Der kalte Hauch der Angst
nicht abzustoÃen. Als Feldwebel im Nachrichtenwesen war ich ein annehmbarer Trottel. Da sie nur noch drei kurze Monate Zeit hatte, beschloss Sophie vor einigen Wochen, die Dinge zu beschleunigen. Wir haben ein paar Nächte zusammenverbracht. Auch da denke ich, dass ich meine Rolle mit dem nötigen Feingefühl gespielt habe.
Und so hat mich Sophie vorgestern gefragt, ob ich sie heiraten will.
Ich habe Ja gesagt.
FRANTZ UND SOPHIE
Die Wohnung ist nicht groÃ, aber sehr praktisch. Für ein Paar ist sie in Ordnung. Das sagte Frantz, als er und Sophie zusammengezogen sind, und Sophie war mit ihm vollkommen einer Meinung. Drei Zimmer, zwei davon mit Fenstern von der Decke bis zum Boden, die auf den kleinen Park der Wohnanlage hinausgehen. Sie wohnen ganz oben im Haus. Es ist ein ruhiges Viertel. Kurz nach ihrem Einzug nahm Frantz Sophie mit zu seiner Kaserne, die nur zwölf Kilometer entfernt liegt, aber sie gingen nicht hinein. Frantz hat den Wachposten nur von weitem gegrüÃt, dieser hat den Gruà etwas zerstreut erwidert. Da die Dienstzeiten von Frantz gleichzeitig geregelt und flexibel sind, verlässt er das Haus recht spät und kommt früh zurück.
Die Hochzeit fand im Rathaus von Château-Luc statt. Frantz hatte es übernommen, Trauzeugen zu suchen. Sophie rechnete damit, dass er zwei Kameraden aus der Kaserne anbringen würde, aber er wollte, dass alles in einem privaten Rahmen ablief (er ist ziemlich gewieft, hat sogar eine Woche Urlaub bekommen â¦). Zwei Männer um die fünfzig, die sich zu kennen schienen, warteten oben auf der Treppe vor dem Rathaus. Sie gaben Sophie etwas verlegen die Hand, Frantz nickten sie lediglich zu. Die stellvertretende Bürgermeisterin bat sie ins EheschlieÃungszimmer, und als sie sah, dass sie nur zu viert waren, fragte sie: »Ist das alles?« und bisssich auf die Lippe. Sie machte den Eindruck, als wollte sie die Zeremonie schnell hinter sich bringen.
»Was zählt«, meinte Frantz, »ist, dass sie den Auftrag ausgeführt hat.«
So sagt man beim Militär.
Frantz hätte in Uniform heiraten können, er trug aber lieber einen Anzug, und so hatte Sophie ihn noch nie uniformiert gesehen, nicht einmal auf einem Foto. Sie hatte sich ein buntes Kleid gekauft, in dem ihre Hüften schön zur Geltung kamen. Einige Tage zuvor hatte Frantz ihr leicht errötend das Brautkleid seiner Mutter gezeigt, das mittlerweile ziemlich verschossen war, aber Sophie war hingerissen: üppiger Musselin, duftig wie Schnee. Dennoch muss es auch düstere Tage gesehen haben, dieses Kleid. An manchen Stellen war der Stoff dunkler, irgendwie fleckig. Frantz hatte damit offensichtlich eine heimliche Absicht verfolgt, als er jedoch merkte, in welchem Zustand das Kleid inzwischen war, hatte sich die Sache von selbst erledigt. Sophie war überrascht, dass er dieses Relikt aufbewahrt hat. »Ja«, hatte er erstaunt gesagt. »Ich weià auch nicht, wieso â¦Â Ich sollte es wegwerfen, das alte Ding.« Doch er hatte es trotzdem wieder in einen Schrank im Flur geräumt; darüber musste Sophie lächeln.
Als sie das Rathaus wieder verlieÃen, hat Frantz einem der Trauzeugen seine Digitalkamera gegeben und ihm kurz erklärt, wie sie funktioniert. »Dann müssen Sie nur noch hier drücken â¦Â« Widerwillig posierte Sophie neben Frantz vor dem Rathausportal. Dann entfernte sich Frantz mit den beiden Trauzeugen ein Stück. Sophie drehte sich um, sie wollte nicht sehen, wie die Geldscheine den Besitzer wechselten. »Immerhin ist es eine Hochzeit â¦Â«, sagte sie sich ein wenig dümmlich.
Als Gatte entspricht Frantz nicht ganz der Vorstellung, die Sophie sich von ihm als »Verlobtem« gemacht hat. Er ist zartfühlender, sensibler in dem, was er sagt. Wie es häufig bei einigermaÃen derben Menschen vorkommt, sagt Frantz sogar manchmal scharfsinnige Dinge. Er ist auch stiller geworden, seit er sich nicht mehr verpflichtet fühlt, das Gespräch aufrechtzuerhalten, aber er sieht Sophie immer noch an, als sei sie ein Weltwunder, als sei sie ein Traum, der Wirklichkeit geworden ist. Er sagt sehr zärtlich: »Marianne â¦Â«, so dass sich Sophie schlieÃlich an diesen Vornamen gewöhnt. Frantz entspricht im Grunde einem »fürsorglichen Gatten«. Sophie ist fast überrascht, gute Eigenschaften bei ihm zu entdecken. Die erste, und das hätte sie nie gedacht,
Weitere Kostenlose Bücher