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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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Backstein – so
wohl konstruiert, dass sie die Versiegelung aus schwarzem Teer nicht benötigten, die so viele Häuser in der Stadt bedeckte -, herrliche Bauwerke mit reich geschmückten Ecken und verblüffenden Schnörkeln. Miguel liebte es, die Giebelsteine über den Eingängen zu studieren, Wappen oder Symbole der Quelle des Reichtums in dem jeweiligen Haushalt: ein Bündel Weizen, ein Schiff mit hohem Mast, ein afrikanischer Wilder in Ketten.
    Kurz vor ihm bahnte sich ein Bettler seinen Weg über die Straße, stolpernd wie ein Betrunkener. Er war schmutzig, in Lumpen gehüllt, und sein linker Arm bestand nur aus einem Stumpf, dessen Ende blutig und wund war. Miguel, der zu den Bettlern der Stadt freundlich war, manchmal zu freundlich, verspürte einen Anflug von Großherzigkeit. Warum sollte er nicht freigebig sein? Mildtätigkeit war eine Mitzva , und in ein paar Monaten würde er eine Hand voll Stuiver kaum vermissen.
    Als er nach seinem Geldbeutel langte, hielt ihn etwas zurück. Miguel spürte einen Blick auf sich gerichtet und drehte sich um. Keine drei Meter hinter ihm ließ Joachim Waagenaar sein schiefes Lächeln aufblitzen.
    »Lassen Sie sich von mir nicht aufhalten«, sagte er, während er näher kam. »Wenn Sie jenem Unglücklichen in Ihrer Güte ein paar Münzen geben wollten, wäre mir der Gedanke schrecklich, Ihnen im Wege gestanden zu haben. Ein Mann, der Geld übrig hat, darf sich nie scheuen, wohltätig zu sein.«
    »Joachim!«, rief er mit gespielter Fröhlichkeit. »Was für ein Zufall.«
    »Sparen Sie sich die falsche Freundlichkeit«, sagte der andere. »Sie sind nicht am vereinbarten Ort erschienen.«
    Miguel setzte den unbefangenen Tonfall ein, mit dem er Männer dazu überredete zu kaufen, was sie nicht wollten. »Eine unselige Wendung der Ereignisse hinderte mich daran
zu kommen. Es war alles sehr lästig, und ich versichere Ihnen, ich wäre lieber mit Ihnen zusammengewesen als mit diesen unangenehmen Menschen.«
    »Oh, man stelle sich vor, widrige Umstände«, sagte Joachim, seine Stimme erhebend wie ein Marktschreier. »So widrige Umstände, dass sie Sie nicht nur daran hinderten, ein Versprechen zu halten, sondern auch daran, mir Bescheid zu geben, dass Sie unsere Verabredung nicht einhalten können.«
    Miguel wurde unruhig, er wollte nicht in aller Öffentlichkeit mit diesem Mann gesehen werden. Sollte er von einem Ma’amad-Spitzel entdeckt werden, konnte es sein, dass Parido eine offizielle Untersuchung fordern würde. Ein schneller Blick zeigte ihm nur Hausfrauen, Dienstmägde und einige Handwerker. Er hatte einen Weg gewählt, der von seinen Nachbarn nicht oft eingeschlagen wurde, und darum riskierte er, das Gespräch zumindest für ein paar weitere Minuten fortzusetzen.
    »Ich muss Ihnen mitteilen, dass ich eine Geschäftsbeziehung zwischen uns derzeit nicht für möglich halte«, sagte er, bemüht, weiterhin freundlich zu klingen. »Meine Mittel sind begrenzt, und ich bin, wenn ich offen sein darf, noch verschuldet.« Es schmerzte ihn, die Worte diesem Wicht gegenüber laut aussprechen zu müssen, doch im Moment erschien ihm die Wahrheit als die beste Strategie.
    »Ich habe ebenfalls Schulden – beim Bäcker und beim Metzger -, und beide drohen mir mit Gewalt, wenn ich sie nicht sofort bezahle. Deshalb lassen Sie uns zur Börse gehen«, schlug Joachim vor. »Wir können ein wenig Geld in ein viel versprechendes Handelsschiff investieren oder in einen anderen Plan, ganz wie Sie meinen.«
    »Was für eine Investition soll das sein«, fragte Miguel, »wenn Sie nicht einmal für Brot zahlen können?«
    »Das Geld werden Sie mir leihen«, erwiderte Joachim zuversichtlich. »Ich zahle es Ihnen von meinem Anteil am Profit
zurück, was für Sie ein Ansporn sein sollte, es klüger anzulegen als in der Vergangenheit – als Sie das Geld eines anderen investiert haben.«
    Miguel blieb stehen. »Es tut mir Leid, wenn Sie glauben, Ihnen sei Unrecht widerfahren, aber Sie müssen begreifen, dass auch ich in dieser unglücklichen Angelegenheit viel verloren habe.« Er holte tief Luft. Es war besser, es auszusprechen, als Joachims fantastische Vorstellungen zu erdulden. »Sie reden immer nur von Ihren Schulden, doch mit meinen Schulden, könnte man Ihren Bäcker und Ihren Metzger vollkommen aufkaufen. Ich bedaure Ihre Notlage, doch ich weiß nicht, was ich für Sie tun kann.«
    »Sie wollten dem Bettler etwas geben. Warum ihm und nicht mir? Sind Sie nicht bloß eigensinnig?«
    »Bedeutet Ihnen

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