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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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das ist«, sagte sie nur. Er hoffte, dass sie Unrecht hatte, dass ihre Mutter am Apparat war. Dann konnte er zu ihr sagen: »Immer die Klappe auf – ist für dich«, und ihr den Hörer geben.
    Wenn es nämlich Nic war… ausgerechnet an einem Montag Abend – dann konnte das nur eines bedeuten.
    Und jetzt saßen sie also zusammen in dem Auto, und Nic hatte einen Wutanfall.
    »Weißt du eigentlich, was du da für einen Schwachsinn gemacht hast. Wehe, du machst so was noch mal…«
    »Was heißt das – Schwachsinn?«
    »Mich in der Arbeit anzurufen, du Blödmann!«
    Jerry rechnete schon mit einem weiteren Schlag, doch Nic stieß ihm nur den Ellbogen in die Rippen. Diesmal nicht mehr so hart. Schien so, als ob er sich allmählich wieder einkriegte.
    »Hab einfach nicht darüber nachgedacht.«
    Nic schnaubte verächtlich. »Ja, wann denkst du schon mal nach?« Der Motor lief jetzt auf Hochtouren. Er knallte den Gang rein, und dann rasten sie mit quietschenden Reifen davon. Kein Blick in den Rückspiegel, kein Blinker. Hinter ihnen hupte drei-oder viermal ein anderes Auto. Nic sah in den Rückspiegel und entdeckte in dem Wagen einen alten Knacker, ganz allein. Also zeigte er ihm erst mal den Finger und erging sich in wüsten Beschimpfungen.
    Ja, wann denkst du schon mal nach?
    In Jerrys Kopf arbeitete es fieberhaft. Hatte er nicht früher die meisten Sachen geklaut? Hatte er nicht den Alkohol besorgt, als sie noch nicht volljährig gewesen waren? Weil er nämlich etwas größer war und älter aussah als Nic. Nic hatte immer noch ein glattes Gesicht wie ein Teenager, und sein dichtes schwarzes Haar war stets ordentlich geschnitten und frisiert. Ja, auf Nic waren die Mädchen abgefahren, und Jerry hatte nur blöde daneben gestanden und gewartet, ob ihn auch nur eine für gesprächswürdig befunden hatte.
    Später Nic an der Uni, der vor Jerry mit seinen Fickeskapaden prahlte. Ja, schon damals hatte es erste Hinweise gegeben: Sie hat keinen Bock darauf gehabt, deshalb hab ich ihr so lange ins Gesicht geklatscht, bis sie es trotzdem gemacht hat. Dabei hab ich ihre Handgelenke mit einer Hand festgehalten und gerammelt, was das Zeug hält.
    Als ob die Welt diese Gewalt verdient hätte, ja sogar akzeptierte, weil dieser Nic ja sonst so ein feiner Kerl war. In der Nacht, als Nic Catriona kennen gelernt hatte… ja, da hatte er Jerry auch eine Ohrfeige verpasst. Sie waren durch ein paar Kneipen gezogen – zunächst das Madogs, ein absolut angesagter, aber auch scheißteurer Laden, angeblich war Prinzessin Margaret sogar schon mal dort gewesen, und dann das Shakespeare gleich neben der Usher Hall. Ja, da war Cat mit ihren Freunden verabredet. Wollten zusammen im Lyceum irgendein Stück anschauen, irgendwas mit Pferden. Nic kannte eins der Mädchen, hatte sich der Gruppe vorgestellt, und Jerry hatte die ganze Zeit ebenso stumm wie unerbittlich daneben gestanden. Und dann war Nic mit diesem Mädchen Cat – Abkürzung für Catriona – ins Gespräch gekommen. Sah nicht übel aus, die Kleine, aber die Flotteste aus der Gruppe war sie für seinen Geschmack auch nicht gewesen.
    »Studierst du auch?«, hatte jemand Jerry gefragt.
    »Nee«, sagte er. »Ich bin in der Elektronikbranche«. Das war sein Standardspruch. Am besten, die Leute hielten ihn für einen Spiele-Designer, der vielleicht sogar eine eigene Soft-ware-Firma betrieb. Aber damit kam er selten weit. Die Leute stellten ihm nämlich jedes Mal Fragen, die er dann nicht beantworten konnte, und dann fing er irgendwann an zu lachen und gab zu, dass er Gabelstaplerfahrer war. Diese Eröffnung sorgte zwar meistens für eine gewisse Heiterkeit, doch das Gespräch war damit im Allgemeinen so gut wie beendet.
    Als die Gruppe dann abgezogen war, um sich das Stück anzusehen, stieß Nic Jerry in die Rippen. »Volltreffer, Kumpel«, sagte er. »Ich treff Cat hinterher noch auf einen Drink.«
    »Dann gefällt sie dir also?«
    »Die ist in Ordnung.« Ein misstrauischer Blick. »Oder vielleicht nicht?«
    »Doch – sie ist sensationell.«
    Wieder ein Stoß in die Rippen. »Und sie ist mit Bryce Callan verwandt. So heißt sie nämlich mit Nachnamen: Callan.«
    »Na und?«
    Nic machte große Augen. »Noch nie was von Bryce Callan gehört? Verdammt noch mal, Jerry, der ist hier der große Boss.«
    Jerry sah sich in der Kneipe um. »Gehört dem die Kneipe hier?«
    »Blödmann, der hat in Edinburgh das Sagen.«
    Jerry nickte, obwohl er noch immer nicht verstand.
    Ein paar Gläser später hatte

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