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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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Verkaufsoptionen Profit zu machen: Sie wetteten also darauf, dass der Preis steigen würde. Als sie anfingen, ihr Salz zum neuen Preis zu verkaufen, verkauften ich und meine Mittelsmänner ebenfalls und überschwemmten den Markt, um aus der Preisdifferenz Kapital zu schlagen. Meine Methode ermöglichte es mir, ihren Plan Gewinn bringend für mich zu nutzen. Sie hatte außerdem den Nebeneffekt, dass ihr Geschäft unrentabel wurde, und ihre Verkaufsoptionen kosteten sie schließlich eine nicht unbeträchtliche Summe. Aber das war der Preis, den sie für ihre Gaunerei zahlen mussten.
    Ich achtete immer darauf, mich hinter fremden und unbekannten Maklern zu verstecken, wenn ich diese Art von Manövern ausprobierte. Doch Parido brüstete sich damit, die besten Verbindungen zu haben, und er kam mir schließlich auf die Schliche. Am nächsten Tag trat er in der Börse hinter mich. »Sie sind dem falschen Mann in die Quere gekommen, Alferonda«, sagte er.
    Ich erwiderte, ich wüsste nicht, was er meinte. Mein Vater hatte mir geraten, stets alles zu leugnen.
    »Ihre Lügen beeindrucken mich nicht. Sie haben davon profitiert, meinen Plan zu vereiteln, und mich um viel Geld gebracht. Ich werde dafür sorgen, dass Sie bekommen, was einem so niederträchtigen Gauner gebührt.«
    Ich lachte über diese Drohungen, wie ich über andere zuvor gelacht hatte. In der Tat vergaß ich seine Worte, während Monate und sogar Jahre verstrichen. Er mochte mich nie, er sprach schlecht über mich, wenn er konnte, aber meines Wissens trat er nie gegen mich auf. Es konnte sein, dass er bei einigen Geschäften, die schief liefen, mein Gegenspieler war, doch das konnte auch Schicksal sein. Ich glaubte eher, er hätte nicht gezögert, sich einen mir zugefügten Schaden offen als Verdienst anzurechnen.

    Aber dann wurde er in den Ma’amad gewählt. Als reicher Kaufmann und zugleich Parnass besaß er nun so viel Macht, wie es einem Mann in unserer Gemeinde nur möglich war. Ich hatte keinen Grund, seine Wahl zu feiern, doch ich hatte auch keinen Grund für den Verdacht, dass er seine neue Stellung dazu nutzen würde, mich so rücksichtslos anzugreifen.

3
    Hannah hackte sich unten in der Küche beim Spargelschneiden beinahe den Daumen ab. Sie hatte nicht aufgepasst, und das Messer, das durch die Unaufmerksamkeit der Magd stumpf geworden war, rutschte ihr aus der Hand und grub sich in ihr Fleisch. Aber dieselbe Stumpfheit, die die Klinge gefährlich machte, machte sie auch wirkungslos, und das nasse Metall ritzte kaum ihre Haut.
    Hannah blickte auf, um zu sehen, ob Annetje etwas mitgekriegt hatte. Dem war nicht so. Das Mädchen rieb gerade Käse und summte dabei trunken ein Liedchen vor sich hin – nicht verwunderlich, denn sie hatte wieder zu tief ins Glas geschaut. Wenn sie Hannahs Missgeschick bemerkt hätte, hätte sie gewiss etwas gesagt: Ach, seht nur, wie unbeholfen sie ist oder: Feine Sache, wenn man nicht mal ein Messer halten kann. Sie hätte es mit einem Lachen und einer Kopfdrehung gesagt, als ob das alles gutmachte. Und Hannah vorgegeben, dass wirklich alles gut wäre, obwohl sie sich den Drang hätte verkneifen müssen, dem Mädchen das halbe Käserad ins Gesicht zu schleudern.
    Hannah berührte den Tropfen Blut mit gespitzter Zunge, dann legte sie den Spargel in die Schüssel, wo er mit dem Käse und altbackenem Brot gemischt und zu einem Auflauf überbacken werden sollte, wie er in Portugal üblich war, nur dass
sie in Lissabon anderes Gemüse und andere Käsesorten verwendet hatten. Annetje fand Aufläufe widerwärtig – ungesund, sagte sie, ein Begriff, den sie für alles benutzte, was sie in ihrer Kindheit in Groningen nicht gegessen hatte.
    »Irgendwann«, so bemerkte sie spitz, »wird Ihrem Gatten auffallen, dass Sie nur dann aufwändige Gerichte auftischen, wenn sein Bruder mit Ihnen isst.«
    »Zwei Leute essen nicht viel«, antwortete Hannah, und es gelang ihr fast, dabei nicht rot zu werden. »Drei Leute essen sehr viel mehr.« Das war etwas, was ihre Mutter sie gelehrt hatte. Wäre es nach Daniel gegangen, so hätten sie nichts als Brot und alten Käse und eingelegten Fisch gegessen, alles, was billig zu bekommen war. Und er war derjenige, der darauf bestand, dass die Abendmahlzeit üppiger ausfiel, wenn sein Bruder sich ihnen anschloss, wahrscheinlich, damit Miguel ihn nicht für einen Geizhals hielt – was er sowieso tat.
    Aber sie setzte ihm auch gern etwas Gutes vor. Miguel aß nicht genug, wenn er sich selbst

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