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Der Kaiser des Abendlandes

Der Kaiser des Abendlandes

Titel: Der Kaiser des Abendlandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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spielte mit der Schreibfeder und fuhr fort: »Du sehnst dich nach einem Gefährten für manche Nächte? Mein Freund, der seit mehr als einem Jahr keine Frau mehr in den Armen gehalten hat, würde für eine reife Schönheit wie dich sein Leben geben. Halbwegs zumindest. Seine Augen strahlen blau wie der Himmel, sein Haar ist von der Farbe reifen Weizens. Er ist stärker als ich und spricht genug Arabisch, um die richtigen Worte in deine zierlichen Ohren zu flüstern. Er spielt die Flöte und singt sehnsuchtsvolle Lieder von der Liebe. Seine Stimme ist wie die einer Nachtigall.«
    Damals, in den langen, leidenschaftlichen Nächten, hatten Layla und er endlos miteinander geredet. Auch Sean und er hatten oft in den Nächten, in denen sie auf ein Abenteuer warteten, über Mädchen, Frauen, Sehnsucht, Liebe und Leidenschaft gesprochen. Auch über Guinivevre of Annan, Seans Geliebte vor langer Zeit. Suleiman war sicher, dass Layla ihn so verstand, wie er es meinte.
    Sie senkte den Kopf und sagte: »Wo finde ich dieses einzigartige Himmelsgeschenk? Oder wie findet er mich?«
    »Nicht hier. Mein Vater würde rasen und Dinge tun, die selbst er bereuen müsste. Dort, wo mein Freund wohnt, gibt es zu viele Augen und zu dünne Wände.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es auch nicht. Aber wenn ich ihm von dir erzähle, wird er sich nach dir verzehren.«
    »Nun, Gefährte lang vergangener Nächte«, sagte sie leise, »erzähle ihm von mir. Er soll mit seinem fliegenden Teppich nachts über die Mauer schweben. Dann werde ich wissen, was zu tun ist.«
    Suleiman musste lachen. Das verhaltene Gelächter löste die Beklemmung zwischen ihnen. Hinter dem Schleier lächelte auch Layla.
    »Ich lass mir etwas einfallen«, antwortete Suleiman. Layla drehte sich halb um. Gedämpfter Lärm drang aus dem hinteren Teil des Harems. »Vielleicht schenkt mir Allah den einen oder anderen rettenden Einfall.«
    »Inshallah!«, sagte sie und huschte davon. Ihre nackten Sohlen machten auf den sonnenglänzenden Fliesen leise, schmatzende Geräusche. Suleiman sah ihr mit einem wehmütigen Gefühl hinterher. Dann widmete er sich wieder seinem Brief.
    Er schrieb: Von jüdischen Pilgern, die zum Grab des Hohepriesters Simon kamen, war zu erfahren, dass Eure Hoheit nicht im fernen, kalten Abendland jenseits der eisstarrenden Gebirge weilt, sondern unerkannt auf dem Weg hierher ist. Ein junger Jude, der sowohl Eure als auch unsere Sprache spricht, genießt zurzeit meine Gastfreundschaft. Man sagt, dass Ihr Euren Fuß in Askalon an Land setzen werdet Dort wird Euch mein Bote erwarten, der Euch dieses Schreiben überreicht und Eurer Antwort harrt.
    Während er seinen Text noch einmal durchlas, dachte Suleiman an die unausgereiften Pläne seiner Freunde. Ein Grinsen überzog sein Gesicht. Er war jetzt fast sicher, dass sein Vater mit dem Geschriebenen im Großen und Ganzen einverstanden war; vielleicht nicht mit jedem einzelnen Wort. Wieder versetzte er sich in die Lage eines unerfahrenen Ungläubigen und überlegte lange, dann flossen die Worte fast ohne sein Zutun aus der Feder.
    Um Euch, o wege- und sittenunkundiger Kaiser, jede Stunde aller Tage auf dem langen Ritt nach Jerusalem zu erleichtern, wird meine schönste und klügste Sklavin meinen Boten begleiten und Eure Füße küssen. Ihr Name ist Layla; ihren Liebreiz und ihre Klugheit rühmen alle. Ihr werdet verstehen, weshalb, wenn Ihr sie seht Sie soll für Euch reden, Euch den Weg bereiten und Euch in die Bräuche des Landes einführen, das Euch fremd ist Sie wird Euch von mir und meiner Lauterkeit berichten und Euch in mein Haus geleiten, wo Euch ein Empfang zuteil werden wird, der Euer Herz erfreuen und meinen Ruf als Gastgeber bis in ferne Länder tragen wird.
    Wenn meinen Vater diese Worte nicht überzeugen, dachte Suleiman und bog sich innerlich vor Lachen, hat er mir nicht genug von dem beigebracht, was er besser kann als ich. Kommen wir zum Schluss.
    Mein Bote, o Kaiser des Abendlands, wird wie der Wind zu mir zurückkehren. Ich erbitte Eure Antwort, die er am Herzen tragen und mit seinem Leben schützen wird, bis ich sie lesen darf. Bitte säumt nicht; Ihr möget in Eurer Sprache antworten, denn ich habe kluge Berater, die alle Eure Sprachen kennen, als wären es ihre eigenen. Allah schütze Eure Wege! Dies schreibt Abu Lahab ben Taimiya, Fürst kostbarer Schwerter, der Euch mit ausgebreiteten Armen empfangen wird.
    Suleiman wischte sich den Schweiß von der Stirn und achtete darauf, dass

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