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Der Kalligraph Des Bischofs.

Der Kalligraph Des Bischofs.

Titel: Der Kalligraph Des Bischofs. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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Gesichtsausdruck.
    Ademar spürte eine Hand auf der Schulter. Er drehte sich um und sah das Sommersprossengesicht böse lächeln, bevor sich die
     Tür schloß.
    Der Graf holte zu einem großen Schlag aus. Funken stoben, als die Waffen aufeinandertrafen, das Schwert des anderen knickte
     weg und flog über den Tisch. Klingend tanzte es am Boden, bis es erschöpft liegenblieb. Godeoch trat dem kleinen Mann einen
     Fuß in den Bauch und schleuderte ihn einige Schritt von sich. »Daß Tyr dreinschlage! Ihr wollt Stadtwächter sein?«
    Der Mann krümmte sich, hielt sich den Magen. Er versuchte angestrengt, Haltung zu bewahren.
    »Wißt Ihr nicht, daß unsere Feinde nur darauf warten, die Macht an sich zu reißen? Wie soll das Langobardenvolk diese fruchtbare
     Ebene beherrschen, mit Wachen wie Euch?«
    Godeoch wandte sich ab. Er strich sich mit der Linken durch die lange, schwarze Mähne. Dann fiel sein Blick auf Ademar. »Seid
     Ihr der nächste?«
    »Nein, Herr. Ich –«
    »Ihr könnt doch mit dem Schwert umgehen, oder?«
    |111| »Wenig. Ich wollte Euch –«
    »Habe ich Euch nicht schon einmal gesehen?«
    »Gut möglich. Ich stehe in den Diensten des Bischofs.« Godeoch spie auf den Boden. »So.« Ein drohendes Zischen lag in diesem
     Wort.
    »Aber ich bin hier«, beeilte sich Ademar, »um Euch zu helfen, nicht ihm.«
    Der Graf brüllte: »Meint Ihr, ich brauche Eure Hilfe?«
    »Gewiß nicht.« Ademar wünschte sich weit fort.
    Urplötzlich war das Gesicht des Grafen wieder freundlich. Beinahe lächelte er, auf eine Art, die Ademar erschaudern ließ.
     Seine Hand wies zum Tisch. »Nehmt Platz. Ich will Euch gerne anhören.« Er setzte sich auf einen Stuhl mit verzierter Lehne
     und begann, mit den Fingern über die breite Fläche seiner Schwertklinge zu fahren.
    Ademar schlich vorsichtig zur gegenüberliegenden Seite des Tisches. »Herr, Claudius hat einen geheimen Boten zum Kaiser entsandt.
     Es geht um das Marktrecht und um die Zölle.«
    Godeoch kniff die Augen zusammen. »Wie ich gehört habe, ist der Bischof seit den Kindertagen mit Ludwig befreundet. Wahrscheinlich
     wird er Erfolg haben und mir die Rechte abluchsen.«
    »Das ist noch nicht alles, Herr! Ich habe auch eine Idee, was er damit bezwecken möchte.«
Jetzt nur nicht rot werden,
befahl sich Ademar.
Godeoch kann nicht wissen, daß es nicht meine eigene Idee ist. Er wird mich für unentbehrlich halten.
    Der Graf zog auffordernd die Augenbrauen in die Höhe.
    Ademar wartete noch einen Moment, dann sagte er bedeutungsschwer: »Claudius will den Zollsatz für die Langobarden ändern.«
    Nun nickte Godeoch langsam. »Nicht unklug, dieser Mann. Greift meine Flanke an, bevor ich zur Belagerung schreiten kann. Sicher
     habt Ihr auch einen Vorschlag, wie das Unheil abgewendet werden kann?«
    »Ihr fragt mich?« Ademar neigte sich vor und lächelte. |112| »Man sollte den Boten abfangen. Bei diesem Wetter kann er noch nicht weit sein.«
    »Wenn wir ihn töten, bleiben die Rechte bei mir. Damit geht Eurem herzallerliebsten Bischof der Plan daneben. Gefällt Euch
     das?«
    »Warum fragt Ihr?«
    »Antwortet gefälligst.«
    »Ja.«
    »Ihr fallt also Eurem Herrn in den Rücken.«
    »Nein, ich –«
    »O doch, das tut Ihr. Wie fühlt Ihr Euch jetzt? Wie ein mieser, tückischer Wurm?« Godeoch richtete beiläufig die Schwertspitze
     auf Ademar. Langsam wanderte das Fackellicht auf der Klinge nach vorn, von der Parierstange die Blutrinne entlang, bis es
     an der Spitze erlosch.
    »Nein!« Ademar riß die Augen auf. »Nein, ich … doch, natürlich, genau wie Ihr sagt.« Ein Zittern lief über seinen Körper.
    »Das solltet Ihr auch. Wärt Ihr mein Dienstmann und ich würde erfahren, was Ihr getan habt, dann würde diese Klinge längst
     in Eurem Körper stecken.« Ein meckerndes Lachen entfuhr Godeochs Kehle. »Aber Ihr habt Euch für die richtige Seite entschieden.
     Für die stärkere. Wie ist Euer Name?«
    »Ademar.«
    »Gut, Ademar. Eure Wahl spricht für Euch. Man muß das Heerlager wechseln, solange es noch möglich ist.«
    Es war still.
    »Ja«, stammelte Ademar.
    »Nein!« Der Graf funkelte ihn böse an. »Ich möchte nicht, daß Ihr das Lager wechselt, versteht Ihr? Ihr sollt hübsch im bischöflichen
     Lager bleiben und für mich arbeiten. Über eine Belohnung läßt sich reden.«
    »Herr, wenn Ihr einen Weg finden würdet, diesen Bischof zu beseitigen …«
    Godeoch hob die Hände. »Nun, nun, so schnell geht es |113| nicht! Ich kann ihn nicht einfach

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