Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
ihr eine ausgezeichnete Dressur hatte angedeihen lassen.
    »Dann verschwenden wir also bloß unsere Zeit?«, sagte Rebus, und Bobby Hogan machte eine skeptische Kopfbewegung. Hogan war schon genauso lange bei der Polizei wie Rebus selbst, und beide Männer wussten, wie der Hase lief. Einen hart gesottenen Gangster wie Lorimer festzunehmen war das eine, etwas aus ihm herauszubringen etwas völlig anderes.
    »Immerhin wissen wir, mit wem wir es zu tun haben«, sagte Hogan und stieß die Tür zu dem Raum auf, in dem Lorimer schon auf sie wartete.
    Das Revier in Leith war – anders als die Inspektion in der St. Leonard's Street – in einem altmodischen Gebäude mit solider spätviktorianischer Ausstattung untergebracht. Rebus musste unwillkürlich an seine ehemalige Schule denken. Auf den kalten Steinwänden pappte schon die zwanzigste Farbschicht. Die Heizungsrohre lagen auf dem Putz. Und die Vernehmungszimmer waren so karg und bedrückend eingerichtet wie Gefängniszellen. Lorimer saß an einem Tisch und fühlte sich anscheinend genauso wohl wie daheim in seinem Wohnzimmer.
    »Anwalt«, sagte er nur, als die beiden Polizisten hereinkamen.
    »Glauben Sie, dass Sie einen brauchen?«, fragte Hogan.
    »Anwalt«, wiederholte Lorimer.
    Hogan sah Rebus an. »Wie 'ne kaputte Platte, findest du nicht?«
    »Allerdings in der falschen Rille hängen geblieben.«
    Hogan sah wieder Lorimer an. »Wir können Sie hier sechs Stunden ohne Rechtsbeistand festhalten. So will es das Gesetz.« Er schob die Hände in die Hosentaschen. Nur ein entspanntes Gespräch mit einem alten Freund – diesen Eindruck wollte er Lorimer mit seinem lockeren Auftreten vermitteln. »Also früher hat Mick mal für Tommy Telford gearbeitet«, sagte er zu Rebus, »hast du das gewusst?«
    »Nein, keinen Schimmer«, log Rebus.
    »War keine leichte Zeit für ihn, als Tommys kleines Imperium damals in die Luft geflogen ist.«
    Rebus nickte. »Ja, ja – der gute Big Ger Cafferty«, sagte er.
    »Ist ja allgemein bekannt, dass Big Ger Tommy und seine kleine Gang nicht ausstehen konnte.« Ein viel sagender Blick Richtung Lorimer. »Und auch die Typen nicht, die für Tommy gearbeitet haben.«
    Rebus stand jetzt direkt vor dem Tisch. Er stützte sich mit den Händen auf die Lehne eines Stuhls. »Big Ger ist wieder draußen. Schon gehört, Mick?«
    Lorimer zuckte nicht einmal mit der Wimper.
    »Ist wieder ganz obenauf hier in Edinburgh«, fuhr Rebus fort. »Vielleicht kann ich Sie ja mit ihm in Kontakt bringen…«
    »Sechs Stunden«, sagte Lorimer. »Kein Problem.«
    Rebus sah Hogan an: Das war's dann wohl.
    Sie machten eine Pause und rauchten draußen eine Zigarette.
    Rebus fing an, laut nachzudenken: »Sagen wir mal, Lorimer hat Roddy Grieve umgebracht. Auch wenn wir das Motiv noch nicht kennen. Jedenfalls glauben wir, dass Barry Hutton dahinter steckt.« Hogan nickte. »Allerdings drängen sich da zwei Fragen auf: Die erste: Sollte Grieve überhaupt sterben?«
    »Leicht vorstellbar, dass Lorimer des Guten zu viel getan hat. Wenn der mal in Fahrt kommt, sieht er nur noch rot.«
    »Zweitens«, fuhr Rebus fort: »War es überhaupt beabsichtigt, dass Grieve gefunden wird? Oder wollten sie ihn eigentlich verschwinden lassen?«
    Hogan wackelte mit dem Kopf. »Auch das würde zu Lorimer passen. Stark wie ein Bulle, aber nichts in der Birne.«
    Rebus sah ihn an. »Also gut. Sagen wir mal, er hat Scheiße gebaut. Wieso haben sie ihn dann hinterher nicht fertig gemacht?«
    Hogans Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Mick Lorimer fertig machen? Dazu braucht man eine ganze Armee. Entweder das, oder man setzt ihn mit anderen Mitteln außer Gefecht.«
    Plötzlich hatte Rebus eine seiner Eingebungen… Er rief abermals in dem Hotel an. Rab Hill war immer noch nicht wieder aufgetaucht. Aber vielleicht war es ohnehin besser, mit ihm persönlich zu sprechen. Rebus musste diesen Hill unbedingt auf seine Seite bringen. Hill war sozusagen ein Beweisstück auf zwei Beinen, deshalb ließ Cafferty ihn ja auch nicht aus den Augen.
    Sollte es Rebus gelingen, diesen Rab Hill für sich zu gewinnen, dann war Cafferty fällig und konnte sich wieder im Knast seines Lebens freuen. Es gab fast nichts auf der Welt, was Rebus sich so sehnlich wünschte.
    »Ja, das wäre wie Weihnachten«, sagte er laut. Als Hogan um nähere Erläuterung bat, schüttelt er nur den Kopf.
    Bei der Gegenüberstellung ließ sich Mr. Cowan, der den Mann abends in der Holyrood Road gesehen hatte, reichlich Zeit.

Weitere Kostenlose Bücher