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Der Kalligraph Des Bischofs.

Der Kalligraph Des Bischofs.

Titel: Der Kalligraph Des Bischofs. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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wandte sich dann an den Bischof. »Herr, Godeoch ist hier. Ich rate Euch, geht nicht zu ihm. Er
     wird Euch vorwerfen, einen Straftäter versteckt zu halten. Bewaffnete Männer sind bei ihm.«
    Claudius antwortete mit einem wütenden Schnaufen. Ohne auf die Worte des Gelehrten zu achten, lief er zur Tür hinaus. Odo
     sah besorgt zu Biterolf hinüber.
    Bald hörte man die Stimme des Bischofs über den Hof hallen. »Ihr befindet Euch auf dem Immunitätsgelände des Bischofsamtes
     von Turin. Ich habe Euch nicht geladen, und ich dulde es erst recht nicht, daß Ihr Waffen tragt.«
    »Wollt Ihr sagen, daß es erneut nicht der richtige Zeitpunkt ist, um über die Herrschaftsrechte in Turin zu sprechen?«
    »Verlaßt auf der Stelle den Hof!«
    »Gebt den Dieb heraus! Ihr wißt, daß Ihr ihn nicht –« Der Graf verstummte plötzlich. Biterolf und Odo stürzten zu den Fenstern.
    »Was passiert da?« Eine Feuerhand griff nach seinem Bein, als Germunt versuchte, sich näher an das Fenster zu schieben. Die
     Hitze machte seinen Verstand taub, brachte schwarzen Nebel vor die Augen. Er sank wieder zu Boden. »Bitte, Biterolf, sagt
     mir, was passiert.«
    »Der Bischof hat den Falben des Grafen an den Zügeln gepackt und zieht ihn einfach in Richtung Tor. Das Pferd reagiert nicht
     auf die Schläge des Grafen. – Doch, jetzt bleibt es stehen. Claudius dreht sich um. Er schaut dem Pferd in die Augen.«
    Vom Hof waren eindringliche Worte in einer fremden Sprache zu hören.
    |140| »Das Pferd folgt ihm wieder, mit gesenktem Kopf. Unglaublich!«
    »Was habt Ihr mit meinem Pferd gemacht?« hörte man den Grafen brüllen. Es hallte ein wenig, als würden sie unter dem Tor hindurchreiten.
     »Daß Tyr dreinschlage! Ich fordere Euch zum Kampf.«
    Biterolf stöhnte. »Die Kriegsleute des Grafen reiten zu ihm. – Wartet. Der Bischof schließt das Tor! Er macht einfach das
     Tor zu.«
    Der Graf wetterte draußen so laut, daß man es bis in den Palast hörte.
    Germunt sah, wie sich die Lippen Odos bewegten. »Nun haben wir uns wirklich einen Feind gemacht.«
    Als der Bischof den Saal betrat, ging Biterolf auf ihn zu. »Ohne Kampf, Herr, ein wirkliches Wunder! Das Tier folgte Euch
     wie Noah einst die –« Claudius gebot ihm mit erhobener Hand zu schweigen.
    »Odo, Ihr schaut besorgt. Ich weiß, Ihr habt Bedenken. Sprecht sie aus.«
    Der Gelehrte zögerte kurz. Seine Brauen waren über den kleinen Augen zusammengezogen. »Ihr könnt nicht das Gesetz übertreten.
     Wenn Germunt wirklich gestohlen hat, muß er seine gerechte Strafe erhalten, sonst wird Euch der Graf beim König oder beim
     Kaiser als tyrannischen Unruhestifter anklagen. Er trachtet Euch sowieso nach dem Leben, nach dem, was Ihr gerade getan habt.«
    »Germunt wird seiner Strafe nicht entkommen. Aber es wird nicht der Tod sein.«
    »Der Graf hätte das Recht dazu gehabt, ihn zu töten.«
    »Die Todesstrafe? Für einen kleinen Diebstahl?« Der Bischof drehte sich zu Germunt. »Was wolltest du überhaupt stehlen, einen
     Honigkuchen?«
    Germunt spürte die Angst vom Bauch bis in die Fingerspitzen kriechen.
Was soll ich ihm sagen? Die Wahrheit? Er wird mich verachten.
    »Nun?«
    |141| »Einen Ring.«
    Es war still im Saal. Aller Zorn schien aus Claudius’ Gesicht zu weichen; er sah fast hilflos aus, sprach leise, zögerlich.
     »Einen Ring also. Wenigstens bist du ehrlich zu mir.« Dann schaute er zu Odo hinüber. »Sprecht.«
    Odos Blick ging in die Ferne. »Ihr habt zwei Möglichkeiten. Beide sind schlecht. Ihr könnt ihn ausliefern und Euch damit öffentlich
     dem Grafen unterordnen. Er würde diese Lage sicher weidlich ausschlachten. Oder Ihr könnt ihn schützen, dann wird Euch Godeoch
     als ungerecht und willkürlich darstellen.«
    »Ich werde weder das eine noch das andere tun. Ich werde ihn selbst bestrafen. In den nächsten Tagen dürfte ein kaiserlicher
     Bote erscheinen, der mir neben der Zollgewalt das Recht überträgt, den Markt zu überwachen.«
    Biterolf bemerkte leise: »Herr, wenn Ihr ihm die Hand abschlagen laßt, kann ich ihn als Schreiber nicht mehr gebrauchen.«
    »Habt Ihr einen anderen Vorschlag?« Der Bischof blickte ärgerlich auf den beleibten Notar.
    »Schickt den jungen Dieb nach Tours. Dort wird er eine Läuterung der Gedanken erfahren, und hier kann sich die Lage beruhigen.
     Man könnte es als Verbannung auslegen.«
    Odo schüttelte langsam den Kopf. »Damit wird sich der Graf nicht zufriedengeben.«
    »Der Graf kümmert mich nicht!« Claudius

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