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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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den Kaffeehandel einsteigen wollte. Ich kannte Kaffee aus den Jahren, in denen ich mich im Osten aufgehalten hatte. Ich wusste, dass ein Mann, der Kaffee trinkt, doppelt so stark, doppelt so klug und doppelt so gerissen ist wie ein Mann, der ihn nicht trinkt. Ich wusste, dass Kaffee den Verstand schärft.
    Und ich wusste auch noch andere Dinge, Dinge, die ich meinem Freund Senhor Lienzo noch nicht zu erzählen bereit war. Nicht, weil ich wollte, dass er scheiterte, oh nein. Nichts dergleichen. Ich bewahrte meine Geheimnisse, weil ich ihm Erfolg wünschte, und ich hatte allen Grund anzunehmen, dass dieses neue Kaffeegeschäft genau das war, was ich brauchte.

11
    Kaffee. Er war ein Feuer, das sich selbst speiste.
    Miguel saß in seinem Keller, die Füße kalt vom Kanalwasser, und trank eine Schale Kaffee nach der anderen, während er an alle Makler und Händler schrieb, die er kannte. Es würde natürlich Wochen dauern, bis er Antworten bekam, aber irgendwann würden sie eintreffen. Er drängte auf rasche Antwort. Er versprach großzügige Kommissionen.
    Es war so, wie Alferonda gesagt hatte. Er blieb die halbe Nacht wach, las seine Briefe immer wieder, zerriss sie und verfasste sie neu. Er studierte den Abschnitt aus der Thora für diese Woche und wusste, dass er die anderen aus seiner Gruppe in der Synagoge verblüffen würde. Er las acht Geschichten über den verwegenen Pieter.
    Am nächsten Tag war er erschöpft, aber wenn das der Preis für Produktivität war, so wollte er ihn gern bezahlen. Der Morgenkaffee beglich die Schulden, die durch den Kaffee in der vorangegangenen Nacht entstanden waren, sowieso.
    Miguel hörte, dass Parido und sein Handelskonsortium große Verluste erlitten hatten – das heißt, sie hatten nicht die beabsichtigten Profite eingestrichen -, weil Miguel sich in ihr Geschäft mit dem Walfischtran eingemischt hatte. Als die beiden Männer einander an der Börse begegneten, ließ Parido jedoch keinen Groll erkennen.

    »Ich habe gehört, Ihr Monat hat gut geendet«, sagte der Parnass mit Grabesstimme.
    Miguel lächelte strahlend. »Es hätte besser sein können.«
    »Dasselbe könnte ich von mir sagen. Wussten Sie, dass Ihre Machenschaften mit dem Walfischtran mir unangenehme Verluste beschert haben?«
    »Es tut mir furchtbar Leid, das zu erfahren«, meinte Miguel. »Ich hatte keine Ahnung, dass Sie davon betroffen waren, sonst hätte ich nie etwas unternommen.«
    »Das sagen Sie so, aber die Sache erscheint mir ein bisschen zweifelhaft«, erwiderte Parido. »Es gibt Leute, die mir geflüstert haben, dass die Intrige mit dem Walfischtran Ihnen zuzuschreiben ist.«
    »Von meinem Bruder würde ich mir an Ihrer Stelle nichts einflüstern lassen. Sein Atem streckt ein Pferd nieder. Wenn Sie schon kein Vertrauen in meine Ehrlichkeit haben, so vertrauen Sie wenigstens meiner Vorsicht. Warum sollte ich Ihr Missfallen riskieren, indem ich wissentlich gegen Ihre Interessen vorgehe?«
    »Ich weiß nicht, was einen Mann nötigt, so zu handeln, wie er handelt.«
    »Ich auch nicht. Ihnen ist wohl bekannt, dass der Weinbrandpreis gestern in letzter Minute enorm angestiegen ist. Ein paar Holländer kauften eine riesige Menge und trieben ihn damit in die Höhe. Sie wussten nichts davon, vermute ich, obgleich es sein könnte, dass auch mir jemand das eine oder andere einflüstert, wenn ich es zulasse.«
    Parido runzelte die Stirn. »Sie glauben doch nicht, dass ich Ihnen die Terminkontrakte abgeschwindelt habe, oder?«
    »Die Sache erscheint mir ein bisschen zweifelhaft«, sagte Miguel.
    Parido gab ein verdrießliches Lachen von sich. »Vielleicht sind wir einander ebenbürtig. Sie haben mit dem Weinbrand
viel weniger verloren als ich mit dem Walfischtran, aber Ihre Verluste sind für Sie gewiss erheblicher als meine für mich.«
    »Gewiss«, stimmte Miguel zu.
    »Eines möchte ich Sie jedoch fragen. Wie kam es, dass Sie auf den Walfischtran aufmerksam wurden? Es ist ein seltsamer Zufall, finden Sie nicht?«
    Miguel fiel keine Antwort ein, aber Parido sprach selbst, ehe das Schweigen zu auffällig wurde.
    »Hat Ihnen jemand geraten, mit Walfischtran zu handeln?«
    Es war, als ob Pieter den Namen wisperte. Natürlich. Warum ihn nicht nennen?
    Diesen Mann mit hineinzuziehen, konnte nicht als Verrat gelten, denn er befand sich außerhalb von Paridos Einflussbereich. »Ich habe wirklich – ungebeten natürlich – ein Briefchen von diesem Alferonda erhalten. Er riet mir, Walfischtran zu kaufen.«
    »Und Sie

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