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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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»sondern ein Tageszentrum. Aber um ehrlich zu sein, wenn meine Gäste sonst nirgends hinkönnen, lasse ich sie manchmal auch vorne im Aufenthaltsraum übernachten. Schließlich ist Winter, und was soll ich sonst machen?«
    Clarke nickte. Der Raum, in dem sie saßen, erinnerte tatsächlich irgendwie an einen Laden. Es gab dort einen Schreibtisch und ein paar Stühle, den restlichen Platz nahmen große Blechdosen mit Lebensmitteln ein. Weiter hinten gab es laut Drew noch eine kleine Küche, wo die Frau mit ein paar Hilfskräften drei Mahlzeiten pro Tag zubereitete.
    »Nicht gerade  haute cuisine,  aber beklagt hat sich bisher kaum jemand.«
    Rachel Drew war eine groß gewachsene schlichte Frau von etwa Mitte vierzig mit naturkrausem, schulterlangem braunem Haar. Sie hatte dunkle Augen und ein blasses Gesicht, eine warme, humorvolle Stimme und sah ziemlich übermüdet aus.
    »Was können Sie mir über Mr. Mackie sagen?«
    »Er war ein feiner, freundlicher Mann. Etwas menschenscheu, aber so war er nun mal. Hat lange gedauert, bis ich ihn näher kennen gelernt habe. Er war hier bereits Stammkunde, als ich damals angefangen habe. Verstehen Sie mich nicht falsch: Er ist hier nicht ständig herumgehangen, aber er kam regelmäßig vorbei.«
    »Haben Sie die Post für ihn verwahrt?«
    Drew nickte. »Aber er hat ja kaum was bekommen. Meist nur der Scheck von der Sozialhilfe… Vielleicht zwei oder drei Briefe pro Jahr.«
    »Die Kontoauszüge seiner Bausparkasse«, mutmaßte Clarke. »Wie gut haben Sie ihn gekannt?«
    »Wieso fragen Sie?«
    Clarke sah sie forschend an. Auf Rachel Drews Gesicht erschien ein verlegenes Lächeln. »Tut mir Leid, aber ich spreche nicht gerne über die Leute, die hierher kommen. Wahrscheinlich möchten Sie wissen, ob Chris selbstmordgefährdet war.« Sie schüttelte langsam den Kopf. »Jedenfalls habe ich davon nichts bemerkt.«
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    »Ungefähr vor einer Woche.«
    »Wissen Sie, wo er sich aufgehalten hat, wenn er nicht hier war?«
    »Einer meiner Grundsätze lautet, niemals danach zu fragen.«
    »Und wieso nicht?« Clarke war jetzt aufrichtig interessiert.
    »Man weiß nie, wann man einen schwachen Punkt erwischt.«
    »Hat er Ihnen etwas über seine Vergangenheit erzählt?«
    »Ein paar Geschichten. Er hat mal gesagt, dass er in der Armee war. Ein andermal hat er erzählt, dass er früher mal ein Restaurant hatte. Seine Frau ist angeblich mit einem Ober durchgebrannt.«
    Irgendetwas an Rachels Drews Stimme irritierte Clarke. »Aber Sie haben ihm das nicht abgenommen?«
    Drew lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Sie war jetzt gewissermaßen von Blechdosen eingerahmt. Jeden Tag öffnete sie ein paar von diesen Dosen, stellte sich an den Herd und kochte für hilfebedürftige Menschen, damit die übrige Welt deren Not ignorieren konnte. »Ich höre viele Geschichten, außerdem kann ich gut zuhören.«
    »Hatte Chris eigentlich nahe Freunde?«
    »Hier jedenfalls nicht – niemand, der mir aufgefallen wäre. Aber vielleicht irgendwo anders…« Drews Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Verstehen Sie mich bitte nicht falsch – aber wieso interessieren Sie sich so brennend für einen Penner.«
    »Weil er keiner war. Chris hatte bei einer Bausparkasse ein Guthaben von vierhunderttausend Pfund.«
    »Das ist ja großartig«, lachte Drew. Dann sah sie Clarkes Gesicht. »Mein Gott, ist das Ihr Ernst?« Sie beugte sich auf ihrem Stuhl nach vorne, presste die Füße gegen den Boden und stützte sich mit den Ellbogen auf die Knie. »Und woher hatte er so viel…?«
    »Wissen wir nicht.«
    »Jedenfalls verstehe ich jetzt, warum Sie sich für ihn interessieren. Und wer bekommt das Geld?«
    Clarke zuckte mit den Achseln. »Irgendwelche Verwandten…«
    »Vorausgesetzt natürlich, er hat welche.«
    »Richtig.«
    »Und vorausgesetzt, Sie finden sie.« Drew biss sich auf die Unterlippe. »Wissen Sie, es hat schon Zeiten gegeben, da hatten wir hier mächtig zu kämpfen. Und auch im Augenblick sieht es nicht gerade rosig aus. Trotzdem hat der Mann nie auch nur ein Wort…« Sie lachte plötzlich bitter und schlug die Hände zusammen. »So ein gerissener Bursche. Aber was soll's?«
    »Frage ich mich auch.«
    »Und wenn Sie nun keine Angehörigen von ihm ausfindig machen können, wer bekommt dann das Geld?«
    »Die Staatskasse, nehm ich an.«
    »Der Staat? Mein Gott, es gibt einfach keine Gerechtigkeit.«
    »Vergessen Sie nicht, mit wem Sie sprechen«, sagte Clarke und

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