Der Kaffeehaendler - Roman
ansehen, so werden Sie bemerken, dass dort steht, dass die Übergabe innerhalb von zweiundsiebzig Stunden nach dem heutigen Börsenschluss stattfinden muss. Offen gesagt, glaube ich nicht, dass Sie imstande sein werden, das Geld aufzubringen. In zweiundsiebzig Stunden sind Sie in den Augen des Ma’amad vielleicht sogar nicht einmal mehr Jude.«
Parido plante also, den Ältestenrat einzubeziehen, um seine Schulden nicht zahlen zu müssen. Darauf würde der Rat sich
niemals einlassen. »Sie können glauben, was Sie wollen, aber ich werde den Betrag bis morgen um diese Zeit auf Ihr Konto überweisen. Ich erwarte, dass Sie mir den Besitz mit gleicher Pünktlichkeit übertragen, andernfalls müssen Sie mir vertragsgemäß zusätzliche dreitausendachthundert zahlen.«
Miguel trat beiseite und schaute auf die Menge der Käufer und Verkäufer. Der Preis schien sich inzwischen bei bemerkenswerten sechsundzwanzig stabilisiert zu haben, und es war nur noch sehr wenig Zeit zum Handeln. Wenn der Preis auf diesem Stand blieb, konnte er allein mit seinen Verkaufsoptionen einen Gewinn von nahezu siebenhundert Gulden einstreichen und weitere zweitausend mit den Terminkontrakten. Da er zu angespannt war, um einfach dazustehen und zu beobachten, wollte er sich jetzt um eine letzte Angelegenheit kümmern.
Isaiah Nunes hatte leise mit einigen Bekannten gesprochen und versucht, das Verkaufsfieber zu ignorieren. Miguel lächelte ihn an und bat ihn um eine kurze private Unterhaltung. Die beiden traten hinter einen Pfeiler.
Miguel setzte in Kaufmannsmanier seine strahlendste Miene auf. »Ich möchte, dass Sie mir den Besitz an dem Kaffee, den ich bei Ihnen bestellt habe, übertragen. Die entsprechenden Dokumente hätte ich gern bis morgen Vormittag in Händen.«
Nunes stellte sich kerzengerade hin, trat dann einen Schritt vor. »Es tut mir Leid, dass Sie jetzt in einer schwierigen Situation sind, Miguel, doch ich kann Ihnen nicht helfen. Ich habe Ihnen gesagt, dass die Ladung nicht eingetroffen ist, und daran können Ihre momentanen Bedürfnisse nichts ändern. Und wenn ich ehrlich sein darf, sind Sie nicht in der Position, promptes Handeln zu fordern. Es war nicht leicht, Sie dazu zu bewegen, mir zu zahlen, was Sie mir schuldeten, und ich finde, Sie haben meine Freundschaft missbraucht, was unverzeihlich ist.«
»Eine seltsame Bemerkung von jemandem, der die mir vertraglich zugesicherte Ware an Solomon Parido verkauft hat.«
Nunes versuchte, keine Miene zu verziehen. »Ich verstehe Sie nicht. Sie reden wie ein Wahnsinniger, aber Sie können mich nicht beleidigen.«
»Sie übertreiben Ihre Rolle, Senhor. Sie sollten verwirrt wirken, nicht entsetzt.«
»Nichts, was Sie sagen, kann mich entsetzen.« Er trat einen Schritt vor. »Ich habe Sie einmal als Freund betrachtet, doch ich sehe, dass Sie nur ein Betrüger sind, und ich werde nicht weiter mit Ihnen diskutieren.«
»Entweder Sie klären die Sache mit mir oder vor Gericht«, erwiderte Miguel. Er merkte sofort, dass er Nunes’ Aufmerksamkeit hatte. »Sie haben den Kaffee, den ich bestellt hatte, an Parido geliefert. Dann haben Sie mir vorgelogen, meine Ladung sei nie an Bord genommen worden. Ich vermute, dass Sie eine weitere Ladung angefordert haben, aber ich weiß, dass die Fracht, die mir von Gesetzes wegen gehört, hier auf einem Schiff namens Sea Lily ist, das soeben eingelaufen ist. Ich habe Zeugen, die aussagen werden, dass sie Parido darüber sprechen hörten. Wenn Sie meiner Forderung nicht nachkommen, bleibt mir nur noch die Frage, ob ich Sie vor ein holländisches Gericht oder vor den Ma’amad oder vor beide bringe und Sie damit nötige, nicht nur den Kaffee zu beschaffen, sondern mir auch Schadenersatz für die ursprüngliche Lieferung zu zahlen.« Miguel zeigte Nunes den Vertrag, den er mit Parido gemacht hatte. »Wenn ich hierbei Geld einbüße, werde ich Sie für den Verlust haftbar machen, denn wenn Sie mich nicht betrogen hätten, hätte ich die Wette mit Sicherheit gewonnen. Und Sie können davon ausgehen, dass Sie Ihren Ruf als vertrauenswürdiger Händler ein für alle Mal los sind.«
Nunes errötete. »Wenn ich Parido den Kaffee vorenthalte, mache ich ihn mir zum Feind. Was ist dann mit meinem Ruf?«
»Sie erwarten wohl nicht, dass mich das kümmert. Sie werden den Besitz bis morgen früh auf mich überschreiben, oder ich sorge dafür, dass Sie ruiniert sind.«
»Wenn ich Ihnen gebe, was Sie verlangen, sagen Sie dann nichts? Sie werden niemandem davon
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