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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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lächelte.
    Drew schüttelte den Kopf und kicherte. »Vierhundert Riesen. Und der Mann springt von einer Brücke und lässt das ganze Geld einfach zurück.«
    »Sieht so aus.«
    »Und natürlich hat er gewusst, dass Sie das rausfinden werden.« Drew sah Clarke an. »Man könnte fast meinen, er hat Ihnen absichtlich ein Rätsel aufgegeben.« Sie dachte einen Moment nach. »Warum wenden Sie sich nicht an die Presse? Wenn die Geschichte bekannt wird, kommen die Verwandten doch von ganz allein zu  Ihnen.«
    »Und außerdem sämtliche Gauner und Betrüger im Umkreis von tausend Meilen. Deshalb versuche ich doch, mehr über ihn herauszufinden. Damit solche Gestalten erst gar keine Chance bekommen.«
    »Hm. Klingt plausibel. Auf den Kopf gefallen sind Sie jedenfalls nicht.« Sie atmete schwer aus. »Ich wüsste schon, was ich mit dem Geld mache.«
    »Vielleicht eine Küchenhilfe engagieren?«
    »Eigentlich hatte ich eher an ein Jahr auf Barbados gedacht.«
    Clarke musste wieder lächeln. »Noch eins: Sie haben nicht zufällig ein Bild von Chris?«
    Drew hob eine Augenbraue. »Vielleicht haben Sie Glück.« Sie öffnete eine Schreibtischschublade und kramte diverse Papiere, Schreibutensilien und Tonbandkassetten hervor. Schließlich fand sie, wonach sie suchte: einen Stapel Fotografien. Sie sah die Fotos rasch durch, zog dann eines heraus und reichte es Clarke.
    »Letztes Jahr Weihnachten aufgenommen, aber Chris hat sich seither kaum verändert. Der Mann neben ihm, das ist Graubart.«
    Clarke erkannte den schlafenden Mann aus dem Aufenthaltsraum. Auf dem Foto saß er in demselben Sessel, allerdings hellwach und fröhlich lachend. Auf der Armlehne des Sessels hockte Christopher Mackie. Mittelgroß, leicht untersetzt. Sein schwarzes Haar war aus der ausgeprägten Stirn nach hinten gekämmt. Er lächelte etwas verlegen und geheimnisvoll. Und ein Geheimnis hatte er in der Tat. Es war das erste Mal, dass sie sein Gesicht sah. Merkwürdiges Gefühl. Bis dahin hatte sie ihn nur als Leiche gekannt…
    »Und hier ist er noch mal zu sehen – ganz alleine«, sagte Drew.
    Auf dem zweiten Foto stand Mackie vor dem mit Geschirr gefüllten Spülbecken. Der Fotograf hatte ihn unvorbereitet erwischt. Mackies Gesicht wirkte entschlossen, und er schien ganz auf seine Arbeit konzentriert. Der Blitz tauchte sein Gesicht in ein gespenstisch weißes Licht und ließ seine Augen wie rote Punkte erscheinen.
    »Was dagegen, wenn ich die Fotos mitnehme?«
    »Kein Problem.«
    Clarke schob die beiden Bilder in die Jackentasche. »Sie würden mir einen großen Gefallen tun, wenn Sie im Augenblick noch für sich behalten könnten, was Sie soeben erfahren haben.«
    »Auf einen Massenandrang durchgeknallter Pseudo-Erben kann ich durchaus verzichten.«
    »Würde mir die Arbeit sehr erleichtern.«
    Drew schien noch über etwas nachzudenken. Sie öffnete eine rote Plastikkiste mit Karteikarten und blätterte darin herum, bis sie schließlich ein Kärtchen herauszog.
    »Chris' persönliche Daten«, sagte sie und reichte Clarke die Karte. »Geburtsdatum, Name seines Hausarztes samt Telefonnummer. Vielleicht hilft Ihnen das ja weiter.«
    »Danke«, sagte Clarke. Sie zog eine Banknote aus der Tasche. »Das ist kein Schmiergeld oder so was, ich möchte dem Heim nur eine kleine Spende zukommen lassen.«
    Drew betrachtete den Geldschein. »Also gut«, sagte sie schließlich und nahm das Geld an. »Wenn es Ihr Gewissen beruhigt, warum soll ich es dann ablehnen?«
    »Ich bin Polizeibeamtin, Miss Drew. Das Gewissen – das gewöhnen sie einem schon in der Grundausbildung ab.«
    »Hm«, sagte Rachel Drew und erhob sich, »scheint fast so, als ob bei Ihnen ein neues nachgewachsen wäre.«

12
    Rebus überließ Derek Linford die Wahl: Roddy Grieves Arbeitsplatz oder Hugh Cordovers Studio. Natürlich wusste er, wofür Linford sich entscheiden würde.
    »Vielleicht stoße ich ja dort auf etwas, das uns einen Schritt weiter bringt«, sagte Linford und ließ Rebus zum Herrensitz von Hugh Cordover und Lorna Grieve in dem Dorf Roslin fahren. In Roslin gab es aber auch die ebenso alte wie ungewöhnliche Rosslyn-Kapelle, die sich seit einigen Jahren bei diversen durchgeknallten Endzeit-Esoterikern ungemeiner Beliebtheit erfreute. Angeblich war unter dem Boden der Kapelle die Bundeslade vergraben. Andere Verrückte sahen in dem Gebäude ein außerirdisches Raumschiff. Das Dorf selbst war ebenso ruhig wie belanglos. High Manor, das Domizil der Cordovers, verbarg sich knapp einen

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