Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
Cammell gehört?«
    Rebus musste passen.
    »Ein Filmregisseur. Er hat Performance gemacht.«
    »Ach so, natürlich.«
    »Er ist dort zur Welt gekommen.«
    »Was – in der Camera Obscura?«
    Lorna nickte und beglückte ihn mit einem beinahe herzlichen Lächeln.
    Linford räusperte sich. »Ich bin mal in der Camera Obscura gewesen«, sagte er. »Wirklich ein erstaunlicher Anblick.«
    Einen Augenblick herrschte wieder Schweigen. Dann beschenkte Lorna Grieve Rebus abermals mit einem Lächeln. »Der Mann hat keinen Schimmer, worüber wir sprechen, richtig?«
    Rebus schüttelte den Kopf, als Cammo wieder in den Raum trat. Er hatte den Mantel abgelegt, das Jackett jedoch anbehalten. Rebus bemerkte plötzlich, dass es in dem Haus ziemlich kalt war. Typisch: Viele dieser alten Riesenkästen hatten zwar neuerdings eine Zentralheizung, aber keine wärmedämmenden Fenster. Dafür hohe Decken und reichlich Zugluft. Ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, den alten Kamin wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zuzuführen, dachte er.
    »Tut mir Leid«, sagte Cammo. »Die Sache hat Blair offenbar ziemlich mitgenommen.«
    Lorna schnaubte verächtlich und war plötzlich wieder ganz die Alte. »Dieser Tony Blair: Der Bursche lügt doch wie gedruckt.« Sie sah ihren Bruder an. »Ich wette, der kennt nicht mal deinen Namen. Außerdem war Roddy als Abgeordneter dreimal besser gewesen als du. Wenigstens hat er den Mumm gehabt, für das Schottische Parlament zu kandidieren, wo er wirklich etwas hätte bewirken können.«
    Ihre Stimme überschlug sich geradezu, und die Wangen ihres Bruders waren tief gerötet.
    »Lorna«, sagte er leise, »offenbar geht es dir nicht gut.«
    »Hör auf, mich zu beschulmeistern.«
    Der Abgeordnete blickte lächelnd seine beiden Gäste an und versuchte, seine Schwester zu beruhigen.
    »Lorna, ich glaube wirklich…«
    »Du bist schuld, dass es mit unserer Familie so weit gekommen ist!« Lorna wurde immer hysterischer. »Und Vater konnte dich ohnehin nicht ausstehen…«
    »Jetzt reicht es aber.«
    »Und Roddy, der arme Kerl. Immer wollte er so sein wie du. Und dann noch die Geschichte mit Alasdair…«
    Cammo Grieve hob die Hand, um seine Schwester zu schlagen. Sie versuchte kreischend, ihm auszuweichen. Und dann stand jemand in der Tür, eine leicht schwankende Gestalt, die sich schwer auf einen schwarzen Gehstock stützte. Und dann war da noch eine zweite Person draußen in der Halle, die mit einer Hand den Kragen ihres Morgenmantels umklammert hielt.
    »Hört sofort damit auf!«, schrie Alicia Grieve und stampfte laut mit dem Stock auf den Boden. Hinter ihr stand wie ein Geist Seona Grieve. Sie war kreideweiß und erinnerte mehr an eine Statue als an einen Menschen von Fleisch und Blut.

8
    »Ich habe nicht mal gewusst, dass es hier ein Restaurant gibt.« Siobhan blickte um sich. »Sogar die Farbe kann man noch riechen.«
    »Hat ja auch erst vor einer Woche aufgemacht, der Laden«, sagte Derek Linford und nahm ihr gegenüber Platz. Sie befanden sich im Dachrestaurant oben auf dem Schottischen Museum in der Chambers Street. Draußen gab es sogar eine Terrasse, doch die war natürlich an diesem Dezemberabend gähnend leer. Von ihrem Fensterplatz aus blickten sie auf den Sheriff's Court und das Schloss. Auf den Dächern der Häuser ringsum lag Raureif. »Muss ziemlich gut sein«, fügte er hinzu. »Gehört demselben Menschen wie das Witchery.«
    »Gut besucht ist es jedenfalls.« Siobhan inspizierte die anderen Gäste. »Die Frau da drüben kommt mir irgendwie bekannt vor. Ist das nicht eine berühmte Restaurantkritikerin?«
    »So was les ich nicht.«
    Sie sah ihn an. »Und woher wissen Sie es dann?«
    »Was?«
    »Ja, dass es hier ein neues Lokal gibt?«
    »Ach so.« Er war schon mit der Speisekarte beschäftigt. »Ein Typ von der Schottischen Nationalstiftung hat es erwähnt.«
    Sie musste lächeln. Linfords Art zu sprechen erinnerte sie daran, dass sie ungefähr gleich alt waren, ja, vielleicht war er sogar ein, zwei Jahre jünger als sie. Sein dunkler Anzug, das weiße Hemd und die blaue Krawatte ließen ihn allerdings älter erscheinen, als er eigentlich war. Vielleicht erklärte dieser Aufzug aber auch seine Beliebtheit bei den großen Bossen im Präsidium. Als er sie zum Essen eingeladen hatte, wollte sie zunächst absagen. Ihr gemeinsamer Besuch im Botanischen Garten war ihr nicht in bester Erinnerung geblieben. Andererseits hatte sie das Gefühl, dass sie von ihm vielleicht das eine oder andere lernen

Weitere Kostenlose Bücher