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Der Kalligraph Des Bischofs.

Der Kalligraph Des Bischofs.

Titel: Der Kalligraph Des Bischofs. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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ihn Iustus.
    »Man muß es doch nicht so extrem betreiben, Claudius. Auch Kaiser Ludwig ist gegen einen Bilderkult«, sagte Dructeramnus.
     »Genauso wie sein Vater es war.«
    »Ist er das? Und warum sind dann alle Kirchen in Franken voll mit Wandgemälden und Fresken? Nicht einmal die Hofkapelle in
     Ingelheim ist von irreführenden Bildern freigehalten – ich bin lange genug mit dem Kaiser gereist und kenne seine Ansichten,
     vergeßt das nicht.«
    »Ludwig sieht eben ein, daß die Bilder, wenn sie mit Untertiteln versehen sind, zu Lehrzwecken gut sind.«
    Iustus schien Dructeramnus’ Antwort noch nicht zu reichen. Er schwang ein Stück Hühnchenfleisch in der Hand durch die Luft:
     »Einfache Menschen mit geringer Intelligenz lassen sich mit Worten nicht zum Glauben führen, das wißt Ihr so gut wie ich.
     Sie werden aber von den Bildern des leidenden Herrn zu Tränen gerührt. So, und nur so kann sich der Glaube in ihre Herzen
     graben.«
    »So wie sich einst der Götzendienst in die Herzen der Israeliten grub.«
     
    Es wurde still am Tisch. Man griff nach dem Essen, leckte sich die fettigen Finger. Während die Kiefer mahlten, schienen |360| sich schwere Gedanken hinter der Stirn der Äbte und Grafen zu bewegen. Endlich wurde der Wein gebracht, langhalsige, kostbare
     Flaschen. Germunt konnte sehen, wie sich Eike die Lippen mit der Zunge befeuchtete, während er den Gästen die Becher füllte.
    »Ganz hervorragend.« Iustus setzte seinen Becher behutsam auf dem Tisch ab. »Wißt Ihr, wenn man lange unterwegs war und über
     Wochen nur Getreidebrei oder dicke Bohnen genossen hat, ist ein solches Mahl wie die Wiederbelebung des Gaumens.«
    Claudius nickte. »Das glaube ich Euch gern. Was führt Euch nach Turin? Ihr wolltet es mir gestern nicht verraten.«
    »Wir sind hier –«, begann Dructeramnus.
    »– um Euch nach Paris zu einer Synode einzuladen«, setzte Iustus fort. »Es geht dort unter anderem um eben die Bilderfrage,
     über die wir uns gerade gestritten haben. Euer Kommen wird erwartet.«
    »Soso, eine Synode. Will man beschließen, es den Byzantinern gleichzutun und das Gottesgebot gegen die Bilderverehrung aufzuheben?«
    »Wenn Ihr von Eurer extremen Sichtweise doch einmal abrücken würdet!«
    »Seht einmal«, sagte Dructeramnus, »der Kaiser bekämpft ja auch den Bilderkult, wie ihn die Byzantiner betreiben. Er verzeiht
     Euch sicher Eure etwas übertriebenen Maßnahmen. Die Synode in Paris könnte für Euch eine Gelegenheit sein, wieder in den breiten
     Strom der Mutter Kirche zurückzufinden.«
    Claudius donnerte seinen Becher auf den Tisch. An seinen Schläfen schwollen dicke Adern, seine Hände zitterten vor Wut. »Diese
     Synode ist nichts als eine Versammlung von Eseln! Ich werde nicht nach Paris reisen, und ich werde nichts rückgängig machen,
     was ich auf dem Weg zur Wahrheit getan habe.«
    Germunt beobachtete einen Blickwechsel zwischen Godeoch und den Äbten.
Ich muß etwas tun. Ich muß Clau-
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dius retten, irgendwie.
Obwohl ihm das Herz laut im Hals schlug, räusperte sich Germunt. »Ehrwürden …«
    Als erwache er aus einem Traum, sah Claudius mit verhangenem Blick zu ihm hinüber. »Ja, richtig, Ihr wartet schon die ganze
     Zeit mit Eurem Pergament. Dructeramnus, wolltet Ihr nicht einmal einen Blick auf die Zeichnungen meines jungen Kalligraphen
     werfen?«
    »Gern, ja.«
    Germunt trat an den Tisch und entfaltete das Pergament. Er hörte Godeoch zischen: »Ihr seid das?« Aber er beugte sich zu Dructeramnus
     hinab, als hätte er nichts bemerkt. »Ihr könnt hier eine verzierte Initiale sehen, Herr.«
    Es war ein gewaltiges P, aus brauner Tinte geformt und im Anstrich und Bogen dick ausgefüllt. Wie unter einem Baum saß darunter
     ein König auf seinem Thron. Die rechte Hand war nach vorn gestreckt, Mittelfinger und Zeigefinger locker angehoben, als lade
     der König ein, ihn auf dem Pergament zu besuchen. Er trug eine Krone, blonde Locken wallten ihm darunter hervor. Die Augen
     blickten streng, aber ein Mundwinkel war lächelnd angehoben. Das rote Gewand des Königs ließ in seinen Falten einen kräftigen
     Körper erahnen. Daneben hatte Germunt in geraden Zeilen den biblischen Text gesetzt: »Herr, du Gott unserer Väter, bist du
     nicht Gott im Himmel und Herrscher über alle Königreiche der Heiden? Und in deiner Hand ist Kraft und Macht, und es ist niemand,
     der dir zu widerstehen vermag.«
    »Erstaunlich. Diese Farbenpracht!« Dructeramnus tippte mit dem Finger auf

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