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Der Kalligraph Des Bischofs.

Der Kalligraph Des Bischofs.

Titel: Der Kalligraph Des Bischofs. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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Augen
     trieb.
    In dem Moment sprang die Tür auf. Der Kanzler und ein langer Mann in staubiger Kleidung platzten herein. »Das ist er.« Eike
     zeigte auf ihn.
    »Ich bin ein Bote des Kaisers«, begann der Fremde, »und habe soeben Botschaft wegen der Sarazenen an Euren Kanzler überbracht.
     Auf dem Weg hierher, oben auf dem Paß, traf ich einen reisenden Jäger, der mir zwanzig Silbergroschen für mein Pferd geboten
     hat. Ich konnte es ihm nicht geben, also hat er mich angefleht, Euch – und nur Euch – dies zu überbringen.« Der Mann wickelte
     einen in Lumpen gehüllten Gegenstand aus. »Er hat gesagt, wenn Ihr dies empfangt, würdet Ihr wissen, was es bedeutet.«
    Germunt nahm den Pfeil aus den Händen des Boten. Dunkle Federn waren an seinem Ende befestigt – wie bei jenem, den er einst
     aus einem toten Wolf gezogen hatte. Der Schaft des Pfeiles aber war rot wie Blut.

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    |255| 18. Kapitel
    »Was hat das zu bedeuten?« Die Stirn des Kanzlers schlug Falten.
    Schweigen.
    »Germunt?« Stilla klang zutiefst besorgt. »Was hat Euch der Bote gebracht?«
    »Es ist ein Pfeil –«
    »Ein blutiger Pfeil«, fiel ihm Eike ins Wort.
    »– von einem alten Bekannten jenseits der Berge. Sagt«, Germunt wandte sich an den kaiserlichen Boten, »habt Ihr unterwegs
     andere Reiter überholt?«
    »Einen Eselskarren, einige Bauern …«
    »Dann rasten sie vielleicht, oder Otmar ist ihnen vorausgeeilt.«
    Eike zog die Augenbrauen hoch. »Wer ist ›sie‹?«
    »Ich sollte mich auf einen schmerzvollen Tod vorbereiten.«
    »Ihr meint«, hörte man Stilla vorsichtig raunen, »die Bluträcher?«
    Eike ließ den Gefragten nicht antworten. »Ihr werdet auf keinen Fall Turin verlassen. Hier ist der einzige Ort, an dem wir
     Euch schützen können.«
    »Schützen?« Germunt lachte gequält. »Jeder einzelne hier am Hof würde mich gerne ausliefern. Wenn der Bischof zurückkehrt,
     bin ich nur noch eine schauervolle Geschichte.«
    Die ganze Zeit hatte der Bote aufmerksam zugehört. Nun maß er Germunt mit den Augen. »Ihr seht nicht aus wie ein Mörder. Was
     habt Ihr getan?«
    »Ich habe meine Stiefmutter getötet.«
    |256| Der Bote stieß pfeifend Luft aus. »Also kommen die Bluträcher zu Recht.«
    »Nichts wißt Ihr«, fuhr der Kanzler auf. »Seine Stiefmutter hat den jungen Bären gereizt, bis er gebrüllt hat. Sie hat ihn
     gedemütigt, obwohl er der Sohn eines Grafen ist. Ihr hättet nicht anders gehandelt.«
    Germunt fühlte, wie sich sanft Stillas Hand auf seinen Arm legte. »Bitte, bleibt. Wollt Ihr bis an Euer Lebensende vor ihnen
     auf der Flucht sein? Irgendwann finden sie Euch doch. Wenn es uns gelingt, Euch zu verstecken, bis der Bischof zurückkommt,
     werdet Ihr frei gemacht. Ich habe nicht alles verstanden, was Odo und Claudius besprochen haben, aber sie wissen einen Weg
     dafür.«
    »Ich möchte mit der Geschichte nichts zu tun haben.« Der langgewachsene Mann hob die Hände, als könne er damit das Gesagte
     von sich schieben. »Ich reite noch heute weiter in Richtung Rom.« Germunt beobachtete genau, wie der Blick des Boten an Stilla
     hängenblieb und seine harten Züge schmolzen. »Macht Euch keine Sorgen. Ich behalte alles für mich.« Damit wandte er sich um
     und verließ die Schreibstube. Durch die offene Tür huschte ein schwarzer Schatten in den Raum.
    »In der nächsten Schenke plaudert er es aus«, bemerkte Eike.
    »Das macht keinen Unterschied mehr.« Germunt ging in die Hocke und begann Farro zu kraulen. »Vielleicht sind sie schon in
     der Stadt.«
    Stilla drehte sich hastig zu ihm um und warf dabei ein Tintenfäßchen vom Pult. Die dunkle Flüssigkeit lief auf den Boden.
Wie eine Blutlache,
dachte Germunt. Stilla wandte ihren Kopf kurz irritiert zu dem Geräusch hin. »In jedem Fall müßt Ihr weg vom Bischofshof.
     Wer auch immer Euch verraten hat, er wird den Verfolgern gesagt haben, daß Ihr Euch hier aufhaltet. Ich erinnere mich genau,
     daß ich gegen Ende der Beratung beim Bischof gehört habe, daß jemand an der Tür lauscht.«
    |257| »Aus, Farro!« rief Eike. Der Hütehund versuchte, sich aus Germunts Griff zu entwinden, um zur Tintenlache zu kommen. »Aber
     wohin soll er gehen?«
    »Ich werde mit Meister Odo sprechen, ob er sich bei uns im Keller verbergen darf.«
    »Odos Villa?« Germunt kniff die Augen zusammen. »Je- der hier wird den Brüdern der Irene diesen Rat geben, wenn bekannt wird,
     daß ich nicht mehr –«
    »Sie werden es nicht wagen, das Haus des Meisters zu

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