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Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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besten Willen nicht schlau wurde. Und dann war Nic noch drei Jahre auf der Napier-Uni gewesen – das hieß: noch mehr Bücher und Referate und all so was. In dieser Zeit hatten sie sich gelegentlich mal am Wochenende getroffen, unter der Woche fast nie – hin und wieder waren sie mal freitags abends zusammen in die Disco oder in ein Pop-Konzert gegangen. Zu Iggy Pop… Gang of Four… zu den Stones im Playhouse. Mit seinen Kumpels von der Uni hatte Nic Jerry meist gar nicht erst bekannt gemacht, höchstens, wenn sie sich mal zufällig bei einem Konzert trafen. Ein-oder zweimal waren sie zusammen einen trinken gegangen. Jerry hatte bei der Gelegenheit eins der Mädchen angemacht, und Nic hatte ihn am Arm gefasst.
    »Was meinst du, wie Jayne das finden würde?«
    Ja, richtig, er war damals schon mit Jayne gegangen. Hatte in derselben Fabrik gearbeitet wie er: Halbleiterfabrikation. Jerry fuhr den Gabelstapler, konnte verdammt gut umgehen mit dem Ding. Natürlich hatte er ein bisschen angegeben und war um die Frauen herumgekurvt. Die Frauen lachten und sagten: Pass bloß auf, dass du niemanden über den Haufen fährst. Und dann war Jayne plötzlich da gewesen. Tja, und das war's dann.
    Fünfzehn Jahre waren sie jetzt verheiratet. Fünfzehn Jahre und keine Kinder. Was sollten sie auch mit Kindern, schließlich ging er stempeln. Ja, und ein Brief war auch gekommen: Das Arbeitsamt wollte wissen, was er unternahm, um an einen neuen Job zu kommen. Antwort: Ihr könnt mich mal. Und auch Jayne machte ihm Druck. »Die Uhr läuft ab, Jerry.« Damit meinte sie ihre biologische Uhr, doch die Bemerkung enthielt auch stets die Drohung, dass sie abhauen würde, falls sie ihren Willen nicht bekam. Wäre nicht das erste Mal. Schon einmal hatte sie einfach ihre Klamotten gepackt und war weggegangen
    – zu ihrer Mutter natürlich, drei Straßen weiter.
    Ja, er musste unbedingt raus. In der Bude wurde er noch verrückt. Er wischte sich den Schaum vom Gesicht und zog das Hemd wieder an. Dann schnappte er sich seine Jacke, und schon war er draußen. Lief erst durch die Straßen, um mit irgendwem zu quatschen. Danach trieb er sich eine halbe Stunde beim Buchmacher rum, um sich aufzuwärmen, und tat so, als ob er sich in irgendein Formular vertiefte. Er war dort schon bekannt, und die Leute wussten, dass er keine Wette abschließen würde. Die paar Mal, die er es getan hatte, hatte er sowieso kein Glück gehabt. Dann kam die Mittagszeitung, und er blätterte ein bisschen darin herum. Auf Seite drei eine Geschichte über ein Sexualverbrechen. Er studierte den Bericht. Eine neunzehnjährige Studentin war auf einem Parkplatz angefallen worden. Jerry legte die Zeitung beiseite und ging nach draußen und suchte eine Telefonzelle.
    Nics Büronummer hatte er in der Tasche. Er rief ihn manchmal dort an, wenn er sich langweilte. Meistens hielt er dann den Hörer in die Luft, damit Nic einen Song hören konnte, nach dem sie früher gemeinsam getanzt hatten. Die Dame am Empfang hob ab, und er fragte nach Mr. Hughes.
    »Nic, Mann, ich bin's, Jerry.«
    »Hallo, Kumpel. Was kann ich für dich tun?«
    »Ich hab gerade die Zeitung gelesen. Gestern Abend hat jemand 'ne Studentin angefallen.«
    »Schrecklich, schrecklich, was alles so passiert.«
    »Das warst du nicht zufällig?«
    Ein nervöses Lachen. »Nicht sehr witzig, Jerry.«
    »Komm, sag schon.«
    »Wo bist du? Sonst noch jemand, der zuhört ?«
    Nics Stimme klang irgendwie merkwürdig. Wollte er ihm – Jerry – durch die Blume etwas sagen? Vielleicht, dass jemand mithören konnte, die Rezeptionistin zum Beispiel?
    »Wir reden später«, sagte Nic.
    »Pass mal auf, tut mir echt Leid…« Die Leitung war tot.
    Jerry zitterte am ganzen Leib, als er wieder aus der Zelle trat. Er rannte nach Hause und drehte sich erst mal einen Joint. Stellte den Fernseher an und saß da und versuchte, seinen Herzschlag zu beruhigen. Ja, hier war er sicher, hier konnte ihm keiner etwas tun. Ja, hier war alles in Ordnung.
    Bis Jayne zurückkam.
    Siobhan Clarke hatte die Stadtverwaltung um Amtshilfe bei der Nachforschung nach Chris Mackies Geburtsurkunde gebeten. Sie hatte aber auch in der Szene weitere Erkundigungen über Mackie eingezogen, vor allem im Bereich Grassmarket und Cowgate, später auch in diversen Parkanlagen, in der Princes Street und am Hunter Square.
    Donnerstagmorgen. Sie saß inmitten kränkelnder Menschen im Wartezimmer einer Arztpraxis, bis sie aufgerufen wurde und die Frauenzeitschrift mit den

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