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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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trotzdem haben wir die Macht. Allerdings wissen die nichts davon, aber wenn wir wollten, dann würden wir denen in zehn Sekunden zeigen, wo's langgeht.« Er sah seinen Freund an. »Richtig?«
    »Wenn du es sagst.«
    »Nein, du musst es sagen. Dann ist es erst wahr.« Nic warf seine Burger-Schachtel auf das Pflaster. Jerry war noch nicht ganz fertig, aber Nic stieg schon wieder ins Auto, und Jerry wusste, dass Nic es nicht mochte, wenn es in dem Cosworth nach Essen roch. Ein paar Meter entfernt stand ein Mülleimer. Er warf den Rest von seinem Burger hinein. Der Wagen rollte schon, als er sich auf den Beifahrersitz hievte.
    »Also gut, dann vergessen wir's für heute – meinst du nicht?« Das Essen hatte Nic offenbar beruhigt.
    »Doch, find ich auch.«
    Jerry war wieder etwas lockerer, als sie die Princess Street erreicht hatten. Dann fuhren sie die Lothian Road hinauf. Anschließend Richtung Grassmarket und Victoria Street. Am Ende der Straße dann die riesigen Gebäude. Jerry hatte keine Ahnung, wozu sie dienten. George-IV.-Brücke: auf der rechten Seite das alte Parlamentsgebäude – gegenüber dann Deacon Brodie's Pub. Dann nach rechts in die High Street. Die Reifen klackerten auf dem Kopfsteinpflaster. Kalt draußen. Kaum Leute auf der Straße. Trotzdem ließ Nic plötzlich das Beifahrerfenster runter. Jetzt sah auch Jerry die Frau: Wadenlanger Mantel; schwarze Strümpfe, dunkles kurzes Haar. Genau die richtige Größe, tolle Figur. Nic bremste den Wagen neben ihr ab.
    »Kalt heute, was?«, rief er. Sie ignorierte ihn. »Da drüben vor dem Holiday Inn ist ein Taxistand. Wenn Sie Glück haben, ist gerade eins da.«
    »Ich kenn mich bestens aus«, sagte sie schroff.
    »Sind Sie aus England? Zu Besuch hier?«
    »Ich lebe hier.«
    »War ja nicht böse gemeint. Sonst wirft man uns immer vor, dass wir unfreundlich zu den Engländern sind.«
    »Verpiss dich.«
    Nic gab zunächst Gas, stoppte dann aber wieder, um sie von vorne zu begutachten. Sie hatte einen Schal um den Hals gewickelt, der ihr halbes Gesicht verdeckte. Als sie an ihnen vorbeiging, ohne sie eines Blickes zu würdigen, sah Nic Jerry an und fing dann an zu nicken.
    »Lesbe, Jerry«, sagte er laut, ließ das Fenster wieder herauf und fuhr weiter.
    Siobhan wusste eigentlich selbst nicht, warum sie zu Fuß ging. Als sie jetzt den Waverley-Bahnhof betrat, um ihren Weg abzukürzen, wusste sie allerdings ganz genau, weshalb sie am ganzen Körper bebte.
    Lesbe.
    Was für miese Schweine! Linfords Angebot, sie nach Hause zu fahren, hatte sie abgelehnt. Sie wollte lieber zu Fuß gehen, hatte sie gesagt und nicht mal genau gewusst, warum. Trotzdem hatten sie sich freundschaftlich verabschiedet. Kein Handschlag und auch kein Bussi auf die Wange, das war in Edinburgh nicht üblich, jedenfalls nicht nach dem ersten gemeinsamen Restaurantbesuch. Sie hatten sich nur freundlich angelächelt und vereinbart, demnächst wieder mal essen zu gehen – ein Versprechen, das Siobhan nicht wirklich zu halten gedachte. Merkwürdige Situation, als sie dann von der Dachterrasse aus mit dem Aufzug durch das Museum wieder nach unten gefahren waren. Selbst zu dieser Stunde waren noch überall Arbeiter beschäftigt: Kabel, Leitern, das Heulen einer Bohrmaschine.
    »Ich hab gedacht, das Museum ist schon für das Publikum geöffnet«, sagte Linford.
    »Ist es ja auch«, entgegnete sie. »Nur noch nicht ganz fertig, so einfach ist das.«
    Anschließend war sie zunächst über die George-IV.-Brücke gegangen und dann in die High Street eingebogen. Dann plötzlich dieses Auto und diese schrecklichen Männer… Nichts wie weg von dieser Straße. Eine lange dunkle Treppe, überall Schatten, laute Stimmen und Musik aus diversen Kneipen. Dann der Waverley-Bahnhof. Sie wollte nur so schnell wie möglich die Princes Street erreichen und dann die Broughton Street, das heißt das so genannte Schwulenviertel der Stadt.
    Dort wohnte sie nämlich. Dort wohnten eine Menge Leute.
    Lesbe.
    Idioten.
    Sie dachte an den Abend zurück, versuchte sich zu beruhigen. Derek war nervös gewesen, aber das musste gerade sie sagen. Seit sie im Sittendezernat gearbeitet hatte, war ihr Verhältnis zu den Männern ziemlich gestört. All diese Sexualstraftäter, diese gierigen Gesichter, die schrecklichen Dinge, die sie taten. Und dann die gemeinsame Zeit mit Sandra Carnegie und die ganzen Geschichten, die die zwei sich gegenseitig erzählt hatten. Eine Beamtin, die schon fast vier Jahre bei der Sitte arbeitete, hatte

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