Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11
nicht wahr.«
Rebus schüttelte tadelnd den Kopf. »Klingt nicht sehr überzeugend.« Er hielt inne. »Sie wissen doch, dass das strafbar ist?«
»Und was haben Sie hier zu suchen?« Er lächelte böse, »'ne schnelle Nummer? Jedenfalls haben Sie nicht lange gebraucht.«
»Wenn Sie irgendwas gesehen hätten, wäre Ihnen gewiss nicht entgangen, dass ich in mein Auto gestiegen bin.« Rebus schüttelte den Kopf. »Wie lange geht das schon so? Haben Sie keine Angst, dass die Leute im Haus irgendwann was mitkriegen? Fremder Mann, der ständig hier ein und aus geht?«
Rebus trat auf die nächsttiefere Stufe, um Linford auf Augenhöhe gegenüberzustehen.
»Hauen Sie ab«, sagte er leise. »Und lassen Sie sich hier nicht wieder blicken. Falls doch, werde ich Siobhan augenblicklich davon berichten. Und danach sofort Ihren Boss in der Fettes Avenue. Kann sein, dass sie dort eine Schwäche für hübsche Burschen haben, aber mit Perversen haben sie ganz sicher nichts am Hut.«
»Dann stünde Ihr Wort gegen meines.«
Rebus zuckte mit den Achseln. »Was habe ich denn schon zu verlieren? Sie dagegen…« Er sprach den Satz nicht zu Ende. »Und noch eins: Die Ermittlungen führe jetzt ich. Ich möchte, dass Sie sich aus der Sache raushalten, verstanden?«
»Das wird man nicht zulassen«, sagte Linford spöttisch. »Wenn ich nicht mehr dabei bin, wird man auch Ihnen die Sache aus der Hand nehmen.«
»Tatsächlich?«
»Darauf wette ich.« Derek Linford drehte sich um und eilte die Treppe hinunter. Rebus wartete, bis er außer Sicht war, dann stieg er zum nächsten Treppenabsatz hinauf. Von dem Fenster dort konnte er Siobhans Wohnzimmer und eines der Schlafzimmer einsehen. Die Vorhänge waren noch immer nicht zugezogen. Sie saß auf ihrem Sofa, hatte den Kopf auf eine Hand gestützt und starrte vor sich hin. Sie sah hundeelend aus, und er hatte das Gefühl, dass Kaffee jetzt nicht das Richtige war.
Er rief sie von unterwegs aus auf dem Handy an. Sie nahm es relativ gelassen. In seiner eigenen Wohnung, ließ er sich schließlich mit einem Glas Bunnahabhain in den Sessel sinken. Vergiss alle Sorgen und denk nicht an morgen, stand auf der Flasche. Ja, tatsächlich, er hatte schon Malt-Whiskys kennen gelernt, die das bewirken konnten. Aber natürlich handelte es sich um eine Selbsttäuschung. Er stand auf, verlängerte den Drink mit etwas Wasser, schaltete die Stereoanlage ein und schob Siobhans Blue-Nile-Kassette in das Gerät. Er hatte ein paar Nachrichten auf dem Anrufbeantworter.
Ellen Wylie: berichtete zuerst über den Stand der Ermittlungen. Dann erinnerte sie ihn daran, dass er noch Erkundigungen über Bryce Callan anstellen wollte.
Cammo Grieve: ersuchte um ein Gespräch; schlug gleich einen Zeit- und Treffpunkt vor. »Wenn es sich irgend vermeiden lässt, rufen Sie mich bitte nicht zurück. Ich werde dort sein.«
Bryce Callan, das war lange her. Er sah auf die Uhr. Er kannte jemanden, mit dem er sprechen konnte. War sich zwar nicht sicher, ob das was bringen würde, aber er hatte Wylie und Hood versprochen, sich darum zu kümmern, und natürlich durfte er die beiden nicht hängen lassen.
Als ihm wieder einfiel, wie er Derek Linford eins aufs Dach gegeben hatte, wurde Rebus nachdenklich.
Noch zehn Minuten Blauer Nil – »Spaziergang auf den Dächern«, »Hollywood im Regen« –, dann gelangte er zu der Überzeugung, dass es Zeit war zu gehen, zwar nicht über Dächer, aber auf die Straße hinunter zu seinem Wagen. Und dann war er schon unterwegs nach Gorgie.
Gorgie war das Zentrum von Big Ger Caffertys Aktivitäten. Cafferty hatte in Edinburgh den großen Max gespielt, bis Rebus ihn hinter Gitter gebracht hatte, und zwar in Barlinnie. Aber Caffertys Imperium war nicht etwa zusammengebrochen, sondern erlebte unter Führung eines Mannes, der in der Szene als das Wiesel bekannt war, sogar eine gewisse Blüte. Rebus wusste, dass das Wiesel in den Räumen eines privaten Taxiunternehmens in Gorgie residierte. Die Bude war zwar erst vor einiger Zeit abgebrannt, dann aber aus der Asche neu erstanden. Der Laden hatte vorne ein Büro, daran schloss sich dann eine Art Werkstatt an. Doch die Geschäfte führte das Wiesel von einem Raum im ersten Stock aus, von dem nur Wenige etwas wussten. Es war fast zehn, als Rebus dort vorfuhr. Er stellte den Wagen ab und verzichtete darauf, ihn abzuschließen: Einen sichereren Ort gab es vermutlich in der ganzen Stadt nicht. In dem Büro vornean gab es eine Art Theke mit einem Telefon
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