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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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konnte. Ihre eigene Vorgesetzte, Chefinspektorin Gill Templer, war nämlich in dieser Hinsicht keine große Hilfe und hauptsächlich damit beschäftigt, ihren männlichen Kollegen zu beweisen, dass sie genauso gut war wie sie. Obwohl das nicht ganz stimmte. Sie war nämlich besser als die meisten männlichen Oberinspektoren, für die Siobhan bis dahin gearbeitet hatte. Nur dass Gill Templer selbst das offenbar nicht wusste.
    »Der Typ, der die Leiche in Queensberry House entdeckt hat?«
    »Genau der«, sagte Linford. »Und – schon was gefunden, was Ihnen zusagt?«
    Manche Männer eröffneten mit solchen Fragen die Testphase und erhofften sich von der Antwort Aufschluss über den Stand der Dinge. Nicht so Linford. Er inspizierte die Speisekarte fast wie ein Beweisstück.
    »Ich esse nur selten Fleisch«, entgegnete sie. »Irgendwas Neues über Roddy Grieve?«
    Die Bedienung trat an den Tisch und nahm die Bestellung auf. Erst als Linford sich vergewissert hatte, dass Siobhan nicht fahren musste, bestellte er eine Flasche Weißwein.
    »Sind Sie zu Fuß gekommen?«, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, mit dem Taxi«, sagte sie.
    »Hab leider nicht daran gedacht. Natürlich hätte ich Sie auch abholen können.«
    »Kein Problem. Sie wollten mir doch gerade was über Roddy Grieve erzählen.«
    »Mein Gott – der hat eine Schwester.« Linford schüttelte den Kopf, als er an den Besuch bei den Grieves zurückdachte.
    »Lorna? Würde ich gerne mal kennen lernen.«
    »Die Frau ist ein Monster.«
    »Aber wenigstens ein verdammt attraktives Monster.« Linford machte eine wegwerfende Handbewegung. Offenbar wollte er den Eindruck erwecken, dass ihn das Aussehen anderer Leute nicht interessierte. »Wenn ich später in Lornas Alter auch nur halb so gut aussehe wie sie«, fuhr Siobhan fort, »dann war ich schon verdammt froh.«
    Er machte sich an seinem Weinglas zu schaffen. Vielleicht glaubte er ja, dass sie ein Kompliment von ihm hören wollte. Und vielleicht stimmte das sogar.
    »Ich hatte den Eindruck, dass die Dame sich ziemlich gut mit Ihrem Bodyguard versteht«, sagte er und zeigte auf Siobhan.
    »Meinem was?«
    »Mit Rebus, der es gar nicht gerne sieht, dass wir miteinander zu tun haben – Sie und ich.«
    »Also, ich glaube…«
    Linford lehnte sich plötzlich auf seinem Stuhl zurück. »Ach, vergessen Sie's. Tut mir Leid, dass ich ständig solchen Unsinn rede.«
    Siobhan war leicht verwirrt. Sie begriff nicht recht, was Linford ihr signalisieren wollte. Sie putzte imaginäre Krümel von ihrem zerknitterten roten Samtkleid und suchte an ihrer schwarzen Strumpfhose nach Laufmaschen, die es nicht gab. Sie trug ein schulterfreies Kleid. Ob es das war, was ihn nervös machte?
    »Irgendwas nicht in Ordnung?«, fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf und wich ihrem Blick aus. »Komisch, ist heute mein erstes Rendezvous mit einer Kollegin.«
    »Rendezvous?«
    »Ich meine, ich bin bisher noch nie mit einer Kollegin essen gegangen oder so was. Bei offiziellen Anlässen trifft man sich natürlich, aber ich bin noch nie…« Ihre Augen begegneten sich. »Ich meine, nur zu zweit. So wie jetzt.«
    Sie lächelte. »Wir sind zum Essen verabredet, Derek, mehr nicht.« Der Satz war ihr einfach so herausgerutscht, doch daran war jetzt nichts mehr zu ändern. War es eigentlich richtig, was sie gesagt hatte: Waren sie wirklich nur zum Essen verabredet? Oder erwartete er noch etwas anderes von ihr?
    Trotz der kleinen Irritation wirkte er schon wieder ganz entspannt. »Und dieses Haus – äußerst merkwürdig«, sagte er, als ob er die ganze Zeit an die Grieves gedacht hätte. »Überall Bilder und Zeitungen und Bücher. Die Mutter des Ermordeten lebt dort allein. Wahrscheinlich wäre sie besser in einem Heim aufgehoben, wo sich jemand um sie kümmert.«
    »Sie ist Malerin, nicht wahr?«
    »War sie wenigstens früher. Ich weiß nicht, ob sie noch malt.«
    »Ihre Arbeiten müssen ein Vermögen wert sein. Hab ich jedenfalls in der Zeitung gelesen.«
    »'n bisschen gaga, die Frau, wenn Sie mich fragen. Na ja, andererseits ist gerade ihr Sohn ermordet worden. Steht mir eigentlich nicht zu, so was zu sagen.« Er sah sie an, um seine Wirkung zu prüfen. Ihre Augen sagten ihm, dass er seine Sache nicht übel machte. »Cammo Grieve war auch da.«
    »Gilt als ziemlicher Lebemann.«
    »Was – bei dem Übergewicht?«
    »Jedenfalls gilt er als Weiberheld – und als ziemlich unseriös.«
    Sie grinste ihn an, doch er sprach unbeirrt weiter.

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