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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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klingeln.« Das Glas hatte ihn knapp verfehlt, und er wischte sich nur etwas Eiswasser vom Ärmel.
    Lorna erhob sich etwas wackelig vom Sofa. Rebus hatte den Eindruck, dass die beiden den öffentlichen Streit liebten und darin so etwas wie ihr ureigenes künstlerisches Vorrecht sahen.
    »Hey, ihr zwei«, sagte plötzlich eine beschwichtigende Stimme. »Wir verstehen ja drüben unser eigenes Wort nicht mehr.
    Was nur wieder die Qualität der Schalldämpfung belegt.« In der Tür stand Peter Grief. Er ging zum Kühlschrank und holte sich eine Flasche Wasser. »Im Übrigen kann sich solche Ausbrüche eigentlich nur der Rockstar leisten und nicht seine Tante und sein Onkel.«
    Rebus und Peter Grief saßen in der Kontrollkabine. Alle anderen waren oben im Esszimmer. Inzwischen war nämlich ein Bäckereiwagen vorgefahren und hatte ganze Tabletts voll Sandwiches und Gebäck abgeliefert. Rebus hielt einen kleinen Papierteller in der Hand. Darauf lag ein mit Hühnchen-Tikka gefülltes Sandwich. Peter Grief hatte ein Stück Torte vor sich und schaufelte sich mit dem Finger nur die Sahne in den Mund. Ansonsten hatte er den ganzen Morgen offenbar noch nichts zu sich genommen. Er fragte Rebus: »Stört es Sie, wenn ich im Hintergrund ein bisschen Musik laufen lasse.« Musik erleichterte ihm angeblich das Denken.
    »Selbst wenn es sich dabei um die Rohmischung eines meiner eigenen Songs handelt.«
    Und diese Musik lief jetzt im Hintergrund. Rebus sagte: »Drei-Mann-Bands sind eher eine Seltenheit.« Doch Grief korrigierte ihn und erwähnte die Manie Street Preachers, Massive Attack, Supergrass und ein halbes Dutzend weitere Gruppen und fügte dann hinzu: »Und natürlich Cream.«
    »Und Jimi Hendrix nicht zu vergessen.«
    Grief senkte den Kopf. »Noel Redding: Nicht viele Bassisten konnten es mit James Marshall aufnehmen.«
    Nach diesem Austausch von Höflichkeiten stellte Rebus seinen Teller beiseite. »Sie wissen, weshalb ich hier bin, Peter?«
    »Ja, Hugh hat es mir erzählt.«
    »Tut mir Leid wegen Ihres Vaters.«
    Grief zuckte mit den Achseln. »Tja, das hat er nun von der Politik. Hätte besser ins Musikgeschäft einsteigen sollen…« Das alles klang wie einstudiert, wie eine aus Selbstschutz wieder und wieder abgenudelte Litanei.
    »Wie alt waren Sie eigentlich, als Ihre Eltern sich getrennt haben?«
    »Zu jung, um mich noch daran zu erinnern.«
    »Und aufgewachsen sind Sie bei Ihrer Mutter?«
    Grief nickte. »Aber die beiden sind natürlich in Verbindung geblieben. Sie wissen schon – ›damit das Kind nicht darunter zu leiden hat‹.«
    »Trotzdem hat es Sie tief verletzt, richtig?«
    Grief blickte von seinem Teller auf. In seiner Stimme klang Verärgerung mit. »Und woher wollen Sie das wissen, wenn ich fragen darf?«
    »Auch ich habe meine Frau vor vielen Jahren verlassen. Sie hat unsere Tochter allein aufgezogen.«
    »Und wie geht es Ihrer Tochter heute?« Seine Verärgerung war inzwischen einer gewissen Neugier gewichen.
    »Okay.« Rebus machte eine kurze Pause. »Das heißt, heute. Also damals…, ich weiß nicht recht.«
    »Sie sind doch Polizist, richtig? Oder sind Sie vielleicht so 'ne Art Therapeut, der mich dazu bringen will, über meine Gefühle zu sprechen?«
    Rebus lächelte. »Wenn ich wirklich Therapeut wäre, Peter, dann würde ich jetzt sagen: Finden Sie nicht, dass es an der Zeit ist, ganz offen über Ihre Gefühle zu sprechen?«
    Grief lächelte und senkte den Kopf. »Manchmal wäre ich gerne wie Hugh und Lorna.«
    »Weil die ihre Gefühle so völlig ungeniert rauslassen?«
    »Richtig.« Wieder ein Lächeln, das langsam auf seinen Lippen erstarb. Grief war ein hoch aufgeschossener, schlanker junger Mann. Er hatte – möglicherweise gefärbtes – zurückgegeltes schwarzes Haar, von dem ihm ein paar Strähnen in die Stirn fielen. Das Auffälligste an seinem langen kantigen Gesicht waren die markanten Wangenknochen und die dunklen gehetzten Augen. Ansonsten sah er exakt so aus, wie man sich einen Popmusiker vorstellt: schmuddeliges weißes T-Shirt mit weiten Ärmeln. Schwarze Jeans und Biker-Boots. Er trug an beiden Handgelenken dünne Lederarmbänder und um den Hals ein Pentagramm. Hätte Rebus die Stelle eines Bassisten in einer Rockband zu besetzen gehabt, dann wäre Peter ganz sicher die allererste Wahl gewesen.
    »Wie Sie wissen, versuchen wir herauszufinden, wer Ihren Vater umgebracht hat.«
    »Ja.«
    »Hat er Ihnen gegenüber mal erwähnt… Also, hatten Sie das Gefühl, dass er Feinde hatte,

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