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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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glatt ihre Oma umbringen, um mit so einem Schlitten 'ne Probefahrt zu machen.«
    »Dann pass besser auf, dass dir der Sprit nicht ausgeht.«
    Nic sah ihn an. »Ach, mit denen würden wir schon fertig.« Mit seiner blauen Wildlederjacke und 'ner Ladung Speed im Leib fühlte er sich superstark. »Meinst du nicht?« Er nahm den Fuß vom Gaspedal. Der Wagen wurde immer langsamer. »Sollen wir noch mal zurückfahren und…«
    »Fahr bloß weiter.«
    Danach herrschte ein paar Sekunden Schweigen, und Nic raste wie ein Hirnamputierter durch sämtliche Rondelle, die auf ihrem Weg lagen.
    »Fahren wir nach Granton?«
    »Hast du Bock?«
    »Und was ist da los?«, fragte Jerry.
    »Keinen Schimmer. Du hast doch davon angefangen.« Er sah seinen Freund viel sagend an. »Geile Schlampen, das meinst du doch, richtig? Möchtest mal wieder eine vernaschen, was?« Er schleckte sich mit der Zunge die Lippen ab. »Klar, die steigen natürlich nicht in einen Wagen, in dem zwei Typen sitzen. Dazu sind die viel zu clever, diese blöden Nutten. Warum versteckst du dich nicht im Kofferraum? Ich kann ja eine von denen aufgabeln, und dann fahr ich mit ihr auf den Parkplatz… Und dann sind wir plötzlich zu zweit, Jerry…«
    Jerry fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich dachte, wir machen das nicht mehr?«
    »Was?«
    Jerry klang bekümmert. »Weißt du ganz genau.«
    »Echt nicht, keine Ahnung, Kumpel.« Nic Hughes tippte sich gegen den Kopf. »Der verdammte Fusel. Schließlich trink ich, um zu vergessen, und das scheint zu funktionieren.« Sein Gesicht war plötzlich wie versteinert, und seine linke Hand spielte erregt mit dem Schalthebel. »Nur dass ich immer das Falsche vergesse.«
    Jerry sah ihn an. »Du musst sie vergessen, Nic.«
    »Du hast leicht reden.« Er entblößte beim Sprechen die Zähne. In seinen Mundwinkeln klebte Schaum. »Weißt du, was sie zu mir gesagt hat, Kumpel? Weißt du das?«
    Jerry wollte nichts mehr hören. James Bonds Auto hatte wenigstens einen Schleudersitz, der Cosworth dagegen nur ein Schiebedach. Jerry blickte nervös um sich. Doch den erlösenden Knopf suchte er vergeblich.
    »Sie hat gesagt, mein Auto ist total Scheiße – dass die anderen nur darüber lachen.«
    »Stimmt doch gar nicht.«
    »Diese Kids da draußen, weißt du, was die machen würden: Die würden wie bescheuert mit der Kiste eine Stunde durch die Gegend rasen, und dann würden sie sich langweilen. Mehr bedeutet ihnen die Mühle nicht. Aber Cat, die findet den Schlitten nur Scheiße, sonst nichts.«
    Manche Männer wurden in solchen Situationen einfach traurig, sentimental; sie fingen an zu weinen. Auch Jerry hatte schon ein-, zweimal geheult – nach ein paar Dosen Bier vor der Glotze, wenn gerade Animal Hospital lief oder an Weihnachten Bambi oder Der Zauberer von Oz. Doch Nic hatte er noch nie weinen sehen. Nic war immer nur wütend. Selbst wenn er lächelte wie jetzt, wusste Jerry ganz genau, dass er wütend war, augenblicklich explodieren konnte. Nicht alle wussten das, aber Jerry dafür umso besser.
    »Los, komm schon, Nic«, sagte er. »Fahren wir zurück in die Stadt – zur Lothian Road oder so was.«
    »Vielleicht hast du ja Recht«, sagte Nic schließlich. Er hielt vor einer Ampel. Neben ihnen stoppte ein Motorrad. Der Fahrer ließ den Motor aufheulen. Keine große Maschine, aber dafür federleicht. Junger Kerl auf dem Bock, vielleicht siebzehn. Er sah sie an, das Gesicht hinter seinem Helm verborgen. Nic trat die Kupplung voll durch und gab Gas. Doch als die Ampel umschaltete, ließ das Moped den Wagen wie einen Stein hinter sich zurück.
    »Siehst du das?«, sagte Nic leise. »Das war Cat. Wollte mir und meiner Scheißkarre zum Abschied nur noch mal zuwinken.«
    Als sie wieder in der Stadt waren, hielten sie kurz vor einem Schnellrestaurant und besorgten sich ein paar Burger und Pommes. Sie lehnten an Nics Auto und mampften das Zeug in sich hinein. Jerry hatte nur eine billige Nylonjacke an. Obwohl er den Reißverschluss hochgezogen hatte, bibberte er am ganzen Leib. Nic dagegen hatte die Jacke nicht mal zugemacht, trotzdem schien er nicht zu frieren. An einem Fenstertisch in dem Restaurant hockten ein paar halbwüchsige Gören. Nic lächelte sie an, versuchte, Blickkontakt mit ihnen aufzunehmen. Sie saugten bloß an ihren Milch-Shakes und beachteten ihn gar nicht.
    »Die scheinen zu glauben, dass sie alles unter Kontrolle haben, Jerry«, sagte Nic. »Merkwürdig. Auch wenn wir bloß hier draußen in der Kälte stehen,

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