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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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genau, ob er solche Sprüche ernst meinte. Ja, so waren die Leute in Edinburgh nun mal: starrköpfig und verschroben. Manchmal hatte sie aber auch das Gefühl, dass er ihr – wie zurückhaltend auch immer – den Hof machte, dass seine Sprüche und Witze Bestandteil eines Paarungsrituals waren. Noch zusätzlich kompliziert wurde die Sache allerdings dadurch, dass er sich – sofern sie mit ihrer Vermutung überhaupt richtig lag – offenbar dazu gedrängt fühlte, das Objekt seiner Begierde eher ein bisschen zu piesacken als offen zu umwerben.
    Sie kannte John Rebus inzwischen schon eine Reihe von Jahren, trotzdem waren sie immer noch nicht richtig befreundet. So weit sie es beurteilen konnte, hatte Rebus außerhalb der Arbeit mit keinem der Kollegen etwas zu tun, es sei denn, sie lud ihn mal zu einem Spiel der Hibs ins Stadion ein. Sein einziges Hobby war offenbar das Trinken. Im Übrigen bevorzugte er Orte, wo wenig Frauen anzutreffen waren, meist museale Kneipen, die noch aus prähistorischen Zeiten übrig geblieben waren.
    So weit sie wusste, hatte er jahrelang mit Dr. Patience Aitken eine höchst wechselhafte Beziehung gehabt, aber das war offenbar vorbei. Natürlich ging sie das alles im Grunde genommen überhaupt nichts an. Anfangs hatte sie ihn für scheu und verklemmt gehalten, doch so sicher war sie sich inzwischen nicht mehr. Anscheinend wusste er genau, was er wollte. Jedenfalls konnte sie ihn sich beim besten Willen nicht in einem Single-Club vorstellen. Das war mehr was für Leute wie Derek Linford. Linford… ja, da hatte sie wohl einen Fehler gemacht. Seit dem Abend im Dome hatte sie nicht mehr mit ihm gesprochen. Danach hatte er noch exakt eine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter hinterlassen: »Ich hoffe, Sie sind mir nicht mehr böse, was immer auch der Grund gewesen sein mag.« Als ob es ihr Fehler gewesen wäre. Fast hätte sie ihn zurückgerufen, ihm eine Entschuldigung abgepresst, doch vielleicht war das ja genau seine Taktik: Vielleicht wollte er sie ja nur dazu bringen, den ersten Schritt zu tun, den Kontakt wieder aufzunehmen und das Spiel von vorne zu beginnen.
    Ja, vielleicht hatte John Rebus' Wahnsinn wirklich Methode. Klar, man konnte die Abende natürlich auch allein zu Hause verbringen, sich ein schönes Video ausleihen, Gin trinken und irgendwelches Knabbergebäck in sich reinschieben. Man musste dort niemanden beeindrucken. Auf Partys und in Kneipen hatte sie nämlich ständig das Gefühl, dass fremde Augen sie anstarrten und taxierten.
    Morgens im Büro hieß es dann: »Und was haben Sie gestern Abend gemacht?« Eigentlich eine harmlose Frage, klar. Trotzdem begnügte sie sich vorsichtshalber mit der Antwort: »Nicht viel, und Sie?« Denn das Wort alleine bedeutete sofort, dass man auch einsam war.
    Oder auf der Suche. Oder dass man was zu verbergen hatte.
    Der Hunter Square war nur von einem einsamen Touristenpaar bevölkert, das sich über einen Stadtplan beugte. Da der Kaffee, den sie getrunken hatte, sich bemerkbar machte, stattete sie der öffentlichen Toilette einen Besuch ab. Als sie wieder aus der Kabine trat, stand eine Frau neben dem Waschbecken und durchwühlte ein paar Plastiktüten. Die Frau trug eine schmuddelige dicke Jacke, die am Hals und an den Schultern aufgerissen war. Ihr kurzes Haar war verfilzt und ihre Wangen von der Kälte gerötet. Sie führte Selbstgespräche und fand schließlich, was sie suchte: einen halb gegessenen Hamburger, der noch in seiner Verpackung steckte. Die Frau hielt das Ding in den warmen Luftstrom des Händetrockners und drehte es hin und her. Clarke sah ihr fasziniert zu und wusste nicht recht, ob sie abgestoßen oder beeindruckt sein sollte. Die Frau wusste genau, dass sie beobachtet wurde, ließ sich jedoch von ihrem Vorhaben nicht abbringen. Als sich der Trockner schließlich ausschaltete, setzte sie ihn mit dem Finger wieder in Gang. Dann fing sie an zu sprechen.
    »Neugierig, was? Bist du auch auf der Rolle?« Sie sah Clarke an. »Findest du wohl witzig, was?«
    »Witzig?«, sagte Clarke.
    Die Frau schnaubte verächtlich. »Ist ja auch egal. Übrigens, ich bin keine Pennerin.«
    Clarke trat näher. »Meinen Sie nicht, dass das Ding schneller warm wird, wenn Sie es aufmachen?«
    »Hm?«
    »Ich würde es jedenfalls innen aufwärmen und nicht außen.«
    »Soll das heißen, dass ich zu blöde bin…?«
    »Nein, ich…«
    »Toll, dass du alles weißt. Mein Gott, was würde ich nur ohne dich machen? Haste mal 'n paar Piepen?«
    »Ja,

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