Der Kaffeehaendler - Roman
Magneten, die sich gegenseitig abstoßen. Ich fand ihn zu sauertöpfisch, er fand mich zu überschwänglich. Obwohl Arbeit und Gebet uns häufig zusammenführten, freute sich keiner von uns je darüber, den anderen zu sehen. Manchmal waren wir im selben Raum, und er warf mir völlig grundlos einen finsteren Blick zu, den ich mit dreistem Lächeln erwiderte. Oder er machte eine Bemerkung über Betrüger , ein Versuch, gegen meine Herkunft zu sticheln, und ich entgegnete mit einem Hinweis auf Idioten , da ich wusste, dass sein einziger Sohn geisteskrank zur Welt gekommen war.
Alferonda , werden Sie vielleicht sagen, Sie sind grausam,
einen Mann für sein Unglück zu verspotten, und gewiss hätten Sie Recht damit. Es ist grausam, aber Parido rief diese Grausamkeit in mir hervor. Wäre er freundlicher gewesen, hätte ich ihm womöglich mehr Mitgefühl entgegengebracht. Dann hätte ich seinen Reichtum – sein riesiges Haus voller Teppiche und Gemälde und Goldgeschmeide, seinen überladenen Vierspänner, seine Manöver an der Börse, die nur dank der bloßen Menge an Kapital gelangen – als schwachen Ausgleich für sein häusliches Unglück betrachtet. Und seine teuren Kleider wären mir als Maske erschienen, hinter der er seine Melancholie verbergen konnte. Ich hätte seine üppigen Bankette – verschwenderische Angelegenheiten mit Dutzenden von Gästen, Fässern voller Wein, ganzen Käserädern, Herden gebratener Rinder – mit anderen Augen gesehen, denn ich wäre selbst Gast bei diesen Banketten gewesen und hätte miterlebt, welche Befriedigung er darin fand, den Gastgeber zu spielen. Doch ich erhielt nie eine der sorgfältig geschriebenen Einladungen von Parido. Meine Freunde sehr wohl, das versichere ich Ihnen, und ich lauschte ihren schwärmerischen Berichten. Für Alferonda aber fand Parido keinen Platz in seinem großen Haus. Warum sollte ihm Alferonda dann in seinem ebenso großen Herzen Platz einräumen?
Eines Abends führte uns das Schicksal beim Kartenspiel zusammen. Ich hatte mehr Wein getrunken, als ein Spieler trinken sollte, und als ich sah, wie Parido jedem außer mir ein freundliches Gesicht zeigte, konnte ich dem Drang nicht widerstehen, ihn zu betrügen, bloß ein bisschen.
Wenn man beim Kartenspiel betrügt, um selbst zu gewinnen, weckt man notwendigerweise den Verdacht aller. Betrügt man hingegen nur, damit ein anderer verliert, so schafft man sich wahrscheinlich mehr Verbündete als Feinde. Je geringschätziger Parido mich musterte, desto öfter sorgte ich dafür, dass ihm nicht die Karte zufiel, die er wollte. Die Zahl oder
Farbe, die er sich wünschte, fand stets ihren Weg in die Hand eines anderen Mannes oder, wenn es nicht anders ging, in meinen Ärmel. Augenblicke der Hoffnung, in denen er dachte, es würde sich für ihn zum Guten wenden, zerplatzten wie Seifenblasen. Mehr als einmal warf er einen argwöhnischen Blick in meine Richtung, doch ich hatte nur bescheidene Gewinne aufzuweisen. Wie konnte ich für sein Pech verantwortlich sein?
Vermutlich hätte dies keine Folgen gehabt, wenn hier Schluss gewesen wäre. Er verlor an jenem Abend ein paar Gulden, aber nichts von Bedeutung. Ein Mann wie Parido weiß, dass er nie mehr Geld mitbringen darf, als er als Preis für eine Abendunterhaltung zu verlieren bereit ist. Ein paar Monate später jedoch nahm die Sache eine andere Wendung.
Ich wusste, dass Parido und sein Handelskonsortium ein Manöver mit Salz aus Setúbal planten. Der Preis war seit einiger Zeit niedrig, deshalb waren die Exporte reduziert worden. Er musste also bald steigen, und Paridos Männer wollten sich lieber selbst um diesen Anstieg kümmern, statt davon überrascht zu werden. Ich erfuhr davon durch einen Schankwirt – einer von vielen, die ich für derartige Informationen bezahlte – und sah die Gelegenheit, selbst einen Profit zu machen. Ich möchte betonen, dass ich nie eine Aktion nur zu dem Zweck durchführte, Parido zu schaden. Wir mochten uns nicht besonders, doch das zählte nicht viel, wenn es um Börsengeschäfte ging. Ich tat, was ich tat, um Geld zu verdienen. Mehr war es nicht.
Paridos Konsortium begann, das Gerücht zu verbreiten, dass die nächsten Salzladungen zu einem weitaus höheren Preis verkauft werden sollten, als man erwartet hatte. Damit hofften sie, an der Börse bei denen die Kauflust anzustacheln, die sich den gegenwärtigen, niedrigen Preis sichern wollten. So beabsichtigten sie, mit dem Salz, das sie selbst erworben
hatten, und mit ihren
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