem er ihn von seinen Männern bewachen ließ.
    »Kaufe dreißig Tonnen Kaffee«, rief Parido seinerseits, »für vierzig Gulden.«
    Es wäre dumm von den Tudescos gewesen, nicht mit sofortigem Gewinn zu verkaufen. Sie hatten nie eingewilligt, als Miguels Konsortium zu fungieren, nur, die Blockade zu brechen, motiviert von der Zusage, dass sich aus ihrer Unterstützung auch für sie profitable Möglichkeiten ergeben würden. Miguel merkte, dass sie einen Verkauf erwogen, der den Preis stabilisiert hätte, was ganz in Paridos Sinne war. Portugiesische Juden standen daneben, um abzuwarten, wie sich die Preise entwickelten, welche Gruppe die Führung übernahm. Der Vorteil lag eindeutig auf Paridos Seite. Das Einzige, wogegen er nichts tun könnte, war ein genereller Ausverkauf. Wenn zu viele Männer verkauften, konnte er die Flut nicht allein eindämmen, und die Mitglieder seines Konsortiums würden ihr eigenes Geld nicht für ihn opfern.
    Dies war der Dreh- und Angelpunkt des Kaffeekomplotts, und die gesamte Börse spürte es.

    Miguel schaute auf und begegnete unerwarteterweise dem Blick seines Bruders. Daniel stand am äußersten Rand des Zuschauerkreises und bewegte lautlos die Lippen, während er sich die Chancen gegen einen allgemeinen Ausverkauf ausrechnete. Miguel ließ Daniel nicht aus den Augen. Er wollte sehen, dass sein Bruder begriff. Er wollte es in seinen Augen lesen.
    Und Daniel begriff. Er wusste, dass Miguels Plan gelingen würde, wenn er sich jetzt dafür entschied, Partei für seinen Bruder zu ergreifen, mit ihm gemeinsame Sache zu machen, indem er billig Kaffee anbot. Der Impuls einer Beteiligung Daniels würde die Waage zu Miguels Gunsten ausschlagen lassen. Hier war endlich der Moment, wo Familienzugehörigkeit über kleinliche Interessen siegen konnte. Daniel mochte vielleicht sagen, ja, Parido sei sein Freund, und Freundschaft solle man ehren, doch Familie sei etwas anderes, und er könne nicht zusehen, wie sein Bruder auf den Ruin zusteuerte, einen endgültigen Ruin – nicht, wenn er die Macht hatte, es zu verhindern.
    Sie wussten es beide. Miguel erkannte, dass sein Bruder es wusste. Er hatte Daniel einmal gefragt, ob er sich im Zweifelsfall für seinen Bruder oder seinen Freund entscheiden würde, und Daniel hatte nicht geantwortet, aber nun würde er antworten. Auf die eine oder andere Weise. Miguel sah seinem Bruder an, dass auch er sich an das Gespräch erinnerte. Er sah den Ausdruck von Scham auf Daniels Gesicht, als dieser sich abwandte und dem Kaffeehandel seinen Lauf ließ.
    Eine seltsame Stille senkte sich auf das Gebäude. Gewiss nicht das, was in anderen Teilen der Welt als Stille gegolten hätte, aber für die Börse war es vergleichsweise ruhig. Händler traten näher heran, als ob sie einem Hahnenkampf oder einer Rauferei zuschauten.
    Sie würden ihre Kurzweil haben, dachte Miguel. Als Parido
sein Kaufgebot gemacht hatte, hatte er selbst das Signal für Miguels nächsten Schritt gegeben, einen, den der Parnass nicht hatte vorausahnen können.
    »Verkaufe Kaffee! Fünfzig Tonnen für sechsunddreißig!«, rief Joachim.
    Parido glotzte ungläubig. Er hatte Joachim nicht in der Börse eintreffen sehen. Er hatte seine Landstreichertracht abgelegt und war nun wieder wie ein wohlhabender Mann gekleidet, der in seinem schwarzen Anzug und mit dem schwarzen Hut wie der typische holländische Kaufmann aussah.

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